Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
passiert!«
Die Situation war absurd, sie waren schließlich nicht auf einem Schulausflug …
»Anders gesagt«, präzisierte er, »ich würde es vorziehen, wenn ihr nicht die Helden spielt. Versucht, die anderen nicht aus den Augen zu verlieren, aber wenn es hart auf hart kommen sollte, rettet euch und lauft davon, so schnell ihr könnt.«
Er hätte nicht zu sagen vermocht, wann genau er zum Anführer dieses bunten Häufchens geworden war.
Winter auf dem Beifahrersitz starrte stur geradeaus, ohne etwas zu sehen.
Seit zwei Stunden hatte sie das Gefühl, ihr Kopf würde gleich platzen wegen der dauernden Spaltung.
Nicht einmal mehr ihr Anhänger konnte sie beschützen vor dieser Sintflut an Wahrnehmungen von Rhys. Zum Teil dämpfte er sie ab und verhinderte damit, dass sie vollends darin unterging.
Die Bestie brüllte, und Winter hatte panische Angst, weil sie wusste, dass es Rhys nicht mehr kümmerte, ob er lebte oder starb.
Sie biss sich auf die Finger und weinte lautlos.
Wir müssen uns beeilen!
Sie hörte, wie Gareth, Eleri und Darran Vaughan Strategien ausarbeiteten, und was sie sagten, war wahrscheinlich wichtig, doch sie vernahm alles nur wie eine monotone Geräuschkulisse.
Es gelang ihr nicht, einzelne Wörter zu unterscheiden, geschweige denn ihren Sinn zu erfassen.
»Hast du gehört, Winter?« Vaughans Stimme war eindringlich geworden.
Sie zog die Nase hoch und trocknete sich mit den Ärmeln ihres überweiten Pullovers die Augen.
Es war herzergreifend, sie so zu sehen, zart und verzweifelt.
»Ich habe gesagt, du darfst dich nie von mir entfernen!«
Die Empfehlung war vielleicht überflüssig. Sie sah aus, als könnte sie kaum allein auf den Beinen stehen.
Er sah, dass sie den Kopf neigte.
»Einverstanden«, flüsterte Winter so leise, dass nur noch der Vampir sie verstehen konnte.
Zum x-ten Mal wünschte Vaughan sich, dass alles gut gehen möge.
Er konnte auch Winter nicht erlauben, alles zu ruinieren.
Im Rückspiegel sah er, wie Eleri sich zu ihrer Freundin neigte und sie um den Autositz herum in einer umständlichen Bewegung umarmte.
»Du wirst sehen, wir schaffen es, beide zu retten, Win«, sagte sie ermutigend.
Der Vampir bremste und parkte das Auto rund dreihundert Meter von der alten Mühle entfernt.
Er war ganz Eleris Meinung.
Die Falle war nur für die junge Starr bestimmt.
V erborgen im Geäst einer uralten Eiche, verharrten Rhys und Cameron lange Zeit reglos, versuchten sogar, ihre Atemzüge zu vermindern. Die Mühle war ein massives, zweistöckiges Bauwerk, wesentlich weniger baufällig, als sie erwartet hatten.
Das Mühlrad quietschte, und das darüberfließende Wasser des Baches gurgelte wild. Darin ging praktisch jedes andere Geräusch unter.
Der Vampir hatte nicht gelogen. Rhys konnte deutlich die Präsenz von vier Vampiren in der Mühle wahrnehmen. Und sogar auf die Distanz einen Hauch von Madison Winstons Duft.
Cameron schaute ihn geduldig an und wartete auf Anweisungen.
»Sie ist da drin«, informierte Rhys ihn knapp.
Der andere fragte nicht einmal, wieso er das wusste. Er gab ihm nur mit einem Blick zu verstehen, dass er bereit war, auf sein Wort hin das Leben zu riskieren.
Schließlich grinste er.
»Haben wir eigentlich so was wie einen Plan?«
Rhys’ Lippen deuteten ein Lächeln an.
»Wir gehen da rein und machen ihnen die Hölle heiß, Cam!«
Das war als Plan nicht gerade erhebend, doch das UNTIER stieß seinen Schlachtruf aus.
Winter
, dachte Rhys sehnsüchtig, als sein Körper sich in den Kampf stürzte.
Madison Winston war gerade vor Müdigkeit eingedöst, als die Vampirin ihr Zimmer im ersten Stock betrat.
»Beeil dich«, befahl sie und zerrte Madison vom Bett runter. »Wir gehen weg.«
Die Vampirin packte sie schmerzhaft am Arm und schleppte sie zur Tür.
Madison versuchte, die Füße in den Boden zu stemmen. Durch den unvermittelten Adrenalinschub war sie hellwach und hatte keinerlei Absicht, sich kooperativ zu zeigen.
»Wieso? Was ist los?«
Die Vampirin würdigte sie keines Blickes. Zähneknirschend und unfreundliche Bemerkungen murmelnd, schleifte sie Madison durch den Flur bis zu einer dunklen Ecke, wo ihr Kumpan wartete.
Der Vampir wirkte nervös, ungeduldig.
»Los, macht schon«, brummte er mit tiefer Stimme.
Er stand reglos vor einem gerahmten alten Kupferstich. Dem Mädchen schoss durch den Kopf, dass sie noch nie einen so großen Stich gesehen hatte.
»Wir kommen schon, Crow, reg dich ab«, knurrte die Vampirin.
Madison
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