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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Plan, aber was schlugen die Konservativen vor?
    »Der Sozialismus ist untrennbar mit dem Totalitarismus verwoben«, sagte Churchill.
    »Er wird doch jetzt wohl nicht so tun, als wären wir wie die Nazis«, sagte Ethel.
    »Ich fürchte, genau das tut er«, entgegnete Bernie. »Er wird sagen, dass wir den äußeren Feind geschlagen haben und jetzt den Feind in unserer Mitte schlagen müssen. Die übliche konservative Taktik.«
    »Das nehmen ihm die Leute niemals ab«, sagte Ethel.
    »Pssst!«, machte Lloyd.
    »Ein sozialistischer Staat, sobald er in seiner Gesamtheit errichtet ist«, erklärte Churchill, »könnte sich eine Opposition nicht mehr leisten.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Ethel.
    »Aber ich will noch weiter gehen«, fuhr Churchill fort. »Ich versichere Ihnen, ich bin im tiefsten Herzen überzeugt, dasskein sozialistisches System ohne politische Polizei existieren könnte.«
    »Eine politische Polizei?«, fragte Ethel indigniert. »Wo nimmt er das nur her?«
    »Er findet in unserem Wahlprogramm keinen Kritikpunkt«, schimpfte Bernie. »Deshalb wirft er uns Dinge vor, die nie auf unserem Mist gewachsen sind. Verdammter Lügner.«
    »Hört doch nur!«, rief Lloyd.
    Churchill sagte: »Sie müssten auf eine Art Gestapo zurückgreifen.«
    Alle sprangen auf und riefen wütend durcheinander – so laut, dass der Premierminister übertönt wurde. »Mistkerl!«, brüllte Bernie und schüttelte die Faust nach dem Marconi-Radiogerät. »Mistkerl! Mistkerl!«
    Als sie sich beruhigt hatten, fragte Ethel: »Soll das ihr Wahlkampf sein? Bloß Lügen über uns zu verbreiten?«
    »So ist es wohl«, sagte Bernie.
    »Aber werden die Leute es glauben?«, fragte Lloyd.

    Im südlichen New Mexico, nicht weit von El Paso, liegt ein Wüstental namens Jornada del Muerto, die »Reise des toten Mannes«. Den ganzen Tag knallt die gnadenlose Sonne auf Mesquitebäume mit nadelspitzen Dornen und Yuccas mit schwertklingenförmigen Blättern. Die Bewohner dieses Tales sind Skorpione und Klapperschlangen, Feuerameisen und Taranteln. Hier erprobten die Männer des Manhattan-Projekts die schrecklichste Waffe, die der Mensch je erfunden hatte.
    Greg Peshkov beobachtete mit den Wissenschaftlern aus zehntausend Yards Entfernung. Natürlich hoffte er, dass die Bombe funktionierte, aber er hoffte genauso sehr, dass zehntausend Yards weit genug weg waren.
    Der Countdown begann nach Mountain War Time um neun Minuten nach fünf Uhr morgens am Montag, dem 16. Juli 1945. Es war Morgendämmerung, und am Osthimmel waren schon goldene Streifen zu sehen.
    Der Test trug den Codenamen »Trinity« – Dreifaltigkeit. AlsGreg nach dem Grund fragte, hatte der wissenschaftliche Leiter, der spitzohrige New Yorker Jude J. Robert Oppenheimer, ein Sonett von John Donne zitiert: »Zerschlage mein Herz, dreifaltiger Gott.«
    »Oppie« war der intelligenteste Mensch, den Greg je kennengelernt hatte. Er war nicht nur der brillanteste Physiker seiner Generation, er sprach außerdem sechs Fremdsprachen und hatte Das Kapital von Karl Marx im deutschen Original gelesen. Als Freizeitvergnügen lernte er Sanskrit. Greg mochte und bewunderte ihn. Die meisten Physiker waren verschroben, aber Oppie bildete wie Greg selbst eine Ausnahme: Er war groß, sah gut aus, besaß Charme und war ein echter Frauenheld.
    Mitten in der Wüste hatte Oppie von den Pionieren der Army einen hundert Meter hohen Turm aus Stahlstreben mit Betonfundament errichten lassen. An seiner Spitze befand sich eine Plattform aus Eichenholz. Am Samstag war die Bombe zu dieser Plattform hinaufgezogen worden.
    Die Wissenschaftler benutzten allerdings nie das Wort »Bombe«. Sie nannten sie »The Gadget«, den Apparat. Im Herzen des »Apparats« befand sich eine Kugel aus Plutonium, einem Metall, das nicht natürlich vorkam, sondern als Nebenprodukt bei atomaren Reaktionen entstand. Die Kugel wog ungefähr fünf Kilo, und jemand hatte ausgerechnet, dass sie eine Milliarde Dollar wert war.
    Zweiunddreißig Sprengladungen auf der Oberfläche der Kugel würden gleichzeitig explodieren und einen so starken nach innen gerichteten Druck erzeugen, dass das Plutonium sich verdichtete und eine kritische Masse bildete.
    Niemand wusste wirklich, was dann geschehen würde.
    Die Wissenschaftler wetteten auf die Wucht der Explosion, gemessen in Tonnen TNT -Äquivalent. Edward Teller hatte auf 45000 Tonnen gesetzt, Oppie auf 300 Tonnen. Die offizielle Vorhersage lag bei 20000 Tonnen. Am Abend zuvor hatte Enrico Fermi eine

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