Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
angegriffen hatte, und brüllte laut und jeden Buchstaben einzeln betonend dasselbe wie zuvor mein Augenstern: »Rragon-rro!«
    Der Schädel schrie wie ein Mensch vor Schmerz auf – und eine Lanze aus blendendem Licht schlug auf unsere Feinde ein.
    Das Verhalten dieses Grünschnabels befremdete Thia. Was versprach er sich von dem Hilss? Nichts in diesem Jungen deutete darauf hin, dass er über den Funken verfügte.
    Doch als der Stab den neuen Besitzer anerkannte und die Form änderte, handelte die Verdammte Typhus umgehend. Mit einem Teil ihrer Kraft formte sie einen Schild, um ihn dem fremden Zauber entgegenzustellen. Grell blendendes Licht umgab sie nun.
    Dennoch durchbohrte ein unsagbarer Schmerz jeden Teil ihres Körpers. Sie krümmte sich und schrie auf wie ein gequältes Tier.
    Die Erde bebte. Vor meinen Augen tanzten bunte Flecken.
    Shen stand immer noch an derselben Stelle, aber der Stab des Nekromanten existierte nicht mehr. Er war in schwarze Flocken zerfallen, die sofort von einem leichten Wind erfasst und über die Straße davongetragen wurden. Lahen schwieg. Die lilafarbene Flamme an ihren Handgelenken war erloschen. Als sie aufzustehen versuchte, eilte ich zu ihr und half ihr hoch. Ein Krampf schüttelte sie, ihre Zähne klapperten, auf den bleichen Wangen prangten rote Fieberflecken. Wieder und wieder stieß sie nur die Worte »Ein Heiler« aus.
    »Kannst du gehen?«
    Zunächst sah mich mein Augenstern nur verständnislos an, dann nickte sie. Doch nach ein paar Schritten auf wackligen Beinen wäre sie beinahe gefallen.
    »Lass mich dir helfen!« Shen kam auf sie zu und fasste sie unter.
    Er war schweißgebadet, aus seiner Nase troff Blut. Etliche der kleinen Äderchen in seinen Augen waren geplatzt. Dennoch hielt er sich sicher auf beiden Beinen und hatte seine Kraft nicht eingebüßt. Ich überließ ihm Lahen.
    »In den Wald! Ich komme nach!«
    Er legte sich meinen Augenstern mühelos über die Schulter und rannte zur Brücke.
    Drei der fünf Nabatorer waren tot. Der vierte schrie unaufhörlich, der fünfte rührte sich mit schwachen Gliedern. Der Zauber hatte sie voll erwischt, selbst die Erde unter ihnen schien geschmolzen.
    Auch die Frau hatte es schwer getroffen. Ihr Haar war angesengt, das Gesicht, wie durch ein Wunder von den Flammen verschont, bildete einen einzigen blutigen Fleischklumpen. Der linke Unterarm fehlte, und sie presste die rechte Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stillen. Trotz der grauenvollen Wunden versuchte sie unverdrossen aufzustehen.
    Dieses Vorhaben vereitelte ich jedoch, indem ich drei Pfeile auf das niederträchtige Weibsbild abschoss. Der erste traf sie rechts in der Brust, sodass sie wieder zu Boden fiel. Der zweite bohrte sich ihr in die Seite, der dritte in den Hals. Wer auch immer sie sein mochte – sie starb, wie jeder Mensch stirbt.
    Pork, der die ganze Zeit hinter einem Brunnen gekauert hatte, schrie schmerzerfüllt auf. Sollte er! Ich drehte mich um und stürzte Lahen und Shen nach, die bereits die Brücke überquert und das andere Flussufer erreicht hatten.
    Der markerschütternde Schrei eines seiner Männer riss Hauptmann Gray aus seiner Erstarrung.
    »Halt noch durch, mein Freund«, flüsterte er.
    Doch der Verwundete hörte ihn nicht und jammerte unvermindert weiter.
    Gray überwand seine Schmerzen und stemmte sich unter Qualen auf die Knie. Der rechte Arm war derart verbrannt, als hätte er ihn in ein glühendes Kohlebecken gehalten. Obwohl unter seinem Helm Blut hervorrann und ihm in die Augen lief, konnte er die Wunde klar erkennen. Diese Hand würde nie wieder ein Schwert halten können: Daumen und Zeigefinger fehlten.
    Am Boden fand Gray ein paar blutdurchtränkte Fetzen, die noch bis vor Kurzem zu einem Kleidungsstück gehört hatten, und verband sich mehr schlecht als recht die Wunde. Sein Freund hörte endlich auf zu schreien. Er war tot. Gray, der sich in einem fort das Blut aus dem Gesicht wischte, sah sich um. Der Kampf war vorüber. Er war der Einzige, der den Angriff dieser Frau überlebt hatte. Seine Männer und die Herrin waren tot.
    Die Herrin war tot.
    Er vermochte es nicht zu glauben. Nie hätte er für möglich gehalten, dass diejenigen, die hierzulande die Verdammten genannt wurden, sterben können. Aber jetzt lag die Herrin vor ihm, zerschmettert und blutend. Mit drei Pfeilen im Körper, die ihm ein stummer Vorwurf waren.
    Er hatte versagt. Er hatte die Ehre, die ihm erwiesen worden war, nicht verdient. Er hatte Schande über sein

Weitere Kostenlose Bücher