Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
den Kopf und zog die Augenbrauen hoch.
»Ich verstehe nicht, worauf du anspielst.«
»Ach, kommen Sie, Sir, wenn Sie es nicht verstehen würden, hätten Sie nicht meine Versetzung beantragt.«
»Es wird dir gefallen in Cardiff. Es ist eine große Chance für dich«, erwiderte der Mann.
Danny hob die Augen zum Himmel.
»Der Fall Winston, ich zitiere aus dem Gedächtnis: Letzte Sichtung von Griffith Chiplin und Winter Starr, 17:00 Uhr, Bahnhof von Cae Mefus …«
Evans verschränkte die Arme über der Brust.
»So war es.«
Der junge Polizist dachte wieder an den Bauernhof seiner Träume, der in seinen Zukunftsplänen auf ihn wartete.
Schafe
, dachte er, während seine Welt ins Wanken kam und vollständig auf den Kopf gestellt wurde,
und ein schwarz-weißer Schäferhund … die sind besser als Menschen.
»Ein Mädchen ist spurlos verschwunden, und Sie fälschen den Rapport. Wieso, Evans? Denken Sie, ich könnte das einfach so hinnehmen für eine Gehaltserhöhung?«
Der andere blieb gleichmütig.
»Deine Freundin wird begeistert sein.«
»Wieso, Evans?«
Danny war versucht, ihn am Hemd zu packen und an die Wand zu schleudern.
Ein Hauch von Müdigkeit flog über Evans’ Gesicht.
»Glaub mir, du würdest die Antwort nicht wissen wollen. Das Angebot ist besser, als du dir vorstellen kannst.«
Er beugte sich über die Schublade seines Schreibtischs und zog ein Blatt Papier heraus, entfaltete es und räusperte sich, bevor er laut zu lesen begann.
»›Strafanzeige gegen den Polizisten Daniel Roberts, nicht vorbestraft, fünfundzwanzig Jahre alt, wegen Amtsmissbrauch. Bla bla bla …‹ Ich erspare dir den Rest des Textes …« Er unterbrach sich einen Augenblick, um Dannys Reaktion zu beobachten, und fuhr dann mit tonloser Stimme fort: »Sieh mal einer an … Er hat der sechzehnjährigen Winter Starr nachspioniert, sie regelrecht verhört … wow … Der Typ hat sie sogar mit der Dienstpistole bedroht, und das alles außerhalb seiner Dienstzeit. Was für ein Schurke, die Autorität seiner Uniform so auszunutzen …«
Dannys Wut verflog augenblicklich.
»Was soll das? Winter kann keine Anzeige erstattet haben.«
»Hat sie auch nicht. Es war Griffith Chiplin. Und Mr Vaughan könnte wahrscheinlich bestätigen, dich an der St Dewi’s mit der jungen Starr gesehen zu haben, als du nicht im Dienst warst. Unschöne Situation, lieber Roberts. Hätte ich nicht erwartet von dir.«
»Und das soll das Team sein, von dem Sie sprechen? Sie wissen ganz genau, dass ich nichts von alldem getan habe.«
Evans sah ihm fest in die Augen.
»Nein, hast du nicht. Denn Madison Winston ist in den verdammten Zug gestiegen, um fünf Uhr an dem verdammten Nachmittag. Eine Hand wäscht die andere: Das ist ein Team.«
Er hob den Papierkorb hoch und stellte ihn auf den Schreibtisch.
»Es ist das beste Angebot, das ich dir machen kann, mein Junge.«
Danny nickte mit zusammengepressten Lippen. Er war noch nie im Leben so beschämt gewesen, er wusste nicht einmal, was ihn mehr kränkte, die falsche Anklage oder dass er sich der Erpressung beugen musste.
»Sie hatten meinen vollen Respekt, Evans«, sagte er hart. »Werfen Sie den Wisch weg.«
Er drehte sich um und verließ das Büro.
Evans zerknüllte die Dokumente und warf sie wütend in den Papierkorb.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und fühlte sich plötzlich sehr müde.
»Fang ein neues Leben an, Daniel«, wünschte er seinem Vize, während dessen Schritte immer leiser wurden, »weit weg von den Albträumen.«
Es war aufrichtig gemeint. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und musste der fürchterlichen Nacht nun allein entgegentreten.
Danny Roberts setzte sich auf eine Bank im Stadtpark. Man hatte ihn hereingelegt.
»Wieso?«, fragte er zornig in die Nacht.
Was steckte hinter dem Ganzen?
Ein Komplott … oder ein Albtraum, in den viele Leute in Cae Mefus involviert waren.
Er dachte wieder an Winter Starrs helle Augen, die wirkten, als hätten sie bereits zu viele Dinge gesehen, und an Griffith Chiplins Unterschrift auf der Strafanzeige.
»Wieso?«, wiederholte er.
Er stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien auf und fixierte den staubigen Kies zu seinen Füßen.
Er seufzte. Ohne zu wissen, was richtig war, beschloss er, dass er nicht einfach so aufgeben würde.
Er suchte das Handy in der Hosentasche und wählte die Nummer.
»Ich möchte eine Erklärung, Chiplin«, murmelte er, als Griffith antwortete. »Ich erwarte Sie und Ihre Frau
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