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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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solchen Kreatur zu begegnen. Er ist von hinten an mich herangeflogen. Ich kann von Glück sagen, dass er mich nicht getötet hat.«
    »Wo der jetzt wohl steckt?« Shen ließ seinen Blick über die Bäume in der Nähe schweifen.
    Bamuth legte sofort wieder die Armbrust an.
    »Spart euch das, der hat längst das Weite gesucht. He, Meister, hör auf zu heulen und lauf zu deinen Kühen!«, rief Knuth nun Pork zu.
    Das ließ sich dieser nicht zwei Mal sagen. Er sprang auf, vergaß sogar seine Küchlein, die überall verstreut im Gras lagen, und rannte zum Wald – wahrscheinlich, um im ganzen Dorf herumzuerzählen, was auf der Lichtung vorgefallen war.
    »Oho! Was haben wir denn hier?« Shen zog einen Beutel aus dem geborstenen Baumstamm. »Ganz schön schwer, das Säckelchen.«
    Wortlos streckte ich die Hand nach dem Fund aus. Diese Unverfrorenheit überraschte Shen zwar, und er wollte sich schon weigern, doch als er meine finstere Miene sah, reichte er mir, ohne zu murren, den Beutel.
    »Gehört der euch?«, fragte Knuth.
    »Ja.«
    Weitere Fragen blieben mir zum Glück erspart.

Kapitel
5
    Rek war in Frieden gestorben. Luk hatte es gar nicht mitgekriegt, weil er in einen unruhigen Schlaf gefallen war, und als er wieder aufwachte, weilte sein Freund schon in den Glücklichen Gärten. War ihnen beiden anfangs das Glück also hold gewesen, sodass sie das Wunder vollbracht hatten, aus der Burg der Sechs Türme zu fliehen, hatte es den einen von ihnen am Ende doch im Stich gelassen. Nach der Flucht hatte Luk seinen Gefährten, der viel Blut verloren hatte, huckepack getragen und sich mit ihm in den Wald geschlagen. Später, bereits allein, war er dann im Vorgebirge auf eine verlassene Silbermine gestoßen, wie es sie in dieser Gegend zuhauf gab. Sämtliches Silber für die Sol des Imperiums stammte einst aus diesen Minen, doch inzwischen waren sie längst ausgebeutet. Im Grunde hätte er also kein besseres Versteck finden können, denn die Nabatorer Soldaten würden wohl kaum auf die Idee kommen, in den vor über achtzig Jahren aufgegebenen Stollen nach Feinden zu suchen.
    Jetzt sollte er sich allerdings wieder hinauswagen. Er nahm sein Beil an sich, schnappte sich die Laterne, zündete sie aber nicht an, sondern tastete sich so lange vor, bis ihn die niedrige Decke zwang weiterzukriechen. Erst da beschloss Luk, etwas von dem wenigen verbliebenen Öl zu vergeuden. Doch selbst mit dem fahlen Licht hatte er nur eine Sicht von anderthalb Yard. Über den feuchten Boden kriechend, verwünschte er seine Vorsicht. Warum hatte er sich bloß so tief in den Stollen zurückgezogen? Warum war er nicht in der Nähe des Eingangs geblieben? Hier hätte ihn doch sowieso niemand gesucht! Sobald er wieder aufrecht weiterlaufen konnte, atmete er erleichtert durch. Als er kurz darauf einen sanften Luftzug im Gesicht spürte, wusste er, dass er den Ausgang fast erreicht hatte. An der nächsten Gabelung brauchte er bloß noch über einen Haufen behauenen Gesteins zu kriechen – und schon machte er in der Ferne Tageslicht aus.
    Erneut beschlichen ihn Zweifel: Sollte er den Stollen wirklich wieder verlassen? Er löschte die Laterne und ging langsam weiter, wobei er immer wieder stehen blieb und lauschte. Mit einem Mal meinte Luk Schritte zu hören – und hätte sich vor Angst beinah in die Hosen gepinkelt. Bei genauerem Hinhören vernahm er jedoch nur das Geräusch seines eigenen Atems, mehr nicht.
    Als ihn nur noch zwanzig Yard vom Ausgang trennten, drang Luk ein leises Rauschen ans Ohr. Verängstigt hielt er abermals inne, ehe er begriff, dass es nur Regen war. Erleichtert lächelte er und hängte die Laterne an den Bügel, von dem er sie abgenommen hatte, als er in die Tiefe hinabgestiegen war.
    Es regnete überraschend heftig. Ein Spinnennetz aus Grautönen spannte sich über die abendlich schummrige Welt. In der Luft hing ein strenger Geruch nach feuchter Erde und Blättern, zu dem sich ein übler Gestank gesellte. Etwa zehn Yard vom Ausgang entfernt stand, mit dem Rücken zu Luk, ein hagerer, in Lumpen gekleideter Mann. Den Regen, der durch die Kleidung und das spärliche Haar bis auf die Haut drang, schien er gar nicht wahrzunehmen.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete ihn Luk. Der Unbekannte verhielt sich ruhig und trug keine Waffe. Eine Gefahr stellte der bestimmt nicht dar. Obwohl: Hatte diese Verdammte nicht zunächst auch wie ein friedliches Lämmchen gewirkt? In Erinnerung an Scharlach packte Luk das Beil fester. Meloth allein wusste,

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