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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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da?«
    Vom Dorf aus kam ein Dutzend Reiter übers Feld heran. Auf einem Pferd saßen gleich zwei Männer. Der erste war ein Nabatorer Soldat, der zweite, mit dem hellen Hemd, offenbar jener Junge, der vor ihnen weggerannt war. Am Waldrand zügelten die Soldaten ihre Pferde, saßen ab, ließen einen Mann zur Bewachung bei den Tieren zurück und verschwanden hinter den Bäumen.
    »Und du meinst, die entdecken uns nicht?« Luk tastete im Gras nach dem Beil und zog es näher an sich.
    »Keine Sorge! Diese Dummköpfe finden nicht mal ein Mammut, das am helllichten Tag in einem Käfig sitzt. Außerdem suchen sie an den völlig falschen Stellen. Sie werden ein bisschen über die Lichtung stapfen, aber ganz bestimmt nicht weit in den Wald vordringen. Danach ziehen sie beruhigt wieder ab.«
    »Und wenn nicht?«
    »Sieh dir doch nur mal ihren Gang an! Das sind Reiter. Die können nur reiten und aus vollem Hals brüllen. Dafür verirren sie sich noch im Gemüsegarten ihrer Großmutter. Willst du vielleicht noch mal mit mir wetten?«
    »Für heute reicht’s mir. Und die können ganz bestimmt keine Spuren lesen?«
    Mit einer verächtlichen Grimasse gab Ga-nor zu verstehen, dass er einen derart dummen Gedanken selbst von Luk nie im Leben erwartet hätte.
    »Aber was, wenn unter denen ein echter Sturkopf ist? Dann liegen wir hier rum und sehen nichts. Und die greifen uns in aller Ruhe von hinten an!«
    Diese Befürchtung ließ sich Ga-nor immerhin durch den Kopf gehen. »Gut«, seufzte er schließlich. »Um des lieben Friedens willen pirsche ich mich an sie heran und beobachte sie. Du bist wirklich eine Plage: Du bringst die Menschen dazu, an ihren eigenen Kräften zu zweifeln.«
    »Ich bin schon als kleines Kind vorsichtig gewesen«, verteidigte sich Luk.
    »Bleib hier liegen. Und bei Ug – komm ja nicht raus, bevor ich nicht wieder da bin.«
    Daraufhin verschwand Ga-nor im hohen Gras. Luk, der vor Sorge schwitzte, richtete sich aufs Warten ein. Nach zwanzig Minuten kam der Irbissohn zurück, allerdings aus einer ganz anderen Richtung, als Luk vermutet hatte.
    »Und?«
    »Ich hab’s dir doch gleich gesagt: Die taugen bloß zum Reiten, nicht aber zum Spurenlesen. Natürlich haben sie rein gar nichts entdeckt. Jetzt gerben sie dem Jungen das Leder, weil der sie ohne jeden Grund aufgescheucht hat.«
    Noch im selben Augenblick tauchten die Nabatorer wieder aus dem Wald auf, schwangen sich auf ihre Pferde und zogen gemütlich ab.
    »Ug sei gepriesen, dass wir es nicht mit Kundschaftern zu tun gekriegt haben. Die hätten unter jedem Grashalm nachgeschaut, bevor sie abgezogen wären. Aber die hier … Was für Tölpel!«
    Im Dorf war alles ruhig und still. Die Reiter verschwanden hinter den Häusern, der Bogenschütze schmorte auf dem Wachturm, die Patrouillen liefen träge den Dorfrand ab. Ga-nor spähte die Gegend noch drei weitere Male aus.
    »Du meinst also wirklich, wir können es wagen, bei Einbruch der Dunkelheit unser Versteck zu verlassen?«
    »Ich kann es wagen. Du wartest hier auf mich.«
    Ein vernünftiger Vorschlag. Bei dieser Unternehmung würde Luk ihm mehr schaden als nutzen, denn es war schwierig, sich genauso lautlos wie der Nordländer zu bewegen. Noch dazu, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    »Bring mir was zum Essen mit. In meinem Magen wächst schon ein Spinnennetz.«
    »Du hast doch erst heute früh was gegessen!«
    »Etwas Brot und Käse – das nennst du Essen? Ich bin ein kräftiger Mann, kein Klappergestell und …«
    »Du isst gern.«
    »Stimmt«, erwiderte Luk. »Bis zur Nacht halte ich noch durch. Aber wenn ich morgen früh nichts zwischen die Kiefer kriege, krepiere ich.«
    »Und wo soll ich deiner Meinung nach was zu futtern hernehmen? Ich kann ja wohl schlecht in die nächste Schenke spazieren und was kaufen! Oder die Nabatorer um Essen bitten.«
    »Das sollst du ja auch gar nicht! Was bist du überhaupt so mürrisch? Ich meinte nur, falls du die Möglichkeit hast, etwas Essbares aufzutreiben, würdest du einen glücklichen Mann aus mir machen. Dann würde ich deine Familie bis ans Ende der Zeiten in meine Gebete einschließen.«
    »Ich habe keine Familie.«
    »Oh«, brachte Luk verlegen heraus, um gleich darauf hinzuzufügen: »Dann werde ich für dich bitten, vor allem weil ich …«
    »Halt den Mund, du Schwatzschnabel«, verlangte Ga-nor in ruhigem Ton. »Sonst verzähl ich mich noch.«
    »Was zählst du denn?«
    »Die Nabatorer. Ich will wissen, wie viele Soldaten es sind.«
    »Drei auf dem

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