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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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beigebracht hatten. Auf dem breiten Revers seines weißen, zweireihigen Jacketts waren Blutflecken.
    »Halt mir den Kerl vom Leib!«, schrie Jacky.
    Greg holte mit der Faust aus. Dave Rouzrokh war größer als er, aber er war ein älterer Mann, Greg ein sportlicher Teenager. Der Hieb traf Rouzrokh am Kinn – mehr aus Glück denn aus Geschick –, und er taumelte zurück und ging zu Boden.
    Die Zimmertür wurde aufgerissen.
    Der breitschultrige Hotelangestellte, den Greg auf dem Gang getroffen hatte, kam herein. Der Kerl muss einen Hauptschlüssel haben, schoss es Greg durch den Kopf.
    »Ich bin Tom Cranmer, Hausdetektiv«, sagte der Mann. »Was geht hier vor?«
    »Ich habe die Frau schreien gehört, und als ich reinkam, war der hier drin«, sagte Greg und zeigte auf Rouzrokh.
    »Er wollte mich vergewaltigen!«, rief Jacky.
    Dave erhob sich schwankend. »Das ist nicht wahr«, widersprach er. »Ich wurde zu einem Treffen mit Sol Starr in dieses Zimmer gebeten.«
    Jacky begann zu schluchzen. »Jetzt streitet er es auch noch ab!«
    »Ziehen Sie sich bitte etwas an, Miss«, sagte Cranmer.
    Jacky streifte den rosaroten Bademantel über.
    Der Detektiv ging zum Zimmertelefon, wählte eine Nummer und sagte: »Ich bin’s, Tom Cranmer. Normalerweise steht ein Cop an der Straßenecke. Holen Sie ihn in die Lobby, aber dalli.«
    Rouzrokh starrte derweil Greg an. »Du bist Peshkovs unehelicher Sohn, stimmt’s?«
    Greg war drauf und dran, ihm noch eine runterzuhauen.
    »O Gott, das ist eine Falle«, sagte Rouzrokh.
    Greg war geschockt. Instinktiv erfasste er, dass Dave Rouzrokh die Wahrheit sagte. Er ließ die Faust sinken. Die ganze Sache war von seinem Vater eingefädelt worden. Rouzrokh war kein Frauenschänder, Jacky spielte alles nur, und er, Greg, hatte selbst eine Rolle in dem Film. Ihm wurde schwindlig.
    »Bitte kommen Sie mit, Sir.« Cranmer ergriff Rouzrokh fest beim Arm. Er blickte Jacky und Greg an. »Sie beide ebenfalls.«
    »Sie können mich nicht festnehmen«, sagte Rouzrokh.
    »Doch, Sir, das kann ich. Und ich werde Sie einem Polizeibeamten übergeben.«
    Greg fragte Jacky: »Willst du dich anziehen?«
    Sie schüttelte rasch und entschieden den Kopf. Greg begriff: Es gehörte zum Plan, dass sie im Bademantel auftrat.
    Er nahm ihren Arm, und sie folgten Cranmer und Rouzrokh durch den Korridor in den Aufzug. In der Hotellobby wartete ein Polizist. Er und der Hoteldetektiv waren offenbar in den Plan eingeweiht.
    Cranmer sagte zu dem Polizisten: »Ich habe einen Schrei aus ihrem Zimmer gehört und fand den alten Knaben dort vor. Die Frau sagt, er habe versucht, sie zu vergewaltigen. Der Junge ist ein Zeuge.«
    Rouzrokh blickte bestürzt drein, als wähnte er sich in einem Albtraum. Greg tat der Mann irgendwie leid. Er war grausam in die Falle gelockt worden. Lev war noch gnadenloser, als Greg geglaubt hätte. Einerseits bewunderte er seinen Vater, andererseits fragte er sich, ob solche Rücksichtslosigkeit wirklich erforderlich war.
    Der Polizist legte Dave Rouzrokh Handschellen an. »Los, gehen wir.«
    »Wohin?«, fragte Rouzrokh.
    »In die Stadt.«
    »Müssen wir alle mit?«, fragte Greg.
    »Ja.«
    Cranmer raunte Greg zu: »Keine Sorge, mein Sohn. Du hast gute Arbeit geleistet. Wir fahren zur Wache und machen unsere Aussagen, danach kannst du die Kleine vögeln bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.«
    Der Cop führte Rouzrokh durch die Tür, und die anderen folgten.
    Kaum waren sie im Freien, flammte das erste Blitzlicht auf.

    Von einer New Yorker Buchhandlung ließ sich Woody Dewar eine Ausgabe von Freuds Studien über Hysterie schicken. Am Abend des Yacht-Club-Balls, dem Höhepunkt der gesellschaftlichen Events in der Buffaloer Sommersaison, schlug er das Buch ordentlich in Packpapier ein und band eine rote Schleife darum.
    »Schokolade für ein glückliches Mädchen?«, fragte seine Mutter, als sie im Flur an ihm vorbeikam. Sie hatte zwar nur ein Auge, aber ihr entging nichts.
    »Ein Buch«, antwortete er. »Für Joanne Rouzrokh.«
    »Sie kommt nicht zum Ball.«
    »Weiß ich.«
    Mama blieb stehen und blickte ihn forschend an. Nach kurzem Schweigen stellte sie fest: »Dir ist es ernst mit ihr.«
    »Ich glaub schon. Aber sie hält mich für zu jung.«
    »Vermutlich ist Stolz im Spiel. Ihre Freundinnen würden sie fragen, ob sie niemanden in ihrem Alter finden kann, der mit ihr gehen möchte. Mädchen können grausam sein.«
    »Ich warte, bis sie reifer ist.«
    Mama lächelte. »Ich wette, sie findet dich

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