Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Claire Mason mit einem herausfordernden Lächeln.
»Sieht so aus.«
Das Mädchen ging um ihn herum und stellte sich so vor ihn, dass sie ihm den Weg versperrte.
»Ich habe mich gefreut, dass du gekommen bist. Man sieht dich nicht häufig auf Partys …«
Gareth nickte, aber sein Blick suchte währenddessen den Raum ab. Winter war immer noch nicht zurück.
»Wirst du dich wieder einmal blicken lassen? Annie organisiert laufend Partys … Beim Schulabschlussfest hättest du dabei sein sollen!«
Die Augenblicke verstrichen und der Mann musterte sie seelenruhig. Er wirkte hochkonzentriert und gleichzeitig besessen, als wäre die Realität, in der er sich befand, nicht dieselbe, in der sie lebte.
Er lächelte, ein Jäger, der sich seiner Beute sicher war.
Winter atmete rasch und keuchend. Jedes Detail vor ihren Augen war überdeutlich und gleichzeitig verschwommen, wie im schlimmsten Albtraum.
»Was tust du da?«, rief plötzlich jemand.
Ein Arm umfing den Hals ihres Angreifers und zerrte ihn mit Gewalt nach hinten.
Der Mann wurde zu Boden geschleudert, gab ein schmerzvolles Stöhnen von sich und starrte den Neuankömmling mit glühendem Blick an.
Winter fielen vor Erschöpfung beinahe die Augen zu, sie konnte gerade eben noch zwei Körper erkennen, die sich aufeinanderstürzten.
Ihr Angreifer war kräftig gebaut und stark, er sprang mit einem Schrei auf und ging zum Angriff über. Der andere konnte nur auf seine Geschwindigkeit zählen, um ihm zu entkommen.
Winter beobachtete die beiden Männer mit angehaltenem Atem. Jemand war ihr zu Hilfe gekommen. Jemand, den sie in ihrer Verwirrung nicht zu erkennen vermochte.
Obwohl, die Bewegungen, die Stimme …
Die beiden Kämpfer ließen voneinander ab, um wieder zu Atem zu kommen, und Winter hörte, dass sie sich ein paar wütende Sätze auf Walisisch zuwarfen, die sie nicht verstand.
Sie fühlte sich sogar zu schwach, um sich Sorgen zu machen, und schwankte weiter zwischen Traum und Realität hin und her wie in einer Art Trance, während sie die Fäuste zusammenpresste in dem verzweifelten Versuch, bei Bewusstsein zu bleiben.
Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als sie spürte, dass jemand sie sanft rüttelte, und eine Stimme durchbrach den Strudel der Verwirrung, die sie umfing.
W inter?! Winter, hörst du mich?«
Gareth rüttelte das Mädchen sachte. Er kniete neben ihr und horchte besorgt auf ihre Atemzüge. Irgendetwas sagte ihm, dass sie ihn hören konnte, deshalb sprach er weiter zu ihr und betrachtete sie aufmerksam in Erwartung einer Reaktion.
»Rech!«
, knurrte er dann seinen walisischen Lieblingsfluch.
Als sein Hirn langsam wieder funktionierte, bemerkte er das Blut, das ihr über die Wangen lief.
»Rech!«
, wiederholte er.
Er zwang Winter so sanft wie möglich, das Gesicht zur Seite zu neigen, und untersuchte die Wunde auf der Stirn.
Gareths Gesichtszüge verhärteten sich, als er voller Wut darüber nachdachte, was passiert wäre, wenn er sie nur ein paar Minuten später gefunden hätte.
Es war seine Schuld.
Das hier wäre nicht passiert, wenn er seine Pflicht getan hätte. Doch jetzt musste er rasch eine Lösung finden.
Endlose Augenblicke vergingen und der Zustand des Mädchens wurde allmählich schlafähnlich, sie hatte sich endlich beruhigt. Winter atmete jetzt regelmäßig und hauchte kleine weiße Wolken in die kalte Nachtluft.
»Winter …«, rief er sie erneut.
»Gareth.« Sie schien ihn zu erkennen. Langsam richtete sie sich auf, immer noch verwirrt, aber plötzlich wachsam. »Der Mann … Wo ist er?«
Er lächelte sie sanft an und schüttelte den Kopf.
»Verschwunden. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.«
»Es war so seltsam … Ich habe ihn nicht näher kommen gehört, doch ich wusste, dass er mir etwas antun wollte, und … Er war so leise, Gareth … und so blitzschnell …«
Gareth warf ihr einen eigenartigen Blick zu, nickte aber nur verständnisvoll.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er sie nach ein paar Augenblicken und tupfte mit einem Taschentuch die Wunde an ihrer Schläfe ab. Der weiße Stoff färbte sich rot.
»Es tut weh«, antwortete Winter ehrlich, »aber es würde mir garantiert noch viel schlechter gehen, wenn du nicht …«
Die erste Träne kullerte von ihren Wimpern und brannte auf der aufgeschürften Wange. Ihre Augen suchten das Gesicht des Jungen, um seine Reaktion zu erkennen, und sie war erstaunt zu sehen, dass sein Lächeln noch sanfter wurde.
»Es ist alles gut, Win«,
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