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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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doch passierte es erneut: die Lichtung, das Geräusch der Schritte, die Nachtluft, die ihr zum ersten Mal Angst machte …
    Sie hatte ihn nicht herankommen gehört.
    Schließlich konnte sie ihren Körper dazu bringen, sich in Bewegung zu setzen, und rannte los, doch während sie lief, heftete sich etwas Dickflüssiges, Klebriges an ihre Kleider, etwas Feuchtes und Warmes durchtränkte den Stoff, der zu ihrem Entsetzen immer schwerer und schwerer wurde.
    Winter musste anhalten. Mit zitternden Händen strich sie über das T-Shirt, bis sie die Nässe fühlte. Ihr Instinkt wusste, was es war, sie hatte den süßlichen, rostigen Geruch von Anfang an erkannt …
    Sie hob die Hände ans Gesicht und schrie, als sie sah, dass sie voller Blut waren.
    Überall war Blut. Es durchtränkte den Boden und machte ihn rutschig, ihr ganzer Körper war blutüberströmt …
    Dass es ihr eigenes Blut war, begriff sie erst später: Es floss aus ihren aufgeschnittenen Pulsadern und aus ihren Schläfen, es verschmierte ihr Gesicht und den Hals.
    Und dennoch verspürte das Mädchen keinen Schmerz. Völlig unpassend ging ihr nur eins durch den Kopf: Dass diese rubinrote Flüssigkeit warm war, dass sie ihrem Körper die ganze Wärme entzog und dass ihr bald sehr kalt sein würde.
    Dann versuchte sie erneut wegzulaufen, kämpfte mit dem nassen und schweren Stoff, der ihre Bewegungen behinderte. Sie wusste nur, dass sie fliehen musste.
    Schwankend taumelte Winter vorwärts, und der Mann stürzte sich auf sie.
    Ihre Schultern schmerzten unter seinem Griff.
Ich werde mit Sicherheit blaue Flecken bekommen
, schoss ihr durch den Kopf.
    Grausame, feindselige Augen starrten sie an.
    Der Angreifer drückte sie an sich, als wollte er sie sich durch die Haut hindurch einverleiben, und für einen verrückten, unglaublichen Augenblick verflog der Schrecken und alles löste sich in Nebel auf.
    In diesem zeitlosen Raum griff Winter nach ihrer Kette, die sie um den Hals trug, und ein einziger klarer Gedanke rang sich zu ihrem Bewusstsein durch.
    Sie wusste, dass er wichtig war, und versuchte mit allen Kräften, ihn zu erfassen. Er war von Angst umgeben, von einer tief verschütteten Furcht …
    Der Mann mit den dämonischen Augen lachte, und schließlich konnte Winter die Tränen nicht länger zurückhalten.
    Sie erwachte schluchzend, schweißgebadet, das Bild ihres Angreifers hatte sich ihr so tief eingeprägt wie nie zuvor.
    Immer noch zitternd vor Schrecken, zwang sie sich, so lange tief durchzuatmen, bis ihr Herzschlag sich beruhigte.
    Sie war völlig verstört …
    Noch am gleichen Tag wollte sie Dr. Norton anrufen: Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so viele Albträume gehabt zu haben wie in den letzten Wochen. Doch es bedurfte wahrscheinlich keiner Psychotherapiesitzung, um zu verstehen, dass es sich um eine Stressverarbeitung handelte.
    Ein Albtraum
 …, dachte Winter,
nichts als ein weiterer blöder Albtraum
.
    Sie redete es sich immer wieder ein, doch sie konnte sich erst beruhigen, nachdem sie lange Zeit ihre Hände betrachtet hatte. Sie waren weiß und ohne jede Spur von Blut.
    Die Wunde an ihrer Schläfe jedoch brannte immer noch, und ihr ganzer Körper tat weh.
    Auch wenn sie es sich gewünscht hätte, der Angriff war kein Hirngespinst gewesen. Er war wirklich passiert. Sie war überfallen worden und Gareth hatte sie gerettet.
    Aber er hatte sie verstanden und ihr versprochen, mit niemandem darüber zu sprechen.
    Dieser Gedanke gab ihr eine fast vergessene Leichtigkeit zurück.
    Er hat es versprochen
 …, wiederholte sie innerlich und wickelte sich in die Decke ein.
    Umhüllt von der Dunkelheit ihrer Mansarde fühlte Winter sich plötzlich nicht mehr so allein.
    D amit möchte ich unsere Stunde für heute beenden«, verkündete Mr Harris in seinem feierlichsten Ton. »Ich möchte nämlich meinem Kollegen die Gelegenheit geben, sich vorzustellen und euch kurz das Programm zu erläutern, das er mit euch durchnehmen wird …«
    In dem überfüllten Klassenraum im ersten Stock der St Dewi’s bemerkten nicht wenige Schüler den mangelnden Enthusiasmus in seinen Worten.
    Harris war allem Anschein nach ein methodischer Typ und mochte es nicht, wenn seine Routine gestört wurde. Zum Beispiel durch das Erscheinen eines neuen Lehrers.
    Winter spürte eine gewisse Solidarität mit ihm und hörte sogar auf, ihre Notizblätter mit kleinen Zeichnungen vollzukritzeln. In letzter Zeit mochte auch sie Neuigkeiten nicht besonders.
    Lorna dagegen

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