Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
andern Kerl, der ist auch schlau und stark. Erst zoffen sie sich, aber dann werden sie Freunde. Und dann gilt eben der Spruch Einer für alle, alle für einen. «
Spike reißt die Augen noch weiter auf als vorhin. »Donnerknispel! Das ist ja GENAU wie bei uns! Genau so! Wie heißt denn die Geschichte?«
Pling! In diesem Moment fällt es mir endlich ein.
» Die drei Muskeltiere. Es ist die Geschichte von den drei Muskeltieren. Klar, weil die Typen so stark sind. Sie ist schon sehr alt, aber immer noch sehr spannend.«
Karamell und Spike maunzen anerkennend über so viel Literaturverständnis meinerseits. Nur Odette guckt komischerweise leicht zweifelnd.
Dann holt Spike tief Luft und verkündet feierlich: »Gut. Dann sind wir ab heute die vier Muskeltiere . Einer für alle, alle für einen!«
Miiiiiaaauuuuuiiiiaaaaiiiimaunz-
maunzmaunz, miimiiimiiiiauauiauu!
Oder: Niemand singt so schön wie ich!
»Wo bleibt denn Emilia?« Frau Heinson sieht sich fragend um. »Weiß jemand, wo sie steckt? Du vielleicht, Leonie?« Aber Leonie zuckt nur mit den Schultern. Der fünfte Probentag ist angebrochen, alle Mädchen und Jungen der 7c haben sich vor der Bühne versammelt und eigentlich sollte nun der erste komplette Durchlauf des Gestiefelten Katers stattfinden. Noch nicht auswendig gespielt und gesungen, sondern vorgelesen, aber immerhin das ganze Musical einmal am Stück. Schließlich ist heute der letzte Tag der Projektwoche und der will gut genutzt sein. Ab nächstem Montag werden die Proben nur noch nachmittags stattfinden können. Alle sind also aufgeregt und warten darauf, dass es endlich losgeht mit dem Gestiefelten Kater – aber es fehlt: der Gestiefelte Kater. Beziehungsweise Emilia.
»Mann, das gibt’s doch nicht – die blöde Kuh!«, regt sich Ben, der Müllersohn, auf. »Ohne Bescheid zu sagen! Jetzt stehen wir hier und warten. Was denkt die sich eigentlich? Voll daneben!«
»Sie muss krank geworden sein. Komisch nur, dass ihre Eltern noch nicht im Sekretariat angerufen haben«, wundert sich Frau Heinson. »Was machen wir denn jetzt bloß?«
Auch Fernandez schaut zunächst etwas ratlos, dann bleibt sein Blick an Pauli hängen, die erste Entwürfe ihrer Kostüme über dem Arm trägt.
»Pauli, hast du schon etwas für uns fertig?«
Sie nickt. »Ja, ich habe die letzten vier Tage mit Frau Eichstätt im Werkraum an der Nähmaschine gesessen. Wir haben schon mal ein paar grobe Entwürfe zusammengeheftet. Ich wollte heute mit dem Anprobieren beginnen. Frau Eichstätt schaut nachher vorbei, um mir zu helfen.«
»Frau Eichstätt?« Herr Fernandez hat den Namen offenbar noch nie gehört. Kein Wunder, ich auch nicht.
»Das ist die Kunstlehrerin. Sie ist aber auch sehr fit im Bereich Handarbeit«, erklärt Frau Heinson.
»Ach so. Na, dann würde ich sagen, wir schauen uns mal an, was unsere junge Gewandmeisterin hier schon geschafft hat«, beschließt Fernandez, »vielleicht kommt unser Kater ja, bis wir damit fertig sind.« Kater? Maunz! Hier bin ich doch! Fernandez lacht, bückt sich und streicht mir über den Kopf. »Dich sehe ich doch, Winston. Aber leider kannst du nicht singen, sonst würde ich dich sofort in ein Paar Stiefel stecken.« Leider? Ich würde sagen: Dem Katzengott sei Dank!
Pauli legt die Kostümentwürfe auf einen Tisch, der neben der Bühne steht. »Okay, dann gebe ich am besten allen, für die ich schon etwas gemacht habe, ihren Entwurf zum Anprobieren. Ich hole in der Zwischenzeit Frau Eichstätt. Wenn ihr die Sachen angezogen habt, kommt bitte wieder zu mir, damit wir sehen, ob das schon in die richtige Richtung geht.« Schnurr! Pauli klingt so entschieden, als ob sie ihr ganzes Leben schon nichts anderes als Kostümbildnerin am Theater gewesen sei. Ich bin beeindruckt!
»Also, wenn ihr hier erst noch über die Kostüme sprecht, könnte ich doch so lange in den Werkraum gehen und mit June und Smilla weiter am Entwurf für unser Bühnenbild basteln, oder?« Tom ist tatsächlich dabei, aus Sperrholz ein Bühnenmodell für unser Theaterstück zu bauen. Er hat es mir schon einmal kurz gezeigt – sah ein bisschen aus wie das Puppenhaus, das Werner einer seiner Nichten zu Weihnachten geschenkt hat.
Frau Heinson nickt. »Ja, macht ruhig, ich hole euch, wenn es hier weitergeht.«
Gut gelaunt pfeifend zieht Tom ab, die Projektwoche scheint ihm ziemlich viel Spaß zu machen.
Wer hingegen gerade äußerst schlecht gelaunt wirkt und offenbar versucht, sich unsichtbar zu machen, ist Kira.
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