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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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soweit ich wusste, gab es kein Gegengift gegen die liebliche Flüssigkeit im Stachel.
    »Schieß ihn ab!«, jaulte Luk.
    Mein Pfeil traf den Spag zwischen den Mundwerkzeugen. Er schraubte sich hoch, fand sich schon im nächsten Augenblick neben mir und spie. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu Boden zu werfen, damit der Speichel über mich hinwegging. Daraufhin wollte mich dieses Biest mit seinem Stachel bekannt machen, doch da stürzte Ga-nor vor und hackte dem Spag den Schwanz ab. Mehr oder weniger im selben Moment klickte auch eine Armbrust: Lahen hatte einen Schuss auf das Viech abgegeben.
    Das Wesen krächzte auf, vergaß mich und wandte sich seinem neuen Gegner zu. Ich rollte zur Seite, wobei ich meine Pfeile über der Straße verteilte. Luk brachte sich zwischen mir und diesem possierlichen Waldtierchen in Stellung. Das stapfte gerade mit erhobenem vorderem Pfotenpaar zum Angriff auf Ga-nor zu. Dieser versenkte sein Beil mit einem Triumphschrei im flachen Rücken der Kreatur, worauf eine ekelhafte Plörre in alle Richtungen spritzte. Der Spag röchelte schon, torkelte jedoch noch auf wackligen Beinen zu den Bäumen. Am Ende erreichte er sie aber nicht mehr, sondern verreckte am Straßenrand.
    Lahen eilte mit gezücktem Schwert zu Shen, um diesen aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Luk rührte sich nicht vom Fleck und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Untier.
    »Helft ihr!«, verlangte ich von den beiden anderen, während ich rasch die Pfeile einsammelte. »Und beeilt euch!«
    »Was für ein Monster!«, presste Luk heraus, dessen Gesicht über und über mit Dreck sowie dem Blut – oder wie auch immer das Zeug hieß – des Spags bedeckt war. »Aber der kann doch nicht wieder lebendig …?«
    »Nein, aber während das Männchen auf die Jagd geht«, fiel ihm Ga-nor ins Wort, »wartet das Weibchen auf ihn und frisst schon mal was.«
    »Und das kann immer noch auftauchen«, schob ich nach.
    Das trieb endlich auch Luk zur Eile an. Zu dritt zerschnitten sie die hart gewordene Seide und befreiten Shen.
    Gerade noch rechtzeitig.
    Nur ein Tauber hätte nicht hören können, wie sich da etwas aus dem Wald näherte. Die Elstern flogen mit lautem Gezeter von schwankenden Zweigen auf. Zwanzig Yard vor uns tauchte das Weibchen auf. Es war wesentlich größer als das Männchen und konnte es ohne Weiteres mit einem ausgewachsenen Stier aufnehmen. Das Fell war dunkelgrün, die massiven Beine mit spitzen Krallen versehen. Spagenweibchen haben keinen Schwanz und können auch nicht spucken – aber bei ihrer Größe brauchen sie das auch nicht.
    Sobald es das tote Männchen sah, stürzte es sich mit einem bedrohlichen Quaken auf uns.
    »Schweinchen, Schweinchen auf vier Beinchen …« Der erste Pfeil durchbohrte der Kreatur das Bein. »Suhlst dich gern im Mist …« Der nächste ging ins Auge. »Schweinchen, Schweinchen auf vier Beinchen …« Ein weiterer in den Kopf. »Gern Kartoffelschalen du frisst …«
    Erst als diese Fettschnalle schon fast über mir hing, raffte der elfte Schuss sie dahin. Ihn hatte ich in das aufgerissene Maul geschickt. Das Spagenweibchen wand sich noch ein paar Mal in Krämpfen und trat mit den Pfoten nach links und nach rechts aus, in der Hoffnung, einen von uns zu erwischen, ehe es sich endlich in seinen Tod schickte.
    »Das war … unglaublich«, krächzte Luk hinter mir. »Ich dachte schon, das Vieh macht dich fertig.«
    »Ich auch«, murmelte ich und warf einen beredten Blick auf meinen Köcher: In ihm steckten nur noch zwei Pfeile.
    »Was hast du da gesungen?«, wollte Shen wissen, der nur Augen für den Körper hatte, der auf der Straße lag.
    »Ein … Kinderlied.«
    »Ich hätt’s mir denken können.«
    »Immerhin habe
ich
mich nicht von diesem Vieh einspinnen lassen!«
    »Es reicht!«, fuhr Lahen dazwischen. »Wenn wir Rast machen, könnt ihr aufeinander losgehen. Aber jetzt sollten wir von hier weg. Manchmal leben diese Biester nämlich auch in Herden.«
    »Aber erst zur Herbstmitte.« Ga-nor rammte das Schwert in die Scheide. »Allerdings sollten wir wirklich besser von hier verschwinden.«
    Die Pfeile zog ich nicht wieder aus dem Viech heraus. Das hätte zu viel Zeit gekostet, außerdem hatte das Biest fast alle mit den kurzen Pfoten zerbrochen, die am Mund saßen. Den Schwanz betrachtete ich jedoch genauer.
    »Willst du ihm etwas Gift abzapfen?«, fragte Ga-nor, der sich völlig lautlos genähert hatte.
    »Das überlege ich gerade.«
    »Ein guter Gedanke. Es

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