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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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eingeschaltet hatte, um ihre Passagiere möglichst bald absetzen und sich in Sicherheit bringen zu können. Aber die Crew hatte die Karten; deshalb konnte er nichts beweisen.
    Er erhob sich von seinem Sitz. »Aufstehen und einklinken!«, rief er. Bei dem Höllenlärm konnten die meisten Männer ihn nicht verstehen; aber sie wussten auch so, was er sagte. Sie standen auf und klinkten die Reißleine in das Seil ein, das über ihren Köpfen gespannt war. Die Tür öffnete sich, und brüllend toste der Wind in die Maschine, die immer noch zu schnell flog. Bei dieser Geschwindigkeit abzuspringen war schwierig, aber das eigentliche Problem bestand darin, dass sie weit verstreut landen würden, sodass Woody am Boden mehr Zeit bräuchte, um seine Leute zu finden. Sein Marsch auf das Einsatzziel würde verzögert, und er müsste den Einsatz verspätet beginnen. Er verfluchte Bonner.
    Der Pilot steuerte weiterhin erst in die eine, dann in die andere Richtung, und wich den Flakgranaten aus, während die Männer darum kämpften, nicht den von Erbrochenem rutschigen Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Woody blickte aus der offenen Tür. Bei dem Versuch, an Geschwindigkeit zu gewinnen, hatte Bonner an Höhe verloren. DieC-47 flog jetzt auf ungefähr fünfhundert Fuß – zu niedrig. Aus dieser Höhe öffneten die Fallschirme sich möglicherweise nicht vollständig, ehe die Männer auf den Boden prallten.
    Woody zögerte; dann winkte er seinen Sergeant zu sich.
    Defoe stellte sich neben ihn und schaute in die Tiefe. Sofort schüttelte er den Kopf, legte den Mund an Woodys Ohr und brüllte: »Die Hälfte von uns bricht sich die Haxen, wenn wir aus dieser Höhe abspringen, und die Bazookaträger bringen sich um!«
    Woody fasste einen Entschluss.
    »Passen Sie auf, dass keiner springt!«, brüllte er Defoe zu. Dann hakte er seine Reißleine aus und schob sich durch die Doppelreihe stehender Männer nach vorn zum Cockpit. Die Besatzung bestand aus zwei Mann. Aus vollem Hals brüllte Woody: »Steigen! Steigen!«
    »Gehen Sie nach hinten, und springen Sie ab!«, schrie Bonner.
    »Niemand springt aus dieser Höhe ab!« Woody beugte sich vor und deutete auf den Höhenmesser, der 480 Fuß anzeigte. »Das ist Selbstmord!«
    »Verlassen Sie das Cockpit, Lieutenant. Das ist ein Befehl.«
    Woody stand im Rang unter Bonner, doch er behauptete sich. »Erst wenn Sie wieder steigen.«
    »Wir sind über Ihre Landezone hinaus, wenn Sie jetzt nicht abspringen!«
    Woody verlor die Beherrschung. »Hoch mit der Kiste, Sie dämlicher Arsch! Na los!«
    Bonner funkelte ihn wütend an, aber Woody rührte sich nicht. Er wusste, dass der Pilot nicht mit einer vollen Maschine nach Hause kommen wollte; in diesem Fall würde er sich einer Anhörung stellen und erklären müssen, was schiefgelaufen war. Und Bonner hatte in dieser Nacht schon gegen zu viele Befehle verstoßen. Fluchend zog er das Steuer zurück. Die Nase hob sich augenblicklich, und die Maschine verlor Geschwindigkeit und stieg.
    »Zufrieden?«, fuhr Bonner ihn an.
    »Noch nicht ganz.« Woody würde nicht nach hinten gehen und Bonner Gelegenheit geben, das Manöver rückgängig zu machen. »Bei tausend Fuß springen wir ab.«
    Bonner gab Vollgas. Woody nahm den Blick nicht vom Höhenmesser.
    Als die Nadel die 1000 erreichte, ging er nach hinten, drängte sich zwischen seinen Männern hindurch, kam an die Tür, sah hinaus, klinkte die Reißleine wieder ein, zeigte den Männern den erhobenen Daumen und sprang.
    Sein Fallschirm öffnete sich augenblicklich. Er stürzte rasend schnell durch die Luft, während sich die Seide entfaltete. Ruckartig wurde sein Fall gebremst. Sekunden später klatschte er ins Wasser. Für einen Moment erfasste ihn Panik bei dem Gedanken, Bonner könnte sie in seiner Feigheit über dem Meer abgesetzt haben. Dann aber berührten seine Füße weichen Schlamm, und er begriff, dass er in einem überfluteten Feld gelandet war.
    Der Fallschirm fiel auf ihn. Er wühlte sich aus den Seidenfalten und schnallte sein Gurtzeug ab.
    Dann stand er in kniehohem Wasser und blickte sich um. Entweder war er in einer Flussaue oder – wahrscheinlicher – auf einem Feld, das die Deutschen geflutet hatten, um Invasionstruppen zu behindern. Er entdeckte niemanden, weder Freund noch Feind, aber das Licht war schlecht.
    Woody blickte auf die Uhr: drei Uhr vierzig morgens. Mithilfe seines Kompasses orientierte er sich.
    Als Nächstes nahm er seinen M 1-Karabiner aus der Tasche und klappte den

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