Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
können, außer …
Er bemühte sich, das Ende des Gedankens vor ihr zu verbergen.
Winter zitterte vor Wut.
Untersteh dich! Glaubst du, ich könnte es ertragen, wenn du stirbst?
In der Mansarde schüttelte Gareth erneut ihren Körper und Winter wurde ihren inneren Bildern entrissen.
Keuchend rang sie nach Luft, als wären ihre Lungen voller Wasser.
Gareth zwang sie, sich hinzulegen, und ihr Herzrasen beruhigte sich langsam.
»Ich will zu Vaughan gehen«, murmelte Winter mit dünner Stimme.
Alles würde ans Tageslicht kommen, ihre wahre Natur, vielleicht sogar die Blutgabe.
Gareth und Eleri würden herausfinden, dass sie ein Scheusal war.
Aber das war egal.
Rhys brauchte Hilfe.
D arran Vaughan war nicht allzu erstaunt, als Winter und die beiden Chiplins vor seiner Zimmertür standen. Jeder Vampir im Umkreis von Kilometern musste den Tumult in dieser Nacht wahrgenommen haben.
Winters Blick war wirr, ihn einzufangen kostete ihn eine ziemliche Anstrengung.
»Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht«, erklärte er und richtete einen ausdruckslosen Blick auf ihr Gesicht. Als er die Tür etwas weiter aufmachte, sahen sie, dass er einen langen Morgenrock aus schwarzer Seide trug. »Aber ihr offenbar schon …«
Winter nickte.
Rhys ist in Gefahr
, war ihr erster Gedanke. Doch sie konnte sich so weit beherrschen, dass sie es anders formulierte.
»Rhys Llewelyn hat herausgefunden, wo Madison gefangen gehalten wird. Er will sie befreien.«
Vaughan zog eine Augenbraue hoch.
»Woher weißt du …«
Ohne es zu ahnen, kam Nerys Maddox gerade rechtzeitig hinzu, um zu verhindern, dass er den Satz beendete.
»Das ist wahr«, bestätigte sie, und ihr Tonfall war so nervös, wie man ihn von ihr nicht kannte. »Rhys und Cameron sind verschwunden. Er hat das hier hinterlassen.«
Sie wedelte mit Rhys’ Zettel vor dem Gesicht des Lehrers, und Vaughan verbarg hinter vorgehaltener Hand ein amüsiertes Lächeln.
Idris und Aled Uprice stießen ebenfalls zu ihnen.
»Wir wollen ihm helfen«, erklärten sie schlicht.
»Wir müssen Madison befreien«, wiederholte Winter.
Voller Tatendrang, diese Kids
, kommentierte der Lehrer innerlich.
Er seufzte und streckte sich dann genüsslich.
»Ich nehme an, ich soll euch dabei helfen …«
Kurz darauf brausten zwei Autos im Dunkeln Richtung Glan Gors.
Als Rhys Llewelyn zur alten Mühle in Glan Gors unterwegs war, nickte Alaric Lochinvar zufrieden.
Er hatte alles mit großer Sorgfalt geplant, hatte gewartet, gewacht, beobachtet. Nun war seine Falle endlich bereit zuzuschnappen.
In den vergangenen Monaten hatte er seine Handlanger zusammengerufen, einen nach dem anderen, damit sie alle dabei sein würden in dieser Nacht: Darran, der verliebte junge Vampir, die kostbare Tochter der beiden Geschlechter und sogar die beiden Geschwister der Familien.
Es blieb nur noch herauszufinden, wer als Erster fallen würde und wie. Vielleicht würde er in dieser Nacht sogar verstehen, welches Spiel Fennah spielte.
Er nahm im Geiste Kontakt auf mit seinen treuesten Dienern und gab ihnen den Befehl, sich bereitzuhalten.
Als er sicher war, dass alle seine Botschaft erhalten hatten, lachte er aufrichtig amüsiert.
Er liebte das Jagdspiel. Deshalb hatte er, nach seinem Treffen mit Aeron Fennah in London, Rhys einen Besuch abgestattet.
Er sollte ebenfalls mit dabei sein.
Rhys Llewelyn würde den Tanz für ihn eröffnen.
Er tauchte das Gesicht in die Kapuze seines schweren Mantels und ließ seinen Geist durch die Nacht wandern, um dem Spektakel beizuwohnen.
Der Lehrer steuerte das Auto souverän durch die nahezu vollständige Dunkelheit der wolkenverhangenen Nacht.
Nur hin und wieder wandte er seine Aufmerksamkeit kurz von der holprigen Straße ab, die zur alten Mühle führte, um Winter zu beobachten.
Sein Plan, überlegte er, war vielleicht nicht besonders gut. In der Mühle würde er sie und ihre kostbare MACHT einem allzu hohen Risiko aussetzen.
Ein einziger kleiner Fehler würde genügen …
»Wenn wir da sind«, erklärte er hastig, »darfst du dich auf keinen Fall von mir entfernen, Winter. Hast du verstanden?«
Er seufzte. Sie hörte ihm nicht einmal zu, seine Worte waren in den Wind gesprochen.
Gareth Chiplin rutschte auf dem Rücksitz hin und her.
»Wir werden Ihnen helfen, auf sie aufzupassen«, versprach er energisch.
Er würde eines Tages ein gutes Mitglied der Familien werden.
Vaughan zuckte mit den Schultern.
»Seht lieber zu, dass euch selber nichts
Weitere Kostenlose Bücher