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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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versicherte Gareth ihr. »Wir haben Glück gehabt.«
    Bis in die Mansarde zu gelangen, war der schwierigste Teil gewesen, und als er Winter ein mit Desinfektionsmittel getränktes Wattebäuschchen reichte, merkte Gareth, wie erschöpft er war.
    Er setzte sich ans Fußende des Betts und wartete schweigend, bis sie sich die Wunde an der Schläfe fertig gesäubert hatte. Die Blutung war gestillt. Den größten Schaden hatte, wie es schien, nicht Winter, sondern ihre Jacke davongetragen.
    »Danke«, murmelte das Mädchen schließlich und brach so das Schweigen.
    Gareth fühlte sich plötzlich unbehaglich. Er hatte keine Lust, über den Vorfall zu sprechen.
    Er beschränkte sich auf ein mattes Kopfnicken. Sie drehte sich um und musterte ihn für ein paar Augenblicke.
    »Es war nicht deine Schuld«, sagte sie dann unvermittelt, zu seinem Erstaunen.
    Gareth schwieg. Er musste dieses Gespräch abbrechen.
    Mühsam stand er auf, und als Winter ihn zurückhielt, blitzte Nervosität in seinen Augen auf. An diesem Abend liefen die Dinge eindeutig nicht, wie sie sollten.
    »Was tun wir jetzt?«
    Es war eigenartig, doch alles, was er über sie zu wissen geglaubt hatte, erschien ihm in dem Moment falsch. Er konnte den intensiven Blick, der ihn durchbohrte, nicht deuten, und verstand auch nicht, warum er ihn so aus der Fassung brachte. Er war völlig durcheinander.
    »Ich meine, wegen dem, was passiert ist …«
    »Vielleicht sollten wir morgen früh mit meinen Eltern darüber sprechen«, antwortete er mit einem Gähnen.
    Winter schüttelte energisch den Kopf.
    Sie wirkte, als hätte sie bereits entschieden, was zu tun sei.
    »Wärst du bereit, darüber zu schweigen?«, fragte sie ihn mit einer seltsamen Dringlichkeit.
    Die Frage kam völlig unerwartet, und diesmal war es Gareth, der sie verblüfft anschaute.
    »Ich verstehe nicht«, gab er verwirrt zu.
    Winter antwortete ihm mit einem traurigen Lächeln.
    »Deine Eltern müssten den Vorfall der Vormundschaftsbehörde melden, Gareth«, erklärte sie, »und Susan Bray würde ausrasten, wenn sie es erführe.«
    Das war richtig. Daran hatte Gareth noch gar nicht gedacht. Und es komplizierte die Dinge beträchtlich.
    »Sie könnten mich wieder woanders hinschicken, und ehrlich gesagt, halte ich es nicht mehr aus, von einem Ort zum andern geschickt zu werden! Niemand hat mich gefragt, ob ich mein Zuhause verlassen und hierherkommen wollte. Doch jetzt bin ich hier, ich habe die Schule angefangen, ich habe neue Freunde gefunden … Ich will nicht schon wieder von vorn anfangen! Das würde ich nicht ertragen …«
    Sie vertraute ihm und ließ zu, dass er ihre Gefühle an ihrem Gesicht ablas, obwohl ihre Augen vor zurückgehaltenen Tränen glänzten.
    Gareth setzte sich neben sie auf das Bett, und die Stille schien auf einmal weniger angespannt.
    »Macht es dir keine Angst, nach heute Abend weiter in Cae Mefus zu bleiben?«
    »Doch. Wie verrückt …«
    Das war weder gelogen noch übertrieben. Sie wagte sich kaum zu bewegen aus Angst, das Zittern ihres Körpers nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Aber sie war vor allem müde, erschöpft von all den Veränderungen. Sie konnte keine weiteren mehr ertragen. Deshalb würde sie nicht zulassen, dass Gareth darüber sprach, selbst wenn er sie deswegen für verrückt hielt.
    »So etwas hätte überall passieren können. Und ich möchte endlich anfangen, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen, verstehst du?«
    Oh ja
, dachte er und ahnte langsam, welche Folgen das haben würde, was sie von ihm verlangte. Gewiss, in einigen Dingen hatte man wirklich keine Wahl, aber …
    Sein Schweigen machte sie nervös.
    »Bitte, Gareth!«, flehte sie ihn an.
    »Einverstanden.«
    Er hatte es gesagt. Er handelte nach bestem Gewissen und vielleicht auf die einzig mögliche Weise, und dennoch musste er dem Blick ihrer glänzenden Augen ausweichen.
    Gareth wartete, bis Winter eingeschlafen war, dann verließ er das Zimmer.
    Er stieg die Treppe hinunter, durchquerte den Flur und hoffte, so rasch wie möglich in sein Bett zu kommen. Es blieb nur noch eine Sache zu tun.
    »Verzeih mir, Winter!«, flüsterte er und klopfte an die Schlafzimmertür seiner Eltern.
    W
inter stand regungslos da, wie versteinert. Vom Hämmern ihres Herzens ganz benommen, konnte sie nichts anderes tun als warten, während die schmale und sehnige Gestalt ihres Angreifers langsam auf sie zukam.
    Nicht schon wieder!
, flehte sie mit vor Angst weit geöffneten Augen. Es war nicht möglich, und

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