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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Noch dazu ohne Armbrust, mit der er gegebenenfalls auf Jagd gehen konnte. Nein, besser, sie besorgten sich im Dorf Proviant, dann wären sie zumindest eine Sorge los.
    Voller Wohlbehagen genoss er das warme Licht.
    Mit einem Mal jedoch schob sich für den Bruchteil einer Sekunde ein Schatten vor die Sonne. Im Nu schlug die Stimmung des Nordländers um. Angespannt spähte er nach draußen.
    Durch das Fenster, das sich gegenüber der Stelle befand, an der er saß, ließen sich die Gipfel von drei Platanen und ein Ausschnitt des strahlend blauen Himmels erkennen: Damit stammte der Schatten also nicht von einer Wolke.
    Unverwandt hielt er den Blick aufs Fenster gerichtet und sog vorsichtig die Luft ein. Der Geruch war so zart, dass ihn selbst die empfindliche Nase Ga-nors kaum wahrnahm. Aber sobald er ihn erschnupperte … Verfluchter Mist! Ug sollte ihn holen, wenn er sich täuschte!
    Die Luft roch nach Mandeln.
    Einen solchen Geruch verströmte nur ein Wesen. Und das stand nicht auf Seite des Imperiums. Ohne diesen flüchtigen Schatten hätte Ga-nor die Gefahr nie auch nur erahnt, denn das schlaue Geschöpf hielt sich im Windschatten, ja, selbst der Wald verriet es nicht, denn die Vögel tschilpten munter wie zuvor, von der Anwesenheit dieser Kreatur in keiner Weise beunruhigt.
    Was jetzt? Lauerte dieses Untier darauf, dass sie die Hütte verließen? Wie lange würde es sich in dem Fall noch gedulden?
    Ga-nor schielte zu Luk hinüber. Der schlief süß und selig mit offenem Mund gegenüber vom zweiten Fenster – während sein Skalp bereits als Trophäe gehandelt wurde.
    Ug steh mir bei!, flehte er innerlich. Nimmt das denn nie ein Ende?!
    Er versuchte jede überflüssige Bewegung zu vermeiden, als er nach dem Brot tastete, das vom gestrigen Abend übrig geblieben war, brach ein kleines Stück ab, knetete es zu einer Kugel und warf es Luk an die Stirn. Der schlug sofort die Augen auf.
    Noch ehe er Ga-nor fragen konnte, was geschehen sei, legte der Irbissohn den Finger vor die Lippen, um ihm zu bedeuten, kein Wort von sich zu geben. Und – Ug sei gepriesen! – Luk verstand ihn. Daraufhin versuchte ihm Ga-nor mit Gesten zu erklären, dass Gefahr im Verzug sei. Auch das gelang. Nun folgte der schwierigste Teil: Sie mussten sich unbemerkt von ihren Plätzen wegbewegen, vorzugsweise rasch und gemeinsam, denn Ga-nor vermochte nicht zu sagen, welches der beiden Fenster ihr Feind im Auge behielt.
    Zu dumm, dass Luk die komplizierte Zeichensprache der Klane nicht beherrschte. Immerhin war er aber mit den gängigen Armeezeichen vertraut, sodass sich Ga-nor ihm einigermaßen verständlich machen konnte.
    »Auf drei!«, flüsterte der Fährtenleser tonlos. »Eins! Zwei! Drei!«
    Kaum rührte sich Ga-nor, da pfiff auch schon etwas durch die Luft. Irgendwo schlug dieses Etwas mit dumpfem Ton ein. Der Irbissohn rollte nach dem Sprung ab und fand sich unmittelbar unter dem Fenster wieder. Sofort sah er sich nach allen Seiten um.
    Luk lebte noch. Er presste sich gegen die Tür, sein volles, gutmütiges Gesicht hatte jedoch die Farbe von Sauermilch angenommen. In der Wand, gegen die er sich bis eben noch gelehnt hatte, steckte ein anderthalb Yard langer Pfeil. Ein dicker. Mit violett-roter Befiederung.
    »Verflucht!«, stieß Ga-nor aus.
    »Wer war das?!«, fragte der zu Tode erschrockene Luk, der sich lebhaft ausmalte, wie er mit diesem Monsterpfeil an die Wand gespickt wurde.
    »Komm von der Tür weg! Rasch!«
    Wenn man Luk eines nicht nachsagen konnte, dann, dass er begriffsstutzig war. Ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen, leistete er dem Befehl Ga-nors Folge. Mit dem Beil in der Hand rollte er zur Seite und kroch auf dem Bauch zu einer Stelle zwischen Wand und Ofen, wo er in Sicherheit war.
    Schon durchbohrte der nächste Pfeil die morschen Bretter der Tür und ragte zwei Handbreit aus diesen heraus. Hätte sich Luk nicht von der Stelle gerührt, wäre dies sein Ende gewesen.
    »Luk? Alles in Ordnung?«
    »Glaub schon.« Er betastete sich mit zitternden Fingern. »Wer ist das?«
    »Eine Ascheseele.«
    »Eine echte?«
    Diese Frage hätte er sich sparen können, das wusste er selbst, denn der Beschuss erinnerte nun wahrlich nicht an jene Märchen, die besoffene Alte erzählten.
    »Wo kommt die her?«
    »Frag mich was Leichteres«, knurrte Ga-nor. In der Tat, was hatte diese Kreatur im Wald verloren. »Rühr dich auf alle Fälle nicht vom Fleck!«
    »Mhm.«
    Die beiden machten sich nichts vor: Sie saßen in der Falle. Die

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