Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
weshalb jemand ihr etwas antun könnte?«
Winter lächelte bitter.
Doch, wegen mir, Roberts
, antwortete sie innerlich,
weil sie meine Freundin ist
.
»Nein«, sagte sie jedoch, »und schon gar nicht hier in Wales. Sie war erst am Freitag aus London gekommen!«
Der Polizist nickte ernst. Dann reichte er ihr ein Kärtchen mit einer hastig hingekritzelten Telefonnummer.
»Falls dir irgendetwas in den Sinn kommt, ruf mich bitte sofort an«, bat er sie. Dann schien ihm noch etwas durch den Kopf zu gehen. »Winter, ist eben etwas geschehen? Du sahst völlig verschreckt aus.«
Erneut verkrampfte sich Winter, ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich ganz leicht.
»Nichts, was Sie etwas anginge.«
Danny fühlte, dass er beinahe errötete.
Er hielt sich nicht an die Vorschriften, höchstwahrscheinlich quälte er nur ein verstörtes junges Mädchen, aber er musste herausfinden, ob sie aufrichtig war.
»Bist du sicher?«
Winter nickte. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos.
»Ganz sicher. Lassen Sie mich in Ruhe, Roberts.«
»Deine Freundin ist in Gefahr. Wir müssen alle mithelfen, sie wiederzufinden.«
Jetzt funkelten Winters Augen vor Zorn.
»Das weiß ich sehr gut«, erwiderte sie bitter.
Erneut sahen sie sich an, und Dannys Gesichtsausdruck wurde sanfter.
»Es ist nur … Ich hasse diese Situation. Gewisse Dinge dürften einfach nicht geschehen. Es ist ein Albtraum.«
Erstaunlicherweise schenkte sie ihm ein trauriges Lächeln.
»Sie wissen gar nicht, wie wahr das ist.«
In dem Moment trat Darran Vaughan zu ihnen.
»Gibt es ein Problem, Mr Roberts?«, fragte er mit formvollendeter Höflichkeit.
Danny musterte für einen Moment sein Gesicht.
»Nein, keineswegs. Ich bin vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Winter geht. Wir haben uns gerade verabschiedet.«
Ioan Evans ließ den Motor an und entfernte sich langsam vom Parkplatz der Schule.
Die Wendung, die die Ereignisse nahmen, gefiel ihm gar nicht: Ein Vampir streifte ungestört um die junge Starr herum, und Danny Roberts hatte den Fall in die Hand genommen.
Pass auf, Dan, du könntest auf Dinge stoßen, die viel zu groß sind für dich
…
Und das war ein Risiko, das er auf keinen Fall eingehen konnte.
A lles in Ordnung, Winter?«, fragte Vaughan erneut, nachdem Danny Roberts sich entfernt hatte.
Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Nein. Nichts ist in Ordnung!«, platzte sie schließlich heraus. Sie zog das seidene Tuch mit dem Ring aus der Tasche und reichte es dem Lehrer.
»Das war in meinem Rucksack. Und ich schwöre Ihnen, dass ich es nicht dort hineingesteckt habe. Der Ring gehört Madison.«
Vaughan musterte das kleine Schmuckstück, dann schaute er sie an.
»Hast du es Roberts erzählt?«
Winter schüttelte den Kopf. Ihr Gesichtsausdruck war müde, abgespannt.
»Und Fennah?«
»Nein, Sie sind der Erste, dem ich es zeige.«
Sie spielte mit der Silberkette ihres Anhängers.
Unvermittelt erschien alles ganz klar: Wer immer Madison in seiner Gewalt hatte, benutzte sie, um an Winter heranzukommen, um sie zu kontrollieren und Zugriff auf die geheimnisvolle Macht zu bekommen, die in ihren Adern floss. Genau wie alle anderen.
»Ich werde alles tun, was ich kann, um dir zu helfen«, versprach Darran Vaughan feierlich.
»Dann erklären Sie mir, was ich bin.«
Ihre Augen blitzten schneidend wie Klingen.
»Ich habe es satt, mich zu verstecken und zu fliehen.«
Du bist ein Mysterium
…, dachte Darran Vaughan bei sich.
Er musterte sie eine Zeit lang schweigend und versuchte, jeden Aspekt der Situation abzuwägen.
»Du bist ein äußerst seltenes Wesen«, antwortete er schließlich halblaut. »Du hast überhaupt keine Ahnung, wie selten … Seit Jahrhunderten gab es keine Geburt wie deine.«
Sein Blick umhüllte sie lodernd.
»Folge mir«, sagte er mit geheimnisvoller Stimme.
Weder Vampir noch Mensch, sondern beides. Der
DURST
und das Blut, das ihn löscht. Der Schlüssel zur Unsterblichkeit.
Deshalb bist du verboten
.
Winter atmete tief durch und folgte ihm.
Sie marschierten eine Zeit lang, bis zum äußersten Rand des Schulparks. Dann überschritten sie die durch Holzpflöcke gekennzeichnete Grenzlinie und betraten das Dickicht.
Eine Wand aus Ästen und Baumstämmen trennte sie nunmehr vom Schulgelände. Alles wirkte außergewöhnlich lebendig im weißen Sonnenlicht dieses Tages. Die Luft roch nach frischen Blütenknospen, eine Brise trug den Duft der Wiesen auf der anderen Seite des
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