Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
Vom Netzwerk:
Entfernung auf sie gefeuert.
    Und aus einem dieser Löcher schaute ein kleiner Junge.
    »Mintu!«
    Der Kleine winkte, und seine Stimme drang schwach zu ihnen. »Pazel! Neeps! Haben sie euch auch verändert?«
    Das schüchtern-verschmitzte Gesicht eines Murten-Mädchens erschien hinter ihm.
    Mintu lachte. »Das ist meine Freundin!«
    Die Jungen waren so glücklich, ihn lebend gefunden zu haben, dass sie Pazels drohenden Hirnkrampf völlig vergaßen. Als sie auf das Wrack zuschwammen, hörten sie wieder das melodische Lachen aus dem Tangwald. In der nächsten Dunkelphase sahen sie die Murten zwischen den Pflanzen schwach leuchten.
    Wieder Gelächter von oben. Die beiden anderen vermissten Jungen hingen von der Großbram der Lythra, hielten eine schlanke Murte an Händen und Füßen und schwenkten sie zwischen sich hin und her wie eine Hängematte.
    »Warum sind es nur Mädchen?«, fragte Neeps. »Was nicht heißen soll, dass ich mich darüber beklage.«
    »Vielleicht, weil wir nur Jungen sind«, sagte Pazel beklommen. »Wir sollten uns in Acht nehmen.«
    »Nimm vor allem du dich in Acht, damit du sie nicht noch einmal vor den Kopf stößt.«
    Alle Beteuerungen waren vergeblich. Neeps war fest davon überzeugt, dass Pazel auf Murtisch eine unflätige Bemerkung gemacht hatte. Sie schwammen zu Mintu und umfassten seine Arme. In seinen braunen Locken steckte die silberne Haarspange eines Mädchens.
    »Sie hat mir Muscheln zu essen gegeben«, sagte er. »Und sie hat eine Wunde an meinem Fuß geheilt. Ich glaube, die Murten sind nicht halb so schlimm, wie die Leute immer sagen.«
    »Deine Schwester hat nach dir gesucht und wäre dabei fast ertrunken«, sagte Pazel. »Du solltest schleunigst zur Kugel zurückkehren; sie muss erfahren, dass du am Leben bist.«
    »Oh! Ja, sicher … wird gemacht.« Mintu schaute zögernd zum Korallenbogen zurück.
    »Jetzt gleich«, drängte Pazel, »sonst versucht sie es noch einmal. Und dafür ist sie nicht in der Verfassung.«
    Mintu schaute seine kleine Spielkameradin an. Die Murte zog sich mit gekränktem Blick in das zerstörte Schiff zurück, als wüsste sie, dass das Spiel zu Ende war.
    »Ich komme sofort wieder«, versprach er.
    Pazel sah Mintu nach, bis er den Torbogen erreicht hatte. Dann wandte er sich um. Neeps saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Meeresboden. Ihm gegenüber, nur wenige Zoll entfernt, hatte sich ein Murten-Mädchen niedergelassen.
    »Hallo, Traum«, sagte Neeps.
    Sie schnitten sich gegenseitig Grimassen. Das Murten-Mädchen legte einen Finger auf seine Wurmverletzung – und sie verschwand, zerging auf seiner Haut wie eine Schneeflocke.
    »Danke!«, lachte Neeps. »Pazel, wie sagt man ›Danke‹?«
    Pazel antwortete nicht. Er schaute zu den beiden Jungen und ihrer Freundin hinauf. Sie hatten die Bram inzwischen losgelassen, sich an den Händen gefasst und einen Kreis gebildet. Nun sanken sie gemächlich herab. Eine zweite zwischen den Pflanzen versteckte Murte spähte zu ihnen heraus.
    »Sie sind so weit, Thysstet«, sagte sie, als das Mädchen vorbeiglitt.
    »Fast!«, lachte die andere.
    Bereit wofür? Pazel wusste, dass er ihnen die Frage stellen konnte. Aber wenn sie nun wieder verschwanden, sobald sie seine Stimme hörten?
    Das Mädchen im Tangwald beugte sich weiter vor. Pazels Herz machte einen Satz. Das war die Murte, die ihn berührt hatte. Plötzlich zählte nichts anderes mehr. Er schwamm zu ihr, so schnell er konnte. Ihre Blicke begegneten sich. Sie war wunderschön!
    Und sie war sofort wieder verschwunden.
    Die Enttäuschung traf ihn wie ein Stich ins Herz. Ein Blick auf ihn, und sie war in den Wald geflüchtet.
    Und als er nach unten schaute, war auch Neeps nicht mehr da. Nur sein Sack, sein Haken und sein Ring lagen im Sand – und an Letzterem hing noch das Tau.
    »Neeps! Neeps!«
    Pazel schoss auf die einzige noch verbliebene Murte zu. Als sie ihn kommen sah, versteckte sie sich hinter den beiden Jungen.
    »Halt!«, knurrten die. »Was willst du denn? Sie gehört uns!«
    »Es ist eine Falle!«, rief er. »Sie wollen uns trennen! Und ihr habt eure Seile verloren!«
    »Wer braucht noch Seile?«, lachte einer der Jungen. »Wer braucht die greimigen Volpek und ihren Badespeer?«
    »Aber wie wollt ihr an Land zurückkommen?«
    »Schwimmen! Laufen! Ist das nicht gleichgültig? Vielleicht warte ich noch eine Woche. Ich weiß nur, dass ich möglichst weit weg von Arunis an Land gehen will! Ha! Hier unten können wir sogar seinen Namen aussprechen, und

Weitere Kostenlose Bücher