Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
handelte sich um eine knappe halbe Stunde …«
Evans hörte sich die Erklärung mit gerunzelter Stirn an und sein Vize begriff, dass er skeptisch war.
»Sie kennt die Gegend nicht … Sie könnte sich entfernt haben und inzwischen wer weiß wo sein«, bemerkte er nur.
Er schien es eilig zu haben, den Fall abzuschließen, und das Mädchen zitterte vor Wut.
Sie richtete einen intensiven Blick auf Evans.
Als Danny diesen Blick auffing, fühlte er sich plötzlich unbehaglich. Er hatte noch nie solche Augen gesehen; große, silbergraue Augen, die aussahen, als könnte man sie nicht anlügen.
Viel zu müde Augen in dem jungen und zarten Gesicht.
Evans erwiderte den Blick ausdruckslos.
»Wir werden noch heute mit der Suche in der Bucht beginnen.«
Morwenna Chiplin nickte.
»Ich bitte Sie, informieren Sie uns über jede Neuigkeit.«
Dann straffte Evans die Schultern und wandte sich zum Gehen. Danny drehte sich um und folgte ihm.
Als er an ihr vorbeiging, fixierte er Winter Starr.
Keiner von beiden sagte ein Wort. Sie schauten sich nur schweigend an.
Dann deutete Winter ein Lächeln an.
Aus irgendeinem unsinnigen Grund gewann der Polizist den Eindruck, das Mädchen wüsste vieles.
Als die beiden weg waren, erhob sich Winter leicht wankend und ging zur Tür, die in den Flur führte.
»Du warst mit Llewelyn zusammen, nicht wahr?«
Griffith Chiplins Frage war wie ein Dolchstoß in den Rücken.
Winter erbleichte noch ein bisschen mehr, Gareth warf seinem Vater einen vorwurfsvollen Blick zu und fasste sie beschützend um die Taille.
»Es ändert doch jetzt nichts mehr, Papa«, sagte er kühl.
Eleri stellte sich ebenfalls schützend neben die Freundin.
»Wir begleiten dich nach oben, du brauchst Ruhe.«
Morwenna lächelte kaum merklich beim Anblick der drei. Griffith dagegen fühlte sich plötzlich alt.
»Du hast recht«, gab er zu, »entschuldige, Winter.«
Es war so lange her, seit er selbst aufgehört hatte, sich aufzulehnen …
G uten Morgen.«
Eleri und Gareth starrten Winter an, als sie in der Tür zur Küche erschien, und die Besorgnis stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Niemand hatte damit gerechnet, dass Winter an diesem Morgen zur Schule gehen würde, nachdem sie gestern den ganzen Tag weinend in ihrem Zimmer verbracht hatte. Nicht einmal zu den Mahlzeiten war sie nach unten gekommen.
»Wie geht es dir?«, fragte der Junge und musterte aufmerksam ihr Gesicht.
Sie hatte geschwollene Augen und wäre sicherlich kreidebleich gewesen, hätte sie vom vielen Weinen nicht gerötete Wangen gehabt.
Winter straffte die Schultern.
»Komm frühstücken«, forderte Eleri sie auf und deutete auf einen Stuhl. »Ich lass dich nicht mit leerem Magen aus dem Haus.«
Sie wartete, bis Winter wenigstens etwas Kaffee getrunken und von einer Scheibe Brot abgebissen hatte, während die Atmosphäre immer beklemmender wurde.
»Bist du sicher, dass du es schaffst?«, fragte sie dann.
»Immer noch besser, als allein zu Hause zu bleiben und zu warten, bis ihr Bruder mich erneut anruft.«
Sie warfen sich einen bedrückten Blick zu.
»Es tut mir so leid, Win. Wir hätten dich nicht fragen dürfen.«
Winter wandte das Gesicht ab. An den Anruf zu denken machte sie traurig und schuldbewusst.
Kenneth hatte ungefähr um ein Uhr nachts angerufen, um sich nach Madison zu erkundigen. Sie hatte ihn noch nie so verstört erlebt, konnte sich überhaupt nicht erinnern, ihn je traurig gesehen zu haben.
Sie hatte ihn belogen. Hatte die Fäuste geballt und dem Befehl des Paters gehorcht.
»Willst du damit sagen, sie ist noch nicht zu Hause, Neth?«, hatte sie ihn gefragt.
»Nein«, hatte der Junge geantwortet. »Mama und Papa sind fuchsteufelswild und sehr besorgt, aber wir kennen Mad ja. Ich dachte, sie hätte es sich vielleicht anders überlegt. Dass sie noch bei dir wäre.«
Sie hatte ihm versichert, Mad am Sonntagnachmittag zum Zug begleitet zu haben.
In Wahrheit war Madison irgendwo in Wales, eingesperrt, vielleicht tot, aus dem einfachen Grund, weil sie ihre Freundin war.
Winter biss sich auf die Lippen, um nicht zu weinen.
Sie stand auf und schlich aus dem Haus. Sie musste Vaughan sehen, und Rhys, eine Spur finden, wie vage auch immer, die sie zu ihrer Freundin führte.
»Ich warte draußen auf euch.«
Während Eleri und Gareth sich fertig machten, kam ihr das grüne Heft in den Sinn. Es enthielt alle ihre Notizen über die Kristalle.
Sie ließ den Rucksack fallen und rannte zurück in die Mansarde, um es zu
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