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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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er kann uns nichts anhaben!«
    »Arunis! Arunis!«, rief der andere Junge.
    Die Murte kitzelte ihn von hinten. Aber Pazel beobachtete sie immer noch mit ängstlichem Blick.
    Er flehte die Jungen an, ihm bei der Suche nach Neeps zu helfen, aber sie schalten ihn einen Spielverderber und schwammen einfach davon. Wieder rief Pazel nach Neeps. Wie weit mochte seine Stimme unter Wasser tragen? Und wo sollte er suchen?
    Ziellos umkreiste er den Bug der Lythra und den großen Felsen. Kein Neeps, keine Murten. Nur Fische, ein paar Langusten, und in der Ferne eine rote Gestalt, die durchs Wasser flitzte wie ein fliegender Teppich: ein Rotrochen. Pazel hatte noch nie ein so riesiges Exemplar gesehen – er maß sicher zwölf Fuß von einer Flügelspitze zur anderen – und hielt Abstand. Rotrochen waren nicht angriffslustig und hatten auch keine Zähne, aber die Stacheln in ihren Peitschenschwänzen waren berüchtigt. In Besq hatte Pazel gesehen, wie ein Fischer von einem Rotrochen in seinem Netz in die Hand gestochen wurde. Der Mann war vor Schmerz ohnmächtig geworden.
    Er schwamm tiefer zwischen die Felsen und den Tang hinein und rief nach Neeps, hatte aber, ohne es zu wollen, immer nur das Mädchen, das Mädchen und noch einmal das Mädchen im Kopf. Dass sie es erschreckend fand, einen Menschen Murtisch sprechen zu hören, war verständlich. Aber so erschreckend? Und was hatte sie gemeint, als sie sagte: ›Er ist mein?‹
    Sein Seil erschlaffte, er holte es ein. Die Sache wurde ihm immer unheimlicher. Das Seil war mit einem sehr scharfen Werkzeug durchgeschnitten worden, und er hatte nichts davon bemerkt. Jetzt war keiner von ihnen mehr mit der Bathysphäre verbunden. Und er war sich als Einziger der Gefahr bewusst.
    Was konnte er tun? Er stieg nach oben, bis er nur noch dreißig Fuß unter der Oberfläche war. Von hier konnte er fast das ganze Riff überschauen. Noch etwas weiter, dann schloss sich der Tang auch um ihn, und er sah nichts mehr, bis er den Kopf aus dem Wasser streckte.
    Wo war er? Der Wind war stärker geworden und die Wellen höher. Die Sonne schien so hell wie zuvor, aber die Küste hatte sich verändert. Dann entdeckte er die Barkasse und erkannte, dass er viel weiter nördlich herausgekommen war, als er gedacht hätte. An Deck und in den kleineren Booten ringsum beobachteten die Volpek ängstlich den Strand und das Meer. Weit draußen im Golf von Thól lauerte immer noch die waffenstarrende Brigg. Er wandte sich dem Ufer zu …
    … und tauchte gerade noch rechtzeitig unter. Ein Langboot, das auf dem Weg zur Barkasse war, kam genau auf ihn zugefahren. Pazel sah es einen Meter über seinem Kopf vorbeiziehen. Seine vier Paar Ruder bewegten sich schnell. Er stieg wieder nach oben, bis er mit den Augen über der Wasseroberfläche war.
    Arunis stand hoch aufgerichtet vorne im Bug, er trug einen dunklen Mantel, und sein zerschlissenes Halstuch flatterte im Wind. Der weiße Hund stand reglos neben ihm. Der Zauberer winkte seinen Männern ungeduldig zu.
    »Schneller!«, kreischte er. »Druffle, du Laus, siehst du denn die Nebelbank nicht?«
    Tatsächlich war Mr. Druffle unter den Ruderern. Der drahtige Mann wirkte erschöpft und halb erfroren. Als er nach Süden schaute, drehte auch Pazel den Kopf in diese Richtung. Wahrhaftig, in zwei bis drei Meilen Entfernung lag ein breiter Nebelstreifen über dem Golf. Wie die Nebelfetzen, die er von den Dünen aus gesehen hatte, war er so dicht wie weiße Watte und wirkte im hellen Sonnenschein fast widernatürlich. Die Nebelbank erstreckte sich von der Südküste lückenlos bis weit in den Golf hinein. Und sie kroch unaufhaltsam auf sie zu.
    Arunis schrie auf die Ruderer ein, und sie wurden noch schneller. Pazel tauchte ab und schwamm senkrecht nach unten. Man kann sich immer nur um eine Katastrophe auf einmal kümmern.
    In dreißig Fuß Tiefe hielt er an. Von hier aus konnte er die ganze Lichtung von der Lythra bis zur Korallenwand überblicken, aber wer ihn finden wollte, musste schon sehr scharfe Augen haben.
    Niemand kam. Kein Silberlachen drang zu ihm. Aber der Rotrochen hörte seltsamerweise nicht auf, das Wrack zu umkreisen. Was hatte er vor? Es ging ihm nicht um Futter. Vor der Nase des Riesen zogen Dutzende von Fischen vorbei, ohne dass er sie beachtete.
    Minuten vergingen. Das Verhalten des Rochens wurde noch merkwürdiger. Er hielt an, drehte seinen flachen Riesenkörper nach rechts und nach links und verschwand hinter dem Wrack.
    Pazel schoss aus dem Tangwald

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