Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
gestritten, ob die Nabatorer und die Nekromanten in die Stadt einfielen oder sich auf Gash-shaku, den Linaer Moorpfad und die Treppe des Gehenkten konzentrierten. Offenbar hatte sich seit dem Tag, an dem wir Giss getroffen hatten, nichts an der Situation geändert. Das konnte nur eines heißen: Unsere Armee hielt stand.
    Natürlich verlor niemand ein Wort über die Verdammten. Entweder hielten die sich immer noch im Hintergrund, oder die Schreitenden verschwiegen dem einfachen Volk, wer ihnen eigentlich gegenüberstand. Meiner Ansicht nach war das völlig richtig, denn Angst schlägt eine Armee nicht schlechter in die Flucht als Schwerter und Magie.
    Einen Platz auf der Fähre ergatterte ich problemlos: Drei Sol für den Posten – und jede Warterei entfiel.
    »Du kommst von Süden?«, fragte der Posten, während er auf eine der Münzen biss, um sie zu prüfen.
    »Ja.«
    »Wie sieht’s da aus?«
    »Ruhig wie in ’nem Sumpf. Und hier?«
    »Auch. Und jetzt rauf mit dir, ich hab keine Zeit zum Plaudern.«
    Ich führte Hengst, dem das gar nicht passte, auf die Fähre. Die roch nach feuchtem Holz, Teer für die Ritzen, Schweiß, Pferden und Fischen. Neben mir stand ein hagerer Bursche mit einer Warze auf der Nase, ein kleiner Tuchhändler. Während der Überfahrt fragte ich ihn aus und erfuhr auf diese Weise, was in der Stadt vor sich ging. Rosig sah die Lage nicht aus. Aber eigentlich konnte mir das auch egal sein. Wir würden unsere Angelegenheiten regeln und ein für alle Mal abtauchen.
    »Alles ist jetzt drei mal so teuer wie zu Beginn des Frühlings«, klagte der Händler. »Der Statthalter hat die Steuern angehoben. Die Soldaten verrohen.«
    »Was ist mit dem Hafen?«, erkundigte ich mich mit stockendem Herzen. »Ist der abgeriegelt worden?«
    »Nein, nach wie vor fahren Schiffe. Allerdings nicht sehr oft. Uns wollen nämlich nur noch wenige Menschen aus anderen Ländern besuchen. Nur die absolut raffgierigen. Die verdienen sich im Handel jetzt eine goldene Nase. Vor allem Seeleute aus Syn und Schmuggler. Die Nabatorer Flotte hat zwar die Meerenge der Goldenen Mark dicht gemacht, lässt aber bis auf unsere Schiffe noch alle durch.«
    Da ich damit erfahren hatte, was ich wissen wollte, hörte ich den weiteren Klagen des Händlers nur mit halbem Ohr zu. Allem Anschein nach durfte ich ganz zart durchatmen. Der Hafen war offen, die Seewege überwiegend ungefährlich. Wir mussten nicht unbedingt in die Goldene Mark gehen, wir konnten auch irgendwo anders hin. Hauptsache, es fuhren überhaupt Schiffe. Wir würden uns schon mit einem Kapitän einig werden, dass er uns an Bord nahm und von hier wegbrachte. Davor müssten wir nur noch eine Kleinigkeit erledigen: Yokh aufsuchen und ihm in gebührender Weise zu verstehen geben, was wir, Lahen und ich, von seinem Verhalten hielten.
    Die Fähre kam dem Ufer mit jeder Minute näher. Ich vermochte bereits die Gesichter der Menschen im Hafen zu unterscheiden.
    Es war recht viel Volk zusammengekommen. Einige von ihnen wollten ans andere Ufer übersetzen, meist Händler mit ihren Waren. Es gab aber auch genügend Hafenarbeiter, Ausrufer für die Schenken und natürlich Soldaten. Das Dutzend in rot-weißen Uniformen hätte nur ein Blinder übersehen. Vier von ihnen trugen Armbrüste, die anderen Gleven. Die Sonne stand in unserem Rücken, blendete sie also, sodass sie uns Ankömmlinge erst erkannten, als die kräftigen Fuhrleute anlegten.
    »Da wären wir!«, rief der älteste Fährmann. »Ans Ufer mit euch! Und eine neue Mannschaft für meine Fähre! Die Leutchen hier sind müde!«
    Ich wartete, bis der Verschlag der Pferde geöffnet wurde, um Hengst am Zügel von Bord zu führen. Der hätte mich fast gebissen, so sehr verübelte er es mir, dass ich ihn zu einer Überfahrt auf diesem Gefährt gezwungen hatte, das seiner Ansicht nach völlig unsicher war. Vor ihm musste ich mich jetzt also auch noch in Acht nehmen.
    Ein Soldat musterte mich eingehend, stellte jedoch nichts Verdächtiges fest und verlor daraufhin jedes Interesse an mir. Wahrscheinlich hatte der Statthalter diese Burschen an jedem wichtigen Punkt aufgestellt, damit sie nach Spionen des Feindes Ausschau hielten, die sich nach Alsgara einschleichen wollten. Oder nach Nekromanten. Die einen wie die anderen hätten nämlich einigen Schaden anrichten können. Vor allem, falls die Stadt tatsächlich belagert werden sollte.
    Allerdings: Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass die Soldaten einen versierten

Weitere Kostenlose Bücher