Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Gehölzes herüber, die Augen gewöhnten sich langsam an das durch die Bäume geschaffene Licht- und Schattenspiel. Die Geräusche des Waldes übertönten allmählich das immer weiter entfernte Stimmengewirr der Schüler.
Vaughan ging mit geräuschlosen, federnden Schritten voran und führte Winter auf eine kreisrunde Waldlichtung. Sie wussten sofort, dass es der richtige Ort war.
»Wenn ein Vampir von deinem Blut trinkt, werden seine Mächte unermesslich. Es gibt nichts Gefährlicheres, Winter. Der Rat hat den Pakt erlassen, um genau das zu verhindern …«, sagte er und blieb stehen. »Doch er hat sich von deiner Existenz verführen lassen. Du bist sein mächtigstes Werkzeug und gleichzeitig das, was ihn mehr als alles andere in den Ruin treiben kann.«
Vaughan ließ seine Sinne umherschweifen, um zu kontrollieren, ob sie allein wären, dann wandte er sich wieder an sie.
Sie hatten nicht viel Zeit, ihr kleines Experiment würde nicht unbemerkt bleiben.
»Hier sollten wir kurz Ruhe haben«, sagte er einfach.
Der
DURST
und das Blut, das ihn löscht
… »Ich wiederhole: Bist du sicher, dass du es tun willst?«
Winter senkte das Gesicht, verbarg es in den Händen. Ihre Haare fielen wie seidener Regen nach vorn.
Ein dichter Nebel dämpfte ihre Emotionen.
Sie hatten Madison in ihrer Gewalt …
Als sie das Gesicht wieder hob, war ihr Ausdruck streng und entschlossen.
Sie ließ die Kette durch ihre Finger gleiten, ganz langsam, Glied um Glied. Tastete nach dem Verschluss.
Eine innere Stimme sagte leise, aber beharrlich, dass es reiner Wahnsinn sei, doch Winter unterdrückte sie zornig.
Sie musste alle Kräfte aufwenden, um Madison zu finden, auch diejenigen in ihr, die ihr Angst machten.
Darran Vaughan verfolgte ihre Bewegungen wie hypnotisiert.
War er bereit, den Hauch der MACHT zu empfangen?
Der Anhänger fiel mit einem schillernden Funkeln in Winters Hand. Der Vampir wartete mit weit aufgerissenen Augen auf die Veränderung.
Sie überraschte ihn dennoch wie ein sommerlicher Donner, dem kein Blitz vorausgeht.
Der DURST drückte ihm die Kehle zu, und er presste den Kiefer zusammen, um dem unerbittlichen Ruf zu widerstehen …
Die Gegenwart des Mädchens, ihr rhythmisch in den Adern pulsierendes Blut war von einer betörenden Anziehungskraft.
Der Jagdinstinkt brüllte so stark, dass sogar Winter ihn spüren konnte.
Vaughan entfernte sich etwas, ohne jedoch den Blick abwenden zu können, und Winter erschauerte, nahm zum ersten Mal in ihrem Leben jeden Zentimeter Haut zwischen Kinn und Schultern wahr.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Schwindel.
»Was fühlst du?«
Sich so weit zu beherrschen, dass er diese Frage stellen konnte, war eine Qual. Vaughan lehnte sich an den Stamm einer Eiche. Er atmete den Moosgeruch ein und hoffte, er möge den Duft des Mädchens überdecken.
»Ihren DURST . Es ist, als ob er in mir vibrieren würde …«
Der Vampir krallte seine Finger in die Baumrinde.
Ein Splitter stach ihn, und das half ihm, sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
Winters Bewusstsein flimmerte am Rand seines eigenen, klopfte sanft und bat um Einlass.
Es lud ihn zum Tanz ein.
Vaughan ließ sich fallen, sank am Baumstamm entlang zu Boden.
Auf der Erde sitzend, richtete er seine Aufmerksamkeit auf tausend unbedeutende Details, die weißen und schwarzen Äderungen eines Steins zu seinen Füßen, die feuchte Erde, das kaum hörbare Geräusch der vom Wind bewegten Blätter.
Winter atmete schwer, und die Grenze zwischen ihnen wurde immer schmaler. Sie sah mit seinen Augen, fühlte wie er, ihre Sinne waren in einem unglaublichen Einklang geschärft.
Dann war es, als ob das, was sie zurückhielt, in die Brüche ginge.
Das Bewusstsein beider vermischte sich für einen Moment, es gelang Winter beinahe, sich in seine Gedanken zu drängen.
DURST
. Der Duft, der zur Jagd aufruft. Die Beute …
Sie empfand keine Angst, nicht einmal in diesem Moment, in dem ihr Leben an einem Faden seiner Selbstbeherrschung hing.
Brennender Durst … Willen … der Ruf der
MACHT
und des Blutes … der Wunsch, sie zu beschützen
…
Der Vampir wollte sie beißen, konnte sich kaum noch zurückhalten, seine Zähne in ihren Hals zu schlagen. Und mit derselben Intensität wollte er sie beschützen.
Sterben wäre so einfach
…
Kaum hatte Winter das gedacht, stieß Vaughan ein Röcheln aus. Er erhob sich instinktiv und wollte sich auf sie stürzen.
Beherrsch dich! Du schaffst es … das Serum
…
Das
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