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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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nichts anderes, als wie die Fliegen abzukratzen. Verhungerten, erlagen einer Krankheit oder dem Suff. Kein Wunder, bei dem Leben, das sie führten. Irgendwann gewann ihre Neugier aber doch die Oberhand. Nur war es da fast zu spät.
    Der silbrige, wie eine Saite zitternde Seelenfaden des Nekromanten war kurz davor, ins Reich der Tiefe zu sinken.
    Entschlossen langte die Verdammte Typhus nach ihm, damit er nicht endgültig aus dieser Welt schwand. Im letzten Moment bekam sie ihn zu fassen. Nun musste sie den Faden in den Körper zurückstopfen und behelfsmäßig an der toten Hülle befestigen, denn noch brauchte sie den Nekromanten.
    Thia wirkte einen komplizierten Zauber, der es ihr erlaubte, die Hände vom Faden zu nehmen, ohne fürchten zu müssen, die Seele entgleite ihr während der heiklen Prozedur wieder.
    Kurz vor Vollendung ihres Werks schlug ihr jedoch jemand gleichsam auf die Finger. Der Angriff erfolgte so überraschend und war derart schmerzhaft, dass Thia für den Bruchteil einer Sekunde die Kontrolle über den eigenen Zauber verlor. Ihre Hand erschlaffte, und die Seele des Auserwählten, die sie mit solcher Mühe eingefangen hatte, rann ihr wie Wasser zwischen den Fingern davon.
    Vor Wut und Enttäuschung aufschreiend, sprang sie aus dem Zuber.
    »Das wäre geschafft!«, seufzte Lahen und geriet ins Schwanken.
    Noch ehe sie fallen konnte, packte ich sie bei den Armen.
    »Der wäre beinah auferstanden!«, krächzte Bamuth mit heiserer Stimme. »Obwohl Gnuzz ihm schon die Kehle aufgeschlitzt hatte!«
    »Ja, wir haben’s gesehen«, presste Shen heraus. Sein Grinsen und all sein freches Gebaren hatten sich verflüchtigt. Er stand mit ernster Miene da, die Ofengabel immer noch in Händen. »Aber was soll man von so einem Monster schon erwarten?«
    »Nur hat uns diese Person jetzt entdeckt«, bemerkte mein Augenstern. »Und der habe ich nicht viel entgegenzusetzen.«
    »Schaffen wir es bis zum Wald?«, erkundigte sich Gnuzz, während er sich das Gesicht mit dem Tischtuch abwischte.
    »Wir müssen es wagen«, antwortete ich. Sofort spielte ich im Kopf verschiedene Fluchtwege durch. Am besten wäre es wohl, wir folgten unserer Straße bis zur Brücke. Dann bräuchten wir nur noch an der Mühle vorbei und wären schon fast im Wald. Dort fänden wir mühelos ein Versteck. Hauptsache, wir schafften es aus dem Dorf heraus.
    »Aufgepasst!«, rief Knuth und riss mich aus meinen Überlegungen. »Die Untoten wollen ihr Glück noch einmal versuchen.«
    Unverzüglich griff ich nach dem Köcher, doch Lahen schüttelte nur energisch den Kopf. »Vergeude deine Pfeile lieber nicht, das erledige ich. Knuth! Aus dem Weg!«
    Das brauchte sie ihm nicht zweimal zu sagen. Sobald Knuth zur Seite gesprungen war, ließ mein Augenstern den Stock über dem Kopf kreisen, richtete ihn auf die Tür und schrie: »Rragon-rro!«
    Der Schädel stieß ein betäubendes Heulen aus. Bamuth warf sich kurzerhand bäuchlings zu Boden. Das Haus bebte derart, dass mir für einen Moment schwarz vor Augen wurde.
    »Sieh dir das an!«, schrie Luk, der vorm Fenster auf dem Boden lag und Ga-nor am Jackenärmel zog. »Da!«
    In seiner Verblüffung vergaß er sogar, seine vielgeliebte Kröte zu erwähnen.
    Selbst von der Mühle aus war zu sehen, wie das Dach eines Hauses am Dorfrand gut zwanzig Yard in die Luft schoss und im nachbarlichen Gemüsegarten landete. Danach nahm ihnen der zum Himmel aufsteigende Staub die Sicht.
    Eine gewaltige Freisetzung der Kraft ließ Thia fluchen. Wie erstarrt hielt sie mitten im Ankleiden inne.
    Dergleichen konnte – durfte! – es doch gar nicht geben! Dieser kreuzdämliche Nekromant! Zu bedauerlich, dass er schon ermordet worden war – sonst hätte sie das gern eigenhändig erledigt. Wie hatte dieser Nichtsnutz nur verkennen können, was für einen Schatz dieses Weibsbild darstellte?!
    Über welche Kräfte diese Frau verfügte! In einem Provinznest wie diesem hätte Thia nie im Leben mit einem derartigen Funken gerechnet. Allein das magische Echo ließ darauf schließen, dass die Bauersfrau es mit den meisten Schreitenden aufzunehmen vermochte. Zudem wusste diese Närrin ihr Talent meisterlich einzusetzen. Schließlich machte sich nicht jede einen fremden magischen Stab ohne Weiteres gefügig, ganz zu schweigen davon, dass sie die eigene Gabe in eine Magie anderer Prägung eingeflochten hatte. Geradezu spielend hatte sie über die Magie des Todes geboten! Das deutete auf großes Talent! Menschen wie diese Frau fasste man

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