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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sagte er. »Du musst mir nur sagen, was ich zu tun habe.«
    »HUUU-HUUU-HUUUUUU!«
    »Klyst!«, sagte er mit seiner sanftesten Stimme. »Bitte hör auf zu weinen. Wir finden einen Ausweg.«
    Sofort gab sie sich große Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    »Wunderbar«, sagte er. »Und nun sag mir, warum gebt ihr uns die Wasseratmung und zwingt uns, euch zu lieben?«
    »Wir können nicht anders«, sagte sie. »Wir müssen euch vertreiben.«
    »Das ist aber eine greimig sonderbare Methode!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es klappt immer.«
    »Warum redet ihr nicht einfach mit uns?«
    »Weil ihr Ungeheuer seid«, sagte sie. »Dein Volk, meine ich. Wo ihr auftaucht, stirbt die Ripestrie. Und danach sterben auch wir. Wir hungern nach Ripestrie, bis wir verhungert sind.«
    Die Silberaugen sahen ihn flehentlich an, und Pazel erwiderte den Blick ohne ein Wort. Die Volpek hatten nicht ganz Unrecht, die Murten in der Stillen See waren tatsächlich im Aussterben begriffen. Und wenn er das Mädchen richtig verstanden hatte, waren die Menschen daran schuld. Die Menschen vertrieben die Magie, und ohne Magie konnte ihr Volk nicht leben.
    »Aber du hast Ripestrie« , sagte sie endlich und lächelte. »Du kannst bleiben! Du kannst bei mir bleiben!«
    Finsternis. Sie fing an, ihm die Hände zu küssen.
    »Hier halten sich viele Menschen auf«, sagte er.
    »Zu viele«, bestätigte sie. »Sie kommen schon seit Wochen, und es werden immer mehr. Jahrhundertelang haben die Menschen die Murten, die Gespenster und die Geisterströmungen an dieser Küste gefürchtet und sind geflohen. Aber diese Männer kennen keine Angst. Sie bringen eine böse Ripestrie mit, die unseren Zauber bricht. Mein Vater sagt, wir müssen die Gärten aufgeben, in denen wir seit zehntausend Jahren leben, und nach Süden ziehen, weg von den Ungeheuern. Aber unsere Ältesten sind zu schwach für eine solche Reise. Sie werden mit Sicherheit sterben.«
    »Ihr braucht nicht wegzuziehen!«, sagte Pazel. »Ich weiß, was sie wollen. Und ich verspreche dir, Klyst, sobald sie es haben, ziehen sie ab. Sie dienen einem Magier namens Arunis. Er ist es, der diese böse Ripestrie mitbringt. Aber alles, was er will, ist irgendein Roter Wolf.«
    Das Licht kehrte zurück; er sah ihren ungläubigen Blick.
    »Dieses Ding will er? Den alten Eisenwolf?«
    »Du kennst ihn?«, erwiderte er.
    »Natürlich. Vor vierzig Jahren, als mein Vater noch ein Kind war, ist er mit diesem Schiff untergegangen. Aber der Rote Wolf ist … hässlich, böse. Warum sollte ihn irgendjemand haben wollen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber glaube mir, ohne ihn wird Arunis nicht abziehen. Kannst du mich zu der Statue führen, Klyst?«
    »Wirst du mich heiraten?«
    Was sollte er sagen? Die Wahrheit? Dass er, außer in den wenigen Augenblicken unter ihrem Bann, nie daran gedacht hatte, jemanden zu heiraten, dass er sich nie auf diese Weise nach jemandem gesehnt hatte, außer (in kurzen Momenten des Irrsinns oder der Selbsterkenntnis) nach einem Land-Mädchen namens Tascha Isiq?
    Er kam sich vor wie ein Feigling, doch er sagte nur: »Ich kann doch wohl nicht ewig Wasser atmen?«
    Sie strahlte ihn an. »Wenn du mit mir zusammen bist, schon! Ein Kuss auf die Hand reicht für einen ganzen Tag. Du kannst bleiben, so lange du willst. Bei den anderen setzt natürlich schon bald der Luftdurst ein.«
    »Luftdurst? Was ist Luftdurst?«
    Klyst sah ihn nur an. Dann verdrehte sie die Augen und machte hektisch den Mund auf und zu: Schluckschluckschluck.
    »Ertrinken!«, rief er. »Sie werden bald ertrinken? Wir müssen sie finden! Oh, Neeps! Wo sind sie, Klyst, wo?«
    »An verschiedenen Orten.«
    »Bring mich hin! Bitte, mach schnell!«
    Gehorsam wie immer fasste sie ihn am Handgelenk und zog ihn durch die Stückpforte nach draußen. Ihr Freund, der Rotrochen, umkreiste noch immer die Lythra. Klyst stieß einen schrillen Schrei aus, und er stürzte auf sie und Pazel herab wie eine Gewitterwolke. Als er über ihnen war, packte ihn Klyst dicht hinter dem Auge an einer Flosse, und schon fegten sie und Pazel mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch den Tang. Korallenberge sausten vorbei. Die Bathysphäre blitzte auf wie ein goldener Apfel. Dann ließ sie den Rochen los und sank mit Pazel einem kleinen Graben im Meeresboden entgegen.
    »Zu spät«, sagte sie.
    In dem Graben lagen die zwei Jungen aus der Bathysphäre. Ihre Zehen ragten himmelwärts, sie waren tot. Am Grund des Grabens befand sich eine Muschelbank – Riesenmuscheln;

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