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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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in den Rücken fallen. Nach über einer Stunde näherte er sich seinem Gegner, der auf der Vorderseite der Hütte lauerte, wieder.
    Die verschlossene Tür mit dem Pfeil darin und das Fenster sah er bereits – nur die Ascheseele nicht.
    Ob das Biest den Standort gewechselt hatte?
    Mist. Wie sollte er es in all den Bäumen und Sträuchern rund um die Hütte nur finden? Den ersten Pfeil hatte die Ascheseele von der Stelle abgeschossen, an der Ga-nor gerade lag, den zweiten dreißig Schritt davon entfernt. Von dem Schützen fehlte jedoch jede Spur.
    »Wo steckst du, du Dreckskerl?«, flüsterte Ga-nor tonlos.
    Obwohl alles dafür sprach, dass sich die Ascheseele aus dem Staub gemacht hatte, zog Ga-nor diesen Gedanken nicht ernsthaft in Erwägung. Das verbot allein die Vorsicht. Deshalb musste er warten, wie lange auch immer.
    Irgendwann lenkte ein Buntspecht Ga-nors Aufmerksamkeit auf sich. Kaum dass sich der Vogel am Stamm der Nachbarplatane niedergelassen hatte, flatterte er wieder auf, als sei er erschrocken. Der Irbissohn ließ den Blick aufmerksam über die Sträucher, die in der Nähe des Baums wuchsen, wandern. Das hatte er zwar schon zuvor getan, dabei aber keinen Hinweis auf irgendeine Gefahr entdeckt und folglich nach anderen Verstecken Ausschau gehalten.
    Auch jetzt wollte ihm nichts Verdächtiges auffallen. Diese Sträucher unterschied nichts von den anderen. Was also hatte den Vogel erschreckt?
    Weitere Minuten verstrichen in peinigender Warterei. Ga-nor behielt die Sträucher nun fest im Blick. Dann drehte der Wind – und Mandelgeruch stieg ihm in die Nase.
    Der Irbissohn hätte beinahe einen Fluch ausgestoßen. Da steckte diese Kreatur nur zwanzig Schritt von ihm entfernt – und trotzdem hätte er ihn ohne diesen Vogel nie im Leben bemerkt. Ug sei gepriesen, dass es noch die Nase gab, wenn schon die Augen versagten.
    Er kroch schräg nach hinten zurück. Als der Abstand auf zehn Schritt geschmolzen war, sah er die Ascheseele. Diese Wesen hatten den Kopf, den Oberkörper und die Arme von Menschen, anstelle von Beinen jedoch einen kurzen schuppigen Schlangenschwanz. Wozu der gut sein sollte, wusste niemand, denn diese Kreaturen flogen dank Magie frei wie ein Vogel durch die Luft. Wenn auch nicht sehr hoch, Gerüchten zufolge nur etwa mannshoch über dem Boden.
    Der Schädel des Geschöpfes wirkte reichlich unförmig, die Stirn viel zu schwer, das Gesicht eingedrückt, mit scharf hervortretenden Wangenknochen. In den schütteren Haaren steckte die rot-violette Feder eines unbekannten Vogels. Die gelbe, verrunzelte Haut und der schmale Unterkiefer ließen an einen Greis denken. Dort, wo Nase und Ohren hätten sitzen sollen, klafften schwarze Löcher. Lange, magere Arme gereichten einem Skelett zur Ehre. Doch obwohl sie trügerisch schwach anmuteten, verbogen sie mühelos ein Hufeisen. An dem trockenen, knochigen Körper hing eine schmutzige, grau-grüne Tunika. Den Köcher mit den Pfeilen trug er auf dem Rücken, drei weitere Pfeile steckten im Boden. Der Bogen in den Händen der Ascheseele flößte Ga-nor gewaltigen Respekt ein: Mit so einem Ding tötete man nicht Menschen, sondern Schneetrolle.
    Glücklicherweise galt die ungeteilte Aufmerksamkeit dieser Kreatur der Hütte. Nicht ein Mal blickte sie zur Seite. Weshalb sie auch nicht ahnte, dass sich ein Mensch in ihrer Nähe versteckt hielt. Ga-nor zog das Schwert blank, machte einen Schritt auf den Feind zu, verharrte, um dann den nächsten Schritt zu tun – und erneut stehen zu bleiben. In diesem Augenblick erinnerte er wie nie zuvor an einen riesigen roten Irbis. An eine Raubkatze, die sich an ihre arglose Beute schleicht.
    Mit einem Mal rührte sich die Ascheseele – und Ga-nor stürmte auf den Gegner los. Sobald die Kreatur ihn hörte, heulte sie auf, fuhr herum und schoss. Das Biest erwies sich als weitaus flinker, als Ga-nor angenommen hatte.
    Er schaffte es nur in letzter Sekunde, zur Seite zu springen. Der Pfeil pfiff mit einem ekelhaften Zischen knapp an seinem Ohr vorbei. Daraufhin stürmte der Irbissohn unter lautem Gebrüll auf die Kreatur zu, um auf ihr Gesicht einzuhacken. Die Klinge schlitzte die Haut und das Fleisch auf, drang durch Knochen und Hirn und zerschmetterte dem Biest am Ende den Schädel. Das Geschöpf stieg ein letztes Mal gut zwei Yard in die Luft auf und krachte dann, die Sträucher unter sich begrabend, zu Boden. Doch selbst damit gab sich Ga-nor noch nicht zufrieden. Er setzte der bereits toten Ascheseele noch mit drei

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