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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Bäume.
    Verdrossen stülpte er die Lippe vor. Wie gemein! Sein Lieblingsplatz war besetzt! Neben der alten Eiche stand Ann, die Frau des Zimmermanns. Was hatte die hier verloren? Oh, der würde er schon klarmachen, dass das seine Wiese war! Dass sie verschwinden sollte! Aber erst, nachdem er noch ein Küchlein gegessen hatte.
    Während er am Gebäck nagte, kam ihm allerdings ein viel besserer Gedanke: Was, wenn Ann aufhörte, diesen blöden Baum anzugaffen und im Fluss badete? Schließlich war es ganz schön heiß. Wenn er dann ganz ruhig hier sitzen bliebe, könnte er sie nackt sehen, jawoll. Pork hatte schon mal nackte Mädchen angeguckt, die in der Nacht der Sonnenwende am Schwarzen Strudel badeten. Damals hatten ihn die Burschen aus dem Dorf allerdings in den Büschen entdeckt und so verbläut, dass sie ihm beinahe alle Knochen gebrochen hätten.
    Doch plötzlich hätte sich Pork fast verschluckt: Der Baumstamm zerbarst, als wären hundert böse Holzfäller auf ihn losgegangen. Porks Augen klebten förmlich an diesem Baum, weshalb er auch nicht gleich bemerkte, dass von der gegenüberliegenden Seite der Lichtung bewaffnete Männer aus dem Wald anrückten …
    Der alte Morgan begrüßte mich freundlich, bat mich in sein Haus und setzte sich an den Tisch. Da ich den Schmied nicht beleidigen wollte, sprachen wir eine Weile übers Wetter, die nächste Ernte und die Nachbarn. Schließlich brachte ich aber doch die Sache zur Sprache, die mich hergeführt hatte. »Ich schulde dir noch was für die Werkzeuge«, fing ich an und legte sechs Sol auf den Tisch.
    »Das hat doch keine Eile«, murmelte Morgan.
    »Etwas Geld im Haus schadet nie«, widersprach ich. »Außerdem habe ich gehört, dass du für deinen Sohn Brautwerber ausgeschickt hast. Da zählt also jeder Kupferling.«
    »Stimmt schon.« Morgan strahlte. »Aber warum begleichst du deine Schulden? Du willst uns doch wohl nicht verlassen?«
    »Ich muss. Die Geschäfte rufen.«
    »In dem Fall kann ich nur gratulieren«, sagte Morgan. »Legt ja niemand gern die Hände in den Schoß. Wann kommst du wieder?«
    »Deshalb wollte ich dich sprechen«, antwortete ich grinsend. »Wir kommen nicht zurück. Aber ich will das Haus nicht verkaufen. Außerdem fehlt mir dazu die Zeit. Ich habe gehört, dein Renh hat keinen Herd, an den er seine Frau bringen kann. Du hast den Bau seines Hauses erst vor einem Monat angefangen, das dauert also noch eine Weile. Nimm solange einfach meins. Sollen sie bei uns wohnen. Von mir aus für immer, wenn nicht, dann nur so lange, bis sie ein eigenes Dach über dem Kopf haben.«
    Dieser großzügige Vorschlag überrumpelte den armen Kerl völlig. Hüstelnd lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und zog nachdenklich die Brauen zusammen. »Das kommt überraschend, Meloth sei mein Zeuge. Aber du warst ja schon immer ein komischer Bursche, Pars. Den eigenen Haushalt einfach so wegzuschenken.«
    »Ich bin nicht komisch, ich bin bloß großzügig.« Obwohl ich mich sehr anstrengte, brachte ich nur ein schiefes Lächeln zustande. »Und wenn ich mein Hab und Gut schon hergeben muss, dann in gute Hände. Was ist, nimmst du’s oder nicht?«
    »Natürlich nehm ich es. Ich wäre ein Dummkopf, täte ich es nicht. Nur ist es mir peinlich, dir gar nichts dafür zu geben. Da fangen die Leute an zu reden …«
    »Lass sie reden.«
    »Pass auf, ich gebe dir wenigstens etwas, das bringt mich schon nicht an den Bettelstab.«
    Doch ehe ich darauf antworten konnte, erklang in meinem Kopf ein verzweifelter Aufschrei:
»
Hilf mir!«
Das Bild, das mir Lahen übermittelte, zeigte die Lichtung, auf der wir das Geld versteckt hatten, das uns für den Mord an der Schreitenden bezahlt worden war. Ohne mich von Morgan zu verabschieden, stürzte ich aus dem Haus und eilte Lahen zu Hilfe. Während ich rannte, versuchte ich in einem fort, sie zu rufen. Vergeblich. So etwas war noch nie geschehen. Angesichts der jüngsten Ereignisse rechnete ich natürlich mit dem Schlimmsten. Ich verfluchte mich bereits zum fünften Mal dafür, dass ich ihr erlaubt hatte, diese Sache ohne mich zu erledigen.
    Ich trug nur ein Wurfbeil bei mir, ein vortreffliches Gerät für die Arbeit im Wald oder bei der Jagd, ja, selbst ein Mord ließ sich damit bewerkstelligen – aber einem gut bewaffneten Gegner stand ich damit gleichsam mit bloßen Händen gegenüber.
    Ich setzte über die Weidenbüsche, die die Lichtung säumten, und erfasste das Geschehen mit einem Blick. Keine zwanzig Schritt vor mir

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