Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Letzte, was Winter in seinen Gedanken sah, war Madisons Gesicht. Dann wurde ihr das Bild gewaltsam entzogen. Der Vampir hatte einen Schutzwall zwischen ihnen errichtet.
»Zieh die Kette an«, befahl er. »Sofort!«
Ihr Herz schlug wie verrückt, und dennoch versuchte Winter noch einen Moment, sich zu widersetzen.
»Mach schnell, wenn du nicht sterben willst!«
Mit einem frustrierten Seufzer legte das Mädchen sich den Anhänger um den Hals.
Kaum spürte sie ihn wieder auf der Haut, beruhigte sich alles um sie herum.
Madison
…
Darran Vaughan wusste Bescheid.
Er glitt mit raubtierhafter Geschmeidigkeit an ihre Seite. Griff nach ihrem Handgelenk und drückte es so stark, dass er ihr wehtat.
Sein Blick hatte nichts Menschliches mehr. Die Eckzähne schimmerten zwischen den Lippen.
Winter unterdrückte ein Stöhnen, und er lockerte den Griff.
»Sagen Sie mir, wo meine Freundin ist.«
Der Vampir zog die Hand zurück und wandte sich ab.
»Du hast Glück, dass du noch lebst«, erwiderte er schneidend. Die Erinnerung an die MACHT , die sie umgab, umnebelte noch immer seinen Geist.
Winter ging nicht darauf ein.
»Sie wissen, wo Madison ist.«
»Bist du dir so sicher?«
Er musste sich unvermindert beherrschen, um ihr nicht die Kehle aufzureißen.
»Reden Sie, Mr Vaughan!«
Der Lehrer atmete langsam aus. Das Mädchen war sich der Gefahr gar nicht bewusst.
»Geh weg von hier, Winter«, befahl er ihr. Seine Stimme hatte beinahe einen flehenden Unterton. »Du hast keine Ahnung, welche Anstrengung mich das kostet …«
Völlig unvernünftig stürzte sie sich auf ihn.
»Ich will wissen, wo Madison ist!«, schrie sie und hämmerte ihm mit den Fäusten auf die Brust.
Vaughan schnellte vor und biss in die Luft, kaum eine Spannbreite von ihrer pulsierenden Halsader entfernt.
»Ich bin nicht sicher«, antwortete er dann, und sein Gesicht wurde wieder ausdruckslos. »Ich würde sie sofort befreien, wenn ich könnte. Geh jetzt. Deine Mächte sind verführerischer, als erlaubt ist.«
Winter eilte davon.
A lle Nox am Klubsitz spürten den Hauch der MACHT .
Sie rissen die Augen auf und vergaßen, was sie gerade taten.
Winter!
Rhys sprang auf, sein Atem beschleunigte sich. Wenn Winter den Anhänger nicht trug, war sie vielleicht in Gefahr.
Ohne auch nur einen Moment zu überlegen, verließ er sein Zimmer.
In wenigen Sprüngen rannte er die Treppe hinunter.
Am Fuß der Treppe erwarteten ihn Aled und Idris Uprice, Nerys und Cameron. In ihren fiebrigen Augen leuchtete ein übernatürliches, unmenschliches Glühen.
»Was geht hier vor?«, fragte Idris mit rauer Stimme.
Ein plötzlicher, unerklärlicher DURST hatte sie alle gepackt.
Nerys schüttelte ihr kupferrotes Haar und machte einen Schritt zur Tür hin. Ihre katzenartigen, geschmeidigen Bewegungen vibrierten vor zurückgehaltener Energie.
»So etwas habe ich noch nie gespürt …«
Sogar Aled, normalerweise der Ruhigste von ihnen, war bleich vor DURST und sog die Luft ein, die Nasenflügel weit geöffnet.
Rhys musterte seine Freunde. Der Instinkt, Winter zu beschützen, war stärker als alles andere.
Idris bewegte sich so schnell, dass er den Eindruck erweckte, sich für einen Augenblick entmaterialisiert zu haben, und Rhys versperrte ihm den Ausgang.
Seine Lippen öffneten sich leicht. Er stieß ein dumpfes und unmenschliches drohendes Knurren aus.
»Spürst du es nicht, Rhys?«, flüsterte Idris keuchend.
»Natürlich spürt er es«, zischte Nerys mit einem boshaften Lächeln, »jeder hier spürt es.«
Mit der tödlichen Eleganz eines Raubtiers rückte sie vor, trunken von DURST und MACHT .
Rhys blieb regungslos stehen.
»Zurück, Nerys«, befahl er barsch.
Die Vampirin ließ ihre Zähne blicken.
»Es ist ganz nah, Rhys, ganz leicht zu erreichen …«
Idris machte einen weiteren Schritt nach vorn.
Es handelte sich nur noch um Augenblicke.
Rhys machte sich darauf gefasst, seine eigenen Schulfreunde anzugreifen. Sein Gesicht drückte eine wilde Entschlossenheit aus. Er überlegte, wie viel Zeit er verlieren würde, wenn er Idris zurückstieß, fragte sich, ob Nerys ihm eine Möglichkeit dazu geben würde.
Doch dann stürmte sie schon los. Rhys spannte seinen Körper an, um den Angriff abzuwehren.
Er wollte ihr nicht wehtun. Er musste nur verhindern, dass sie das Haus verließ, um zu Winter zu gelangen.
Die Vampirin sprang in einem perfekten Bogen nach vorn.
Ganz unerwartet wurde sie jedoch von jemand anderem in der Luft abgefangen
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