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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Und wenn der Hauptmann vom Eisturm Luk in dieser Aufmachung sähe, dann würde der ihm Strafmaßnahmen aufbrummen, dass er erst in ein paar Jahren wieder vom Wehrgang runterkäme.
    »Gut, machen wir es, wie du vorschlägst.« Luk griff nach seinem Beil.
    »Das hört sich schon besser an«, erwiderte Ga-nor. »Andererseits sollten wir auch nichts überstürzen. Sonst böten wir nämlich ein willkommenes Ziel für die Bogenschützen.«
    »Wo siehst du denn hier Bogenschützen?!«
    »In einer Entfernung von hundert Yard. Zwei Männer. Sie kommen zur Mühle. Sitz still, sonst sehen sie dich!«
    Mit einem schweren Seufzer legte sich Luk das Beil quer über die Knie, schloss die Augen und versuchte, sein wild hämmerndes Herz zu beruhigen.
    Mitten auf der Treppe in der Schenke blieb Thia stehen, weil der Rabe Verbindung mit ihr aufnahm. Für den Bruchteil einer Sekunde trübte sich ihr Blick, ein Kloß schnürte ihr die Kehle ab, und in ihren Ohren rauschte es – bis ihr schließlich ein blendendes Licht in die Augen schlug. Sie brauchte eine Weile, um das Bild einzuordnen. Aber anfangs ist es immer schwierig, die Welt aus Vogelaugen zu betrachten.
    Sie schwebte zwischen Himmel und Erde. Linker Hand zog sich das blaue Band des Flusses, in dem sich die Sonne und der dunkle Wald spiegelten, dahin. Thia erteilte ihrem Helfer in Gedanken einen Befehl, worauf der Rabe seine Flugrichtung änderte. Nun steuerte er auf die Dorfmitte zu. Unter ihm liefen Menschen. Da er nicht sehr hoch flog, vermochte Thia die Nabatorer ausgezeichnet zu erkennen. Über die verstaubte Straße zuckelte ein mit Holz beladener Karren. Vier Reiter schossen in vollem Galopp an ihm vorbei.
    »Wo steckst du?«, flüsterte Thia. »Zeig dich!«
    Sie musste auf ihr Glück vertrauen – und das ließ sie nicht im Stich. Abermals verlangte sie von dem Raben, er möge die Richtung ändern. Nun rückten der Fluss und der östliche Teil von Hundsgras in ihr Blickfeld. Der Vogel schoss über eine Mühle, eine Brücke, über Dächer, Gassen und Gärten hinweg – und dann sah sie das zerstörte Haus und die Menschen.
    Fünf bewaffnete Männer und eine Frau mit einem Hilss.
    Nie hätte sie vermutet, dass die Frau noch so jung war. Nicht bei dem Potenzial! Und es war keine Schreitende! Thia spürte ihre Kraft deutlich – nicht aber jenen Abdruck der Gabe, der für die Magier und Magierinnen des Imperiums charakteristisch war. Nein, diese Frau war ganz gewiss nicht in der Schule der Schreitenden im Regenbogental ausgebildet worden. Die Verdammte Typhus lenkte den Raben näher an die Frau heran, um deren Fähigkeiten einer ersten Prüfung zu unterziehen. Die Närrin würde das nicht einmal spüren, das lag jenseits ihrer Möglichkeiten …
    Dennoch riss sie jäh den Kopf hoch. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte sie auf den Raben, dann machte sie den blonden Mann neben sich auf den Vogel aufmerksam. Ehe Thia ihrem Gehilfen auch nur den Befehl geben konnte abzudrehen, griff der Mann nach seinem Bogen.
    In ihren Ohren brannte ein entsetzlicher Schmerz, die Welt trübte sich, und die vor Wut rasende Verdammte Typhus hatte wieder nichts als die Schenke vor Augen.
    Der vom Pfeil getroffene Vogel fiel wie ein Stein auf die Straße. Keine Ahnung, weshalb Lahen wegen dieses Vogels so außer sich geriet, aber ich erfüllte ihre Bitte, ohne ihr eine Frage zu stellen.
    »Willst du in Übung bleiben?«, giftete Shen.
    Ich bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Früher oder später würde dieser Milchbart ein Wort zu viel riskieren. Dann würde sich vermutlich eine gute Seele finden und ihm das Maul stopfen.
    »Er hat dir nur dein Abendessen gesichert«, höhnte Gnuzz.
    »Den kannst du selbst verschmausen«, erwiderte unser Herr Medikus.
    »Haltet den Mund!«, verlangte Lahen, die der dumme Streit erzürnte. »Das ist nicht die Zeit für solche Späße.«
    Genau da löste sich der Körper des Vogels in Luft auf. Nur der Pfeil blieb zurück, den ich kurzerhand zurück in den Köcher steckte. Das merkwürdige Verschwinden meiner Beute bot Gnuzz einen willkommenen Anlass zu weiterem Gezeter.
    »Der Vogel stellte die Augen dieser Person dar«, erklärte mein Augenstern, während sie versuchte, den zischenden Stab zu beruhigen. »Jetzt weiß sie, wo wir sind.«
    »Willst du einen Rat von mir?«, fragte mich Knuth.
    Ich zuckte bloß die Achseln. Wenn er einen vernünftigen Vorschlag hatte, sollte er ihn ruhig vorbringen.
    »Lass uns von der Straße runter. Jeder Hund sieht uns

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