Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
machen nicht nur einen gehörigen Radau, sondern können auch ziemlich schnell laufen. Ich hab’s selbst miterlebt!«
    »Unk hier nicht rum!«, knurrte ich.
    Er erwiderte kein Wort.
    Nach dem Friedhof kamen wir an den Kahlen Stein, an dem sich die vier Straßen kreuzten, und hielten auf die Stadt zu. Eine nicht sehr hohe Mauer, zwei hölzerne Wachtürme für die Bogenschützen, die zurzeit aber unbesetzt waren, und ein sperrangelweit aufstehendes Tor empfingen uns. Vorm Tor standen drei Soldaten mit Armbrüsten Posten, die uns jedoch nicht aufhielten. Sternhagelvoll, wie sie waren, beeindruckte sie nicht mal unser Nordländer.
    »Was soll das?«, fragte Luk und setzte eine Miene auf, als hätte er fürchterliche Zahnschmerzen. »Wissen die denn nicht, dass der Krieg angefangen hat?«
    »Stimmt, das ist irgendwie merkwürdig«, brummte Ga-nor.
    »Was soll daran schon wieder merkwürdig sein?«, fragte Shen.
    »Wo ist die Armee? Warum gibt es hier keine Patrouillen, sondern nur drei besoffene Schlappschwänze? So weit ist es bis Hundsgras nun auch wieder nicht, da braucht der Feind nicht lange, um hier anzurücken. Ein rascher Angriff, und der Weg nach Alsgara ist frei. Aber die schicken nicht mal Reiter zum Kundschaften aus!«
    »Die Armee hat im Norden genug zu tun«, sagte Shen. »Du musst ja wohl zugeben, dass die Treppe des Gehenkten jetzt wesentlich wichtiger ist als Alsgara. Wie kommst du überhaupt darauf, irgendjemand könnte sich für dieses Provinznest interessieren?«
    »Ja, ja, schon gut. Mir ist genauso klar wie dir, dass für den Schutz Alsgaras Burg Krähennest zuständig ist, nicht die Dabber Glatze.«
    »Eben.«
    »Trotzdem ist das dumm«, widersprach Ga-nor.
    »Die Feldherren des Imperiums werden sich schon was dabei gedacht haben«, sagte Shen. »Also zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, die dich nichts angehen. Schließlich bist du nur ein einfacher Soldat.«
    »Und du redest zu viel«, stauchte ich ihn zusammen. »Bleiben wir doch alle bei unseren eigenen Leisten!«
    »Was soll das denn bitte heißen?«
    »Das soll heißen, dass ein Medikus nichts von Kriegsangelegenheiten versteht. Wenn du unbedingt kämpfen willst, melde dich bei der Armee.«
    »Vielleicht tu ich das sogar. Im Unterschied zu euch liebe ich mein Land nämlich.«
    »Da platzt doch die Kröte!«, empörte sich Luk. »Wenn du mir unterstellst …«
    »Er meint Lahen und mich, nicht euch beide. Du brauchst dich also nicht aufzuregen.« Ich grinste gemein. »Aber, Shen, vergiss eins nicht: Wenn du dich absetzen willst, nur zu, es wird dir niemand eine Träne nachweinen.«
    »Übertreib nicht, bis Alsgara können wir doch gut und gern zusammenbleiben.«
    »Wie du willst. Aber falls du doch plötzlich Soldat werden möchtest, brauchst du es bloß zu sagen. Ich werde mit Freuden einen Anwerber für dich finden.«
    »Zu gütig.«
    »Weiß ich doch.« Ich trat vor ihn und flüsterte so leise, dass Luk und Ga-nor es nicht hörten: »Aber du solltest meine Güte nicht auf die Probe stellen. Haben wir uns verstanden?«
    »Unbedingt.« Er funkelte mich böse an. »Ich werde mir deine Worte merken.«
    »Darauf will ich doch hoffen. Denn ich werde mir merken, dass du sie dir merken wolltest.«
    Manchmal herrschte zwischen uns wirklich blindes Einverständnis.
    »Shen, hast du einen Traum?«, mischte sich da Luk ein.
    »Bitte?«, blaffte ihn der Milchbart an.
    »Nun werd nicht gleich wieder wild. Ich wollte einfach das Thema wechseln und die Stimmung auflockern. Ich zum Beispiel träume von einem anständigen Bett, etwas zu futtern, sauberer Kleidung, einem kleinen Fass Shaf und heißem Wasser.«
    »Einen derart reinlichen Menschen hätte ich gar nicht in dir vermutet!«, erwiderte unser Medikus süffisant.
    »Ich wollte dich mal sehen, wenn du durch Wälder und Sümpfe gekrochen wärst und einer Verdammten sowie verschiedenen Untoten und Ascheseelen hättest entkommen müssen!«
    »Nun mach mal halblang, Luk«, verlangte Ga-nor und trat einen Stein weg, der auf der Straße lag. »Woher nimmst du das Geld für deinen Traum?«
    »Also …«, stammelte dieser. »Ich hab noch einen Soren. Der dürfte für uns beide reichen.«
    Der Rotschopf zog erstaunt eine Augenbraue hoch, sagte aber keinen Ton. Offenbar hatte er nicht erwartet, dass sein Freund flüssig war.
    »Und falls er nicht reicht, laden wir euch gern ein«, erklärte Lahen.
    Nun wurde es für meine Brauen Zeit, nach oben zu kriechen. Seit wann zeigte sich mein Augenstern derart

Weitere Kostenlose Bücher