Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
Analytiker benötigten.
    Schließlich sagten sie voraus, dass die Japaner in der ersten Maiwoche Port Moresby angreifen würden, den alliierten Stützpunkt auf Papua. Sie lagen goldrichtig, und die US Navy fing die Invasionsflotte im Korallenmeer ab. Beide Seiten beanspruchten den Sieg, doch die Japaner scheiterten bei dem Versuch, Port Moresby einzunehmen. Admiral Nimitz, der Oberkommandierende im Pazifik, fasste allmählich Vertrauen zu seinen Codeknackern.
    Die Japaner benutzten für Orte im Pazifischen Ozean nicht die geografischen Namen. Jede wichtige Stelle hatte eine Bezeichnung, die sich aus zwei Buchstaben zusammensetzte – genauer gesagt, aus zwei Zeichen der japanischen Schrift. Die Codeknacker benutzten in der Regel allerdings Gegenstücke aus dem lateinischen Alphabet. Die »Männer im Keller« bemühten sich, die Bedeutung sämtlicher Zwei-Zeichen-Kombinationen herauszufinden, machten aber nur langsame Fortschritte: MO bedeutete Port Moresby, AH Oahu, aber viele waren unbekannt.
    Im Mai mehrten sich rasch die Hinweise, dass ein japanischer Großangriff an einem Ort bevorstand, der als AF bezeichnet wurde.
    Die Abteilung vermutete stark, dass AF für Midway stand, das Atoll am Ende der fünfzehnhundert Meilen langen Inselkette, die bei Hawaii begann. Midway lag auf halbem Weg zwischen Los Angeles und Tokio.
    Eine Vermutung reichte natürlich nicht aus, um große militärische Schritte zu rechtfertigen. Angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der japanischen Marine musste Admiral Nimitz mit Sicherheit wissen, wo der Angriff zu befürchten stand.
    Tag für Tag bauten die Männer, mit denen Chuck zusammenarbeitete, ein immer bedrohlicheres Bild der japanischen Schlachtordnung auf. Neue Flugzeuge wurden den Flugzeugträgern zugewiesen. »Besatzungsverbände« wurden eingeschifft. Die Japaner planten, das gesamte von ihnen eroberte Territorium zu behalten.
    Wie es aussah, stand die große Offensive bevor.
    Nur, wo würde sie erfolgen?
    Die Männer im Keller waren besonders stolz, ein Signal der japanischen Flotte dechiffriert zu haben, in dem sie Tokio drängte, die »Lieferung von Betankungsschläuchen zu forcieren«. Die Entschlüsselung war insofern eine Meisterleistung, weil die Meldung aus ziemlich speziellen Wörtern bestand; vor allem aber bewies das Signal, dass eine Hochseeoperation über große Entfernung unmittelbar bevorstand.
    Doch das amerikanische Oberkommando ging davon aus, dass der Angriff sich gegen Hawaii richten würde. Die Army befürchtete sogar eine Invasion an der Westküste der Vereinigten Staaten. Selbst das Team in Pearl Harbor wurde den Verdacht nicht los, dass Johnston Island gemeint sein könnte, ein Flugplatz tausend Meilen südlich von Midway.
    Sie mussten zu hundert Prozent sicher sein.
    Chuck hatte eine Idee, wie man es herausfinden konnte, doch er zögerte, einen entsprechenden Vorschlag zu unterbreiten. Die Kryptoanalytiker waren hochintelligente Burschen; da konnte er nicht mithalten. In der Schule war er nie gut gewesen. In der dritten Klasse hatte ihn ein Schulkamerad »Chucky das Mondkalb« getauft. Als er deswegen weinte, blieb der Spitzname erst recht an ihm hängen. Oft sah er sich noch immer als Chucky das Mondkalb.
    Zur Mittagszeit holten Eddie und er sich in der Marketenderei Sandwiches und Kaffee und setzten sich an den Kai, der einen Blick über das Hafenbecken bot. Allmählich kehrte in Pearl Harbor wieder der Alltag ein. Der Ölteppich war zum größten Teil verschwunden, und einige Wracks waren gehoben worden.
    Während Chuck und Eddie aßen, schob sich ein angeschlagener Flugzeugträger um Hospital Point herum und dampfte langsam in den Hafen. Er hinterließ eine Ölspur bis hinaus aufs offene Meer. Chuck erkannte das Schiff; es war die Yorktown . Ihr Rumpf war rußgeschwärzt, und im Flugdeck klaffte ein riesiges Loch, wahrscheinlich von einer japanischen Bombe bei der Schlacht im Korallenmeer. Sirenen und Hupen schmetterten eine Begrüßungsfanfare, als die Yorktown sich dem Navy Yard näherte. Schlepper sammelten sich, um den Schiffsgiganten durch die offenen Tore des Trockendocks Nr. 1 zu ziehen.
    »Sie braucht drei Monate Überholung, habe ich gehört«, sagte Eddie. Er arbeitete im gleichen Gebäude wie Chuck, allerdings beim Marinenachrichtendienst im Obergeschoss, und so kamen ihm mehr Gerüchte zu Ohren. »Trotzdem läuft sie in drei Tagen wieder aus.«
    »Wie wollen sie denn das schaffen?«
    »Sie haben schon angefangen. Der

Weitere Kostenlose Bücher