Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman
Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Ihre Lippen waren weich und warm. »Ich mag dich.« Sie befühlte seine Schultern. »Du bist kräftig.«
»Ich spiele Eishockey.«
»Bei einem wie dir fühlt ein Mädchen sich geborgen.« Jacky nahm seine Wangen zwischen die Hände und küsste ihn wieder. Diesmal dauerte der Kuss länger, und sie seufzte und sagte: »Oh, Junge, ich glaube, wir beide kriegen Spaß miteinander.«
»Meinst du?« Washington war eine Stadt der Südstaaten und noch immer weitgehend nach Rassen getrennt. In Buffalo konnten Schwarze und Weiße in den gleichen Restaurants essen und in den gleichen Bars trinken, meistens jedenfalls, doch hier lag der Fall anders. Greg war sich nicht sicher, welche Gesetze zur Anwendung kommen konnten, aber er war überzeugt, dass ein weißer Mann und eine schwarze Frau Ärger bekommen würden. Allein dass Jacky ein Zimmer in diesem Hotel bewohnte, war überraschend. Offenbar hatte Lev ein paar Fäden gezogen. Auf jeden Fall war es undenkbar, dass er, Greg, und Jacky mit Lev und Gladys zu viert durch die Gemeinde ziehen konnten. Was also stellte Jacky sich unter »Spaß haben« vor? Greg kam der aufregende Gedanke, dass sie möglicherweise bereit war, mit ihm ins Bett zu gehen.
Er legte die Hände auf ihre Taille und wollte sie zu einem weiteren Kuss an sich ziehen, doch sie wich zurück. »Ich muss unter die Dusche«, sagte sie. »Lass mir ein paar Minuten.« Sie drehte sich um, verschwand durch die Verbindungstür und schloss sie hinter sich.
Greg setzte sich aufs Bett und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Jacky wollte in Filmen mitspielen, und offenbar war sie bereit, ihre Karriere mit Sex voranzutreiben. Ganz bestimmt war sie nicht die erste Schauspielerin, ob schwarz oder weiß, die auf diese Strategie zurückgriff. Schließlich tat Gladys das Gleiche, wenn sie mit Lev schlief. Und Lev war der glückliche Nutznießer.
Greg bemerkte, dass Jacky ihren Greifbeutel vergessen hatte. Er nahm die Handtasche auf und drehte den Türgriff. Die Tür war nicht verschlossen. Er trat hindurch.
Jacky war am Telefon. Sie trug einen rosaroten Bademantel und sagte gerade: »Ja, Hunky-Dory, kein Problem.« Ihre Stimme klang anders, erwachsener, und er begriff, dass sie ihm gegenüber einen unnatürlichen Sexy-little-Girl-Tonfall benutzt hatte. Als sie Greg sah, lächelte sie und sprach wieder mit Kleinmädchenstimme in den Hörer: »Bitte stellen Sie keine Anrufe durch. Ich möchte nicht gestört werden. Danke. Auf Wiederhören.«
»Du hast das vergessen.« Greg reichte ihr die Handtasche.
»Du wolltest mich doch bloß im Bademantel sehen«, erwiderte sie kokett. Der Bademantel verbarg ihre Brüste nicht vollständig, und Greg sah eine bezaubernde Rundung aus makelloser brauner Haut.
Er grinste. »Nein, aber jetzt bin ich froh darüber.«
»Geh wieder in dein Zimmer. Ich muss duschen. Vielleicht bekommst du später noch mehr Einblicke.«
»O mein Gott«, sagte Greg.
Er kehrte in sein Zimmer zurück. Das war wirklich erstaunlich. »Vielleicht bekommst du später noch mehr Einblicke«, wiederholte er laut für sich selbst. Wie konnte ein Mädchen nur so etwas sagen!
Er hatte einen Ständer, aber er wollte nicht onanieren, wo das Wahre, Echte in so greifbarer Nähe war. Um auf andere Gedanken zu kommen, packte er weiter aus. Er besaß eine teure Rasiergarnitur – Messer und Pinsel mit Perlmuttgriffen –, ein Geschenk seiner Mutter. Er legte alles im Bad zurecht und fragte sich, ob die Garnitur Jacky beeindrucken würde, wenn sie sie sah.
Die Wände waren dünn, und er hörte im Nebenzimmer das Wasser rauschen. Der Gedanke an Jackys nackten, nassen Körper versetzte ihn in Wallung. Er hatte Mühe, sich auf das Einsortieren seiner Socken und Unterwäsche in der Schublade zu konzentrieren.
Plötzlich hörte er sie schreien.
Er erstarrte. Einen Augenblick lang war er zu überrascht, um sich zu rühren. Was hatte das zu bedeuten? Wieder schrie Jacky. Erschrocken setzte Greg sich in Bewegung, riss die Verbindungstür auf und trat in ihr Zimmer.
Sie war nackt. Greg hatte noch nie eine leibhaftige nackte Frau gesehen. Jacky hatte spitze Brüste mit dunkelbraunen Warzen. An ihrem Schritt war ein Busch aus drahtigem schwarzem Haar. Sie drückte sich an die Wand und versuchte vergeblich, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken.
Vor ihr stand Dave Rouzrokh. Auf seiner aristokratischen Wange prangten zwei Kratzer, die ihm offenbar Jackys rosarot lackierte Fingernägel
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