Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Geschlecht gebracht.
    Am Rande seines schmerzgepeinigten Bewusstseins nahm er neben sich eine Bewegung wahr. Der kräftige Kerl mit dem Gesicht eines Trottels, der ihnen von der Schenke aus gefolgt war, trat an den Nabatorer heran. »Du Waschlappen!«, sagte er.
    Erschaudernd hob Gray den Kopf und schrie verängstigt auf, als er die Augen des Jungen sah. Sie waren vollkommen weiß. Blind. In ihnen loderte die Flamme des Todes. Und dann dieser Ton! Nur ein Mensch wagte es, sich einem Königsgardisten gegenüber einen solchen Ton herauszunehmen.
    »Das … das kann nicht sein«, hauchte Gray. »Das glaube ich nicht … Herrin …«
    Der Blick der Verdammten Typhus verhieß nichts Gutes.

Kapitel
10
    Seit vier Tagen eilten wir nun durch den Wald. Gleich bei der ersten Rast hatte Shen Gnuzz eins verpasst, weil dieser einfach mit Bamuth abgehauen war. Zu meiner Überraschung hatte der Iltis sich das sogar gefallen lassen. Offenbar wollte er fürs Erste keine Schlägerei anzetteln, da er wusste, dass er den Kürzeren ziehen würde, denn weder Lahen noch ich zeigten Mitleid mit ihm.
    Seitdem verhielten sich Gnuzz und Bamuth friedlicher als friedlich, allmählich hatte sich sogar die Spannung unter uns aufgelöst. Die offenen Rechnungen konnten später beglichen werden. Jetzt mussten wir zusammenhalten.
    Als wir unser Nachtlager an diesem Abend in einem Platanenwald aufschlugen, durften wir uns endlich reinen Gewissens bis zum nächsten Morgen ausruhen, denn inzwischen lag das Dorf weit hinter uns.
    »Bist du sicher, dass uns hier keine Gefahr droht?«, wollte Gnuzz von mir wissen.
    »Dumme Frage! Wir sind vier Tage durch den Wald gehastet. Eine Schenke werden wir hier nirgends so schnell finden. Die Richtung stimmt. Etwaige Verfolger haben wir längst abgehängt. Deswegen glaube ich auch nicht, dass uns ein kleines Feuer in Gefahr bringt. Außerdem ist es nicht besonders bekömmlich, ein Birkhuhn roh zu verschmausen. Ich persönlich ziehe es jedenfalls in gebratener Form vor.«
    Gnuzz hörte mit finsterer Miene zu, nickte, um zu zeigen, dass er überzeugt war, und stieß Bamuth in die Seite. Der brummte kurz, stand dann aber auf, und zu zweit machten sie sich daran, Feuerholz zu sammeln. Ich sah ihnen nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden waren. Lahen schlief, an einen Baum gelehnt, die Beine unter sich gezogen. Der Weg hatte sie die letzten Kräfte gekostet. Von dem Vorfall im Dorf hatte sie sich noch immer nicht ganz erholt.
    Ich zog meine Jacke aus und deckte sie so behutsam zu, dass sie nicht aufwachte.
    »Behalt die beiden lieber im Auge«, flüsterte Shen.
    Der Medikus rupfte das Birkhuhn, das ich erlegt hatte, und nickte in die Richtung, in der Gnuzz und Bamuth verschwunden waren. Weder Lahen oder ich noch er hatten mit einem Wort erwähnt, was in Hundsgras geschehen war. Dieses Thema mieden wir alle geflissentlich, wobei wir vorgaben, nie Zeit für ein ruhiges Gespräch zu finden. Gut, ein Körnchen Wahrheit steckte da auch drin. Nach den kräftezehrenden Tagesmärschen aßen wir alle nur noch schnell etwas, bevor wir in tiefen Schlaf fielen. Vor Erschöpfung hatten wir bisher nicht mal einen Wachtposten abgestellt. Am nächsten Morgen hieß es: nur rasch weiter. Und unterwegs bot sich nun wirklich keine Gelegenheit für ein Wort unter vier oder sechs Augen. Denn dass Gnuzz und Bamuth etwas davon mitkriegten – das wollte ich ganz entschieden nicht.
    Von den verborgenen Talenten Shens ahnten die beiden nämlich nach wie vor nichts, da der Junge offenkundig nicht die Absicht hegte, dieses Geheimnis mit ihnen zu teilen.
    Ich nahm den Bogen und folgte meinen werten Herren Kollegen. Schon früher hatte ich zu diesen beiden kein sonderliches Vertrauen gehabt, nach ihrer Flucht war es nun völlig geschwunden. Ohne Knuth war Gnuzz der reinste Widerling – dem sich Bamuth bedingungslos unterordnete. Lahen und ich konnten noch von Glück sagen, dass Shen nicht auf ihrer Seite stand. Was jedoch nicht hieß, dass wir dem Medikus vertrauen durften, vor allem wenn der nicht nur zu heilen, sondern auch mit glühendem Licht um sich zu werfen vermochte. Damit stellte der Milchbart eine Gefahr dar. Und wer konnte schon sagen, ob er nicht seine eigenen Gründe hatte, uns in die Bredouille zu bringen.
    Während ich unseren beiden Holzsammlern nachschlich, spähte ich auch noch gleich den Ort aus, den wir für unser Nachtlager gewählt hatten. Nicht, dass wir in der Nähe eines Gowennestes oder einer Spagenhöhle lagerten.

Weitere Kostenlose Bücher