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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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essen?“
    „Nein, danke. Ich muss mich noch um das verdammte Pferd kümmern.“
    Schon war er wieder draußen.
    „Wieso darf ich nicht auf dem Pferd reiten?“, fragte Liam.
    Seufzend stellte Sierra ihm einen Teller Suppe vor die Nase. „Weil du nicht reiten kannst.“
    Liams Seufzer klang wie das Echo ihres eigenen, worüber sie gelächelt hätte, wenn sie nicht gerade über ein so ernstes Thema sprechen würden, bei dem es um Leib und Leben ging.
    „Wie soll ich es denn lernen, wenn du mich nicht lässt? Du bist überfürsorglich, und das könnte meiner Psyche schaden. Ich könnte echte psychologische Probleme entwickeln.“
    „Es gibt Momente“, sagte Sierra und setzte sich mit ihrem eigenen Teller Suppe ihm gegenüber an den Tisch, „da wünschte ich, du wärst nicht so schlau.“
    „Das habe ich von dir.“
    „Nein“, widersprach Sierra. Liam hatte ihre Augen, ihr dichtes, feines Haar und ihre Beharrlichkeit, aber seine bemerkenswerte Intelligenz stammte von seinem Vater.
    Denk nicht an Adam, ermahnte sie sich.
    Dafür kam ihr Travis Reid in den Sinn.
    Noch schlechter.
    Nachdem Liam seine Suppe und ein zweites Sandwich verzehrt hatte, machte er sich auf, um das Haus zu erkunden, während Sierra gedankenvoll ihren Kaffee trank.
    Das Telefon läutete.
    Nach kurzem Suchen fand sie den kabellosen Hörer und nahm ab. „Hallo?“
    „Du bist da!“, trillerte Meg.
    Sierra bemerkte, dass sie den Geschirrschrank offen gelassen hatte und stand auf, um ihn zu schließen. „Ja“, sagte sie. Meg war am Telefon immer freundlich zu ihr gewesen, allerdings auf eine distanzierte Weise. Da Sierra ihre Halbschwester mit zwei zum letzten Mal gesehen hatte, waren sie im Grunde Fremde.
    „Wie gefällt es dir? Das Haus, meine ich?“
    „Davon hab ich noch nicht viel gesehen“, antwortete Sierra. „Liam und ich sind gerade angekommen und haben schnell etwas gegessen.“ Ihre Hand streckte sich wie von selbst nach der Teekanne aus, und sie hatte das Gefühl, bei der Berührung einen ganz leichten elektrischen Schlag zu spüren. „Hier stehen eine Menge Antiquitäten herum“, dachte sie laut.
    „Du kannst sie problemlo s verwenden“, antwortete Meg. „ Familientradition. “
    Erst jetzt zog Sierra die Hand von der Teekanne zurück und schloss die Schranktüren.
    „Familientradition?“, wiederholte sie. „McKettrick-Regeln“, erklärte Meg. In ihrer Stimme war ein Lächeln zu hören. „Die Dinge sind dazu da, benutzt zu werden, egal, wie alt sie sind.“
    „Aber wenn etwas kaputt geht “
    „... geht es kaputt“, beend ete Meg den Satz. „Hast du Tra vis schon kennengelernt?“
    „Ja“, sagte Sierra. „Und er ist vollkommen anders, als ich erwartet hatte.“
    Meg lachte. „Was hast du denn erwartet?“
    „So einen mürrischen alten Typen halt“, gestand Sierra. „Du sagtest ja, er würde sich um den Hof kümmern und in dem Wohnwagen neben dem Stall wohnen, da dachte ich ..." Sie brach verlegen ab.
    „Er ist niedlich und er ist alleinstehend“, informierte Meg sie.
    „Sogar die Teekanne?“, grübelte Sierra.
    „Wie bitte?“
    „Entschuldige. Ich dachte gerade an die Teekanne im Küchenschrank - ich frage mich, ob ich wohl ..."
    „Ich weiß, welche du meinst“, antwortete Meg mit einer gewissen Zärtlichkeit in der Stimme. „Sie stammt von Lorelei. War ein Hochzeitsgeschenk.“
    Lorelei. Die Matriarchin der Familie. Sierra machte einen Schritt zurück.
    „Benutz sie“, bat Meg so, als ob sie Sierras Zurückweichen gespürt hätte.
    Sierra schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Ich hatte ja keine Ahnung, wie alt sie ist. Wenn ich sie fallen lasse ...“
    „Sierra“, sagte Meg, „sie ist nicht aus Porzellan, sondern aus Gusseisen mit einer Emailleglasur.“
    „Oh.“
    „Ein bisschen so wie die McKettrick-Frauen, sagt Mom immer“, fuhr Meg fort. „Harte Schale, weicher Kern.“
    Mom. Sierra schloss die Augen, um gegen die aufkeimenden Gefühle anzukämpfen, aber es half nichts.
    „Wir lassen dir noch Zeit zum Eingewöhnen“, meinte Meg sanft, als Sierra nicht sprechen konnte. „Und dann kommen Mom und ich, wenn es dir recht ist natürlich.“
    Meg und Eve lebten in San Antonio, Texas, wo sie für McKettrickCo arbeiteten. Also würden sie sicher nicht ohne Vorankündigung vorbeikommen.
    Sierra musste schwer schlucken. „Es ist euer Haus“, sagte sie.
    „Und deins“, stellte Meg sehr leise klar.
    Danach musste Sierra Meg versprechen, anzurufen, wenn sie irgendetwas brauchte.

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