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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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es ein gutes Stück. Ga-nor führte ihn aus dem Wald heraus und dicht an die Häuser des Dorfes heran.
    »Willst du etwa behaupten, hier sei es sicherer als in den Sträuchern?«, fragte Luk.
    »Nicht hier, aber da drüben, in der Mühle.«
    »Die macht aber nicht den Eindruck, als werde sie nicht mehr benutzt.«
    »Habe ich das behauptet?«
    Gerade als Luk einwenden wollte, es sei viel zu gefährlich, zu dem Bau am Fluss hinunterzugehen, schlich Ga-nor weiter.
    »Schließen die ihre Türen denn nie ab?«, fragte Luk, sobald er die Mühle erreichte.
    »Wer sollte denn was klauen? Hier kennt jeder jeden. Und die Nabatorer? Die brauchen schließlich auch Brot. Los, rein mit dir!«
    Ga-nor schloss die Tür hinter ihnen fest zu, zündete eine auf dem Boden stehende Öllampe an und schirmte sie sofort mit einer Metallblende ab, damit eine Patrouille, sollte sie zufällig vorbeikommen, das Licht nicht bemerkte.
    »Hast du die Mühle schon inspiziert?«, fragte Luk, da ihm nicht entging, wie mühelos sich Ga-nor zurechtfand.
    »Ja. Geh die Treppe rauf.«
    Die Wendeltreppe führte um riesige Zahnräder und Mühlsteine herum in den ersten Stock, den weitere Getriebe einnahmen. Außerdem roch es hier angenehm nach Getreide und Mehl.
    Der Irbissohn packte eine Stehleiter, die an der Wand lehnte, und versicherte sich, dass sie nicht morsch war. »Rauf mit dir!«
    In der Decke gab es eine Luke, durch die man auf den Dachboden gelangte.
    »Die finden uns doch sofort«, sagte Luk.
    »Nein, glaub mir, hier ist es viel sicherer als im Wald. Selbst in Ugs Ausschnitt wären wir nicht geschützter. Außerdem haben wir den größten Teil des Dorfs gut im Auge. Also, rauf mit dir!«
    Obwohl Luk immer noch seine Zweifel hegte, stieg er die Leiter hinauf, öffnete die schwere Luke, kletterte auf den Dachboden und nahm Ga-nor das Beil ab, das dieser ihm hinhielt.
    Es roch nach Staub, Gerümpel und Vogelkot.
    »Was, wenn der Müller morgen merkt, dass eine Lampe fehlt?«
    »Wird er schon nicht«, erwiderte Ga-nor.
    Er klappte die Leiter wieder zusammen und stellte sie gegen die Wand, sprang hoch, klammerte sich am Rand der Luke fest und zog sich auf den Dachboden hinauf.
    Als er die Luke schloss, stieg eine Staubwolke auf.
    »Lass uns was auf die Klappe packen. Sicherheitshalber. Los, hilf mir mal!«
    In einer Ecke lagen wie auf jedem dörflichen Dachboden verrostete Hacken, Heugabeln und zerbrochene Sensen. Es fand sich aber auch ein kleiner geborstener Mühlstein, der vielleicht dreihundert Pfund wog. Offenbar glaubte der Müller, das Ding ließe sich doch noch für irgendwas gebrauchen.
    Zu zweit schleppten sie ihn auf die Luke.
    »So, nun können wir ruhig schlafen«, sagte Ga-nor und wischte sich die Hände ab. »Mach’s dir gemütlich.«
    Erst jetzt sah sich Luk gründlich auf dem Dachboden um. Der Boden und die schrägen Wände bestanden aus unbehauenen Brettern. An denen konnten sie sich jederzeit einen Splitter einfangen. In den Ecken hingen alte, mehlbestäubte Spinnennetze. Im gegenüberliegenden Teil gab es ein quadratisches Fenster. Es hatte weder einen Rahmen noch eine Scheibe, sondern war lediglich ein Loch in der Wand. Im Winter dürfte hier oben alles voller Schnee sein.
    Luk trat vors Fenster und hockte sich hin, um nach draußen zu blicken. Da unten lag der Fluss, davor das Dorf. Von einem Wachturm aus hätte er keine schlechtere Sicht gehabt.
    »Man muss schon blind sein, um uns bei Tage hier oben nicht zu finden.«
    »Klar, wenn du deinen nackten Hintern zum Fenster raushängst, dann sieht dich jeder schon aus einer League Entfernung. Komm vom Fenster weg, du Narr!«
    »Was willst du von deiner Stelle aus denn sehen?«
    »Alles, was ich sehen muss. Hier, fang auf!«
    Ga-nor warf seinem Gefährten den Sack zu. In ihm fanden sich eine gebratene Hammelkeule, fünf Zwiebeln, die schon austrieben, ebenso viele Äpfel, eine kleine Honigwabe und eine Steckrübe.
    »Ah!«, rief Luk begeistert, während sein Magen in Erwartung des Essens freundlich knurrte. »Welch gutem Menschen verdanken wir das?«
    »Keinem. Ich habe mich in einer Vorratskammer und einem Gemüsegarten bedient. Brot konnte ich leider nicht auftreiben.«
    »Du hast die Sachen also geklaut«, sagte Luk und zerteilte mit dem Dolch das Fleisch. »Gut gemacht. Es wäre viel zu gefährlich gewesen, das alles zu kaufen. Womöglich hätten die Nabatorer dann Wind davon bekommen. Die althergebrachte Weise ist da schon sicherer: Nimm, was du siehst, und frag nicht

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