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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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gut, du hast ja recht«, brummte Luk.
    »Warum erklärt ihr uns Nordländer eigentlich immer für blöd?«
    »Ich nicht!«, empörte sich Luk, um daraufhin sofort das Thema zu wechseln: »Lass uns lieber beobachten, was die als Nächstes machen.«
    So ein schönes Mädchen hatte er noch nie gesehen. Die Tante war viel hübscher als alle Mädchen hier im Dorf. Jawoll. Die würden alle vor Neid platzen, wenn sie dieses Mädchen sahen. Oder die eigenen Zöpfe auffuttern. So eine Schönheit hatte es in Hundsgras noch nie gegeben. Selbst sein bester Freund, Hauptmann Nay, gehorchte ihr. Und der Zauberer war auch mit ihr befreundet.
    Schon bald würde er, Pork, Ritter werden, und dann würde sich dieses Mädchen in ihn verlieben. Und er würde sie gegen alle Räuber und Drachen verteidigen. Das würde aufregend werden, jawoll. Und wer ein böses Wort über die Schöne sagte, den würde er verprügeln und zwingen, die Dame seines Herzens auf Knien um Verzeihung anzuflehen. Und alle, die sich weigern sollten, müssten Erde fressen. Oder, besser noch: Er würde sich bei Hauptmann Nay über sie beklagen, und der würde dann alle aufhängen.
    Gerade brach die Dame seines Herzens zusammen mit fünf starken Soldaten irgendwohin auf. Pork wollte sich ihnen zwar anschließen, doch als er den grimmigen Blick des grauhaarigen Hauptmanns auffing, schlich er ihnen lieber heimlich nach, wobei er alles daransetzte, seine Holde nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Was ist das schon wieder?«, fragte Gnuzz und spähte hinter mich.
    Ich fuhr herum.
    Über die leere Straße kamen uns aus dem Dorf zwei Gestalten entgegengeflogen. Richtig gehört: geflogen. Zunächst wollte auch ich meinen Augen nicht trauen. Ohne jeden Flügel schwebten sie auf Mannshöhe durch die Luft. Beine hatten sie übrigens auch keine, sondern nur irgendwelche verkümmerten Schlangenschwänze. So was wie die hatte ich noch nie gesehen. Worüber ich mich allerdings nicht beklagte. Mit solchen Geschöpfen mied man wohl besser jeden Umgang. Vor allem wenn sie Bögen in Händen hielten, die so groß waren, dass selbst der stärkste Mann sie nicht hätte spannen können.
    »Hinters Haus!«, brüllte ich. Ohne mich darum zu kümmern, ob meine werten Herren Kollegen diesem Befehl Folge leisteten, griff ich nach dem Köcher.
    Die beiden Unbekannten rissen wie auf Kommando die Bögen hoch. Und zwar derart schnell, dass ich es nicht mehr schaffte, mich hinter dem Zaun in Deckung zu bringen. Ich konnte mich nur noch ducken, als bereits etwas laut gegen eine Latte schlug. Ich fluchte und brachte mich mit einem Sprung in Sicherheit, um den mich jeder betrunkene Floh beneidet hätte.
    »Bist du verletzt?«, fragte Shen.
    Ich überging die Frage jedoch und äugte stattdessen vorsichtig auf die Straße. Sofort schnellte ich zurück. Ein Pfeil bohrte sich in die Erde. Besser gesagt, kein Pfeil, sondern eine waschechte Deichsel. Mit so einem Ding konnte man Pferde zerhacken.
    Die Biester schossen unermüdlich auf uns ein. Wir bräuchten bloß einen Fuß auf die Brücke zu setzen – und die würden uns in Igel verwandeln.
    »Hol mich das Reich der Tiefe, wer ist das?!«, presste Gnuzz heraus.
    Selbstverständlich rechnete er nicht mit einer Antwort. Ich übrigens auch nicht. So konnten wir beide nur staunen, als Shen uns aufklärte: »Das sind Shej-sa’nen.«
    »Das sind
was?
«, hakte Gnuzz nach.
    »Ascheseelen«, lieferte Shen den Ausdruck nach, der im Imperium üblich war.
    Hervorragend! Wenn ich in meinem Leben einem Geschöpf nicht begegnen wollte, dann waren das diese Märchengestalten. Außerdem: Was machten die hier? So fern von ihrer Heimat.
    »Tu was, Lahen«, flehte Bamuth.
    »Das kann ich erst, wenn ich sie sehe.«
    Das wiederum war unmöglich, wenn uns diese Kreaturen derart unter Beschuss nahmen. Sobald wir auch nur den Kopf ins Freie stecken würden, hätten wir einen Pfeil im Auge.
    »Wir müssen sie ablenken!«
    Shens Vorschlag entbehrte nicht einer gewissen Originalität. Warum war ich bloß selbst nicht darauf gekommen?
    »Bist ein kluger Junge!«, schnaubte ich. »Dann enthülle mir doch bitte das Geheimnis, wie du das zu tun gedenkst.«
    »Natürlich indem du dich auf die Straße stellst«, erwiderte dieser von oben herab. »Während sie dich durchlöchern, wird deine Frau irgendeinen grauenvollen Zauber wirken.«
    In mir regte sich der heiße Wunsch, diesen Milchbart den beiden Ascheseelen vor den Bogen zu treiben. Die Biester würden ihn bestimmt mit Freuden

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