Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman
Steak, Schwein, Hähnchen, Pommes frites und Eiscreme, wie sie wollten. Woody aß nichts. Er ahnte, was vor ihnen lag, und wollte dabei keinen vollen Magen haben. Er begnügte sich mit Kaffee und einem Donut. Der Kaffee war amerikanisch, aromatisch und duftend, ganz anders als das grässliche Gebräu, das die Briten einem servierten, falls sie überhaupt einmal Kaffee hatten.
Woody zog die Kampfstiefel aus und legte sich auf seine Pritsche. Er dachte an Bella Hernandez, ihr schiefes Lächeln und ihre weichen Brüste.
In diesem Moment ertönte eine Alarmhupe.
Einen Augenblick glaubte Woody, aus einem Albtraum aufzuwachen, in dem er in die Schlacht zog, um Menschen zu töten. Dann begriff er, dass es kein Traum war, sondern Wirklichkeit.
Die Männer zogen ihre Springeruniformen an und nahmen ihre Ausrüstung auf. Einiges war unverzichtbar: ein Karabiner mit 150 Schuss, Handgranaten, eine Panzerbekämpfungswaffe, die Gammon-Granate hieß, Rationen, Wasserreinigungstabletten und eine Erste-Hilfe-Tasche mit Morphin. Dazu kamen Dinge, die man auch hätte weglassen können: ein Feldspaten, Rasierzeug, ein französischer Sprachführer. Die Männer waren dermaßen überladen, dass die kleineren von ihnen nur schwankend die Flugzeuge erreichten, die im Dunkeln auf der Piste standen.
Die Maschinen waren C-47 Skytrains mit olivgrünem Tarnanstrich. Zu seinem Erstaunen sah Woody, dass die Rümpfe und die Tragflächen mit auffälligen schwarzen und weißen Streifen bemalt worden waren. Der Pilot seiner Maschine war Captain Bonner, ein stets schlecht gelaunter Mann aus dem Mittleren Westen. »Die Streifen sollen verhindern, dass unsere eigenen Leute uns vom Himmel holen«, antwortete er auf Woodys dahingehende Frage.
Ehe die Männer an Bord gehen konnten, wurden sie gewogen. Donegan und Bonanio trugen zerlegte Bazookas in Beintaschen bei sich, was sie gleich vierzig Kilo schwerer machte. Als die Gesamtzuladung immer weiter anstieg, wurde Captain Bonner wütend. »Sie überladen die Maschine!«, fuhr er Woody an. »Wir bekommen die Scheißkiste gar nicht erst in die Luft!«
»Nicht meine Entscheidung, Captain«, entgegnete Woody. »Beschweren Sie sich beim Colonel.«
Als Erster stieg Sergeant Defoe ein. Er ging ganz nach vorn und setzte sich auf den Platz neben dem offenen Durchgang zum Cockpit. Er würde als Letzter abspringen. Jeder Mann, der in letzter Sekunde zögerte, in die Nacht hinauszuspringen, erhielt von Defoe eine Ermunterung in Form eines kräftigen Stoßes.
Donegan und Bonanio, die außer der üblichen Ausrüstung ihre Beintaschen mit den Bazookas zu schleppen hatten, musste die Stufen hinaufgeholfen werden. Woody stieg als Zugführer zuletzt ein. Er würde als Erster springen und als Erster landen.
Das Innere der Maschine war ein Schlauch mit Reihen aus primitiven Metallrohrsitzen auf beiden Seiten. Die Männer hatten Schwierigkeiten, die Sitzgurte um ihre Ausrüstung zu legen, und einige verzichteten ganz darauf. Die Tür wurde geschlossen, und die Motoren erwachten grollend zum Leben.
Woody hatte Angst und war zugleich aufgeregt. Wider alle Vernunft sehnte er den Kampf herbei. Er konnte es nicht erwarten, sich endlich dem Feind zu stellen und seine Waffen abzufeuern. Er wollte, dass das Warten ein Ende hatte.
Ob er Bella Hernandez jemals wiedersehen würde?
Er glaubte zu spüren, wie die Maschine mit dem Gewicht zu kämpfen hatte, als sie über die Piste rumpelte. Quälend langsam nahm sie Geschwindigkeit auf und schien sich ewig an den Bodenzu klammern. Woody ertappte sich bei der bangen Frage, wie lang die Rollbahn eigentlich war.
Dann endlich hob die C-47 ab, doch das Gefühl, in der Luft zu sein, wollte sich anfangs nicht einstellen; es kam Woody eher so vor, als würde die Maschine nur wenige Fuß über dem Boden schweben. Er saß am hintersten der sechs Fenster, neben der Tür, und beobachtete, wie die abgetarnten Lichter des Fliegerhorstes unter ihm versanken. Sie waren in der Luft.
Der Himmel war bedeckt, aber die Wolken leuchteten schwach, weil hinter ihnen der Mond aufgegangen war. An der Spitze jeder Tragfläche befand sich eine blaue Lampe; Woody beobachtete, wie die C-47 mit den anderen in Formation ging und einen riesigen Keil bildete.
Im Innern der Maschine war es so laut, dass die Männer einander ins Ohr brüllen mussten, um sich verständlich zu machen, und bald endeten die Gespräche. Die Fallschirmjäger rutschten auf ihren harten Sitzen, als sie vergeblich versuchten, eine
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