Winter
Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weiÃen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.
Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern,
â und drauÃen wächst im Flockenflittern
der weiÃe Tag zur Ewigkeit.
Werke I , 107Â f.
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Der Abend kommt von weit gegangen
durch den verschneiten, leisen Tann.
Dann preÃt er seine Winterwangen
an alle Fenster lauschend an.
Und stille wird ein jedes Haus:
die Alten in den Sesseln sinnen,
die Mütter sind wie Königinnen,
die Kinder wollen nicht beginnen
mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen
nicht mehr. Der Abend horcht nach innen.
und innen horchen sie hinaus.
Werke I , 108.
Wintermorgen
Der Wasserfall ist eingefroren,
die Dohlen hocken hart am Teich.
Mein schönes Lieb hat rote Ohren
und sinnt auf einen Schelmenstreich.
Die Sonne küÃt uns. Traumverloren
schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;
und wir gehn fürder, alle Poren
vom Kraftarom des Morgens voll.
Werke I , 27
Es ist nur gerade so, daà wir nicht Winter haben; was da eigentlich vor sich geht, ist nicht gut zu beschreiben; es ist ein absolut negativer Zustand. Der Winter fällt weg, das will sagen auch alles das Schöne, WeiÃe, Geheimnisvolle, das mit ihm kommt, das Weihnachtliche, von dem Sie sicher jetzt leben; denn Ihnen muà es, in dem stillen Schloà (dessen Bild zu kennen ich Ihnen sehr danke) ganz besonders nahe kommen mit seinen erwartungsvollen Dämmerungen, seinen lautlos auf etwas zugehenden Tagen, sei
ner ganzen kindheitvollen Feierlichkeit, die in allem ist: in dem Geräusch des Sturmes, in dem Brausen und Krachen der Scheite in den Kaminen, in der Art, wie abends der Lampenkreis übergeht ins unbestimmte schwingende, schwebende Halbdunkel, in das die Dinge sich zurückziehn, â und Nachts, in der groÃen tiefen Stille, die aus dem Parke kommt und vom Himmel herunter und aus den Sälen und den Gängen des alten Hauses, darin so vieles vergangen ist und nichts ganz vergangen â. Es mag Ihnen, die Sie den Süden noch ganz zusammenstimmen fühlen mit irgend einem hellen Traum Ihrer jungen Seele, undankbar scheinen, daà einer da steht, angesichts des Meeres, in einem Garten, in dem hunderte von Rosen blühn und in dem die Orangen eben reif geworden sind, und doch diese Gedanken denken kann und diese Gefühle fühlen, die von alledem abgewendet sind. Sie sagten einmal von diesem Menschen, anerkennend, er könne nie sentimental werden: ist er's nun? â
Nádherný (13. 12. 1906), 29
Vor Weihnachten 1914
1
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Da kommst du nun, du altes zahmes Fest,
und willst, an mein einstiges Herz gepreÃt,
getröstet sein. Ich soll dir sagen: du
bist immer noch die Seligkeit von einst
und ich bin wieder dunkles Kind und tu
die stillen Augen auf, in die du scheinst.
GewiÃ, gewiÃ. Doch damals, da ichs war,
und du mich schön erschrecktest, wenn die Türen
aufsprangen â und dein wunderbar
nicht länger zu verhaltendes Verführen
sich stürzte über mich wie die Gefahr
reiÃender Freuden: damals selbst, empfand
ich damals dich ? Um jeden Gegenstand
nach dem ich griff, war Schein von deinem Scheine,
doch plötzlich ward aus ihm und meiner Hand
ein neues Ding, das bange, fast gemeine
Ding, das besitzen heiÃt. Und ich erschrak.
O wie doch alles, eh ich es berührte,
so rein und leicht in meinem Anschaun lag.
Und wenn es auch zum Eigentum verführte,
noch war es keins. Noch haftete ihm nicht
mein Handeln an; mein MiÃverstehn; mein Wollen
es solle etwas sein, was es nicht war .
Noch war es klar
und klärte mein Gesicht.
Noch fiel es nicht, noch kam es nicht ins Rollen,
noch war es nicht das Ding, das widerspricht.
Da stand ich zögernd vor dem wundervollen
Un-Eigentum â¦Â . .
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2
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(â¦Â â¦Â ⦠Oh, daà ich nun vor dir
so stünde, Welt, so stünde, ohne Ende
anschauender. Und heb ich je die Hände
so lege nichts hinein; denn ich verlier.
Doch laà durch mich wie durch die Luft den Flug
der Vögel gehen. Laà mich, wie aus Schatten
und Wind gemischt, dem schwebenden Bezug
kühl fühlbar sein. Die Dinge, die wir hatten,
(oh sieh sie an, wie sie uns nachschaun) nie
erholen sie sich ganz. Nie nimmt sie wieder
der reine Raum. Die Schwere unsrer Glieder,
was an uns Abschied ist, kommt über
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