Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
den Blick starr auf die Cola in ihrer Hand gerichtet.
Sie hatte nicht damit gerechnet, Rhys zu begegnen.
Rhys Llewelyn blieb am Eingang stehen und betrachtete die anwesenden Schüler.
Winter Starr gewöhnte sich offenbar rasch an die neue Situation. Und Gareth Chiplin half ihr mit bemerkenswertem Eifer dabei, denn seit ein paar Tagen waren die beiden praktisch unzertrennlich.
Als wäre es unvermeidlich, fing Winter Rhys’ Blick auf, während die anderen sich unterhielten.
»Meine Eltern sind nach Paris gefahren. Ich habe die ganze Woche sturmfrei!«, verkündete Cynthia aufgeregt.
»Großartig!«, freute sich Trevor.
»Und? Vorschläge für die Ferien?«
»Mich braucht ihr nicht anzusehen. Ich muss unbedingt eine Projektarbeit fertig machen«, gab Dylis bekannt.
»Streberin!«, erwiderte Cynthia. »Winter, sag, dass du wenigstens nicht die Absicht hast, deine Zeit über den Büchern zu verplempern …«
Winter schien ihr nicht einmal zuzuhören, sie starrte Rhys Llewelyn gebannt an.
Schauer begannen ihr über den Rücken zu rieseln.
Sie hätte ihre Augen abwenden können, und das wäre vielleicht das Beste gewesen, doch ihr kam es vor, als würde die Welt exakt in dem Moment erstarren.
Ihr Herz schlug schneller und Hitze schoss ihr in die Wangen.
Nach einem Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, senkte sie den Kopf. Ihr wurde klar, dass Rhys ihr fehlte wie die Luft zum Atmen.
»Planet Erde ruft Winter Starr … Kannst du mich empfangen?« Trevor Biven rüttelte nicht gerade sanft an ihrer Schulter und das Mädchen kam wieder zu sich.
»Ja, klar«, versicherte sie rasch, »hör auf!«
Ihre Stimmung hatte sich verschlechtert und sie hatte keine Lust herauszufinden weshalb.
»Ich hole mir etwas zu essen.«
Sie wandte sich von ihren Freunden ab und ging mit großen Schritten zum Buffet.
Doch als sie dort stand, wurde sie sich bewusst, dass Rhys Llewelyn nur eine Tischbreite von ihr entfernt war.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ihr kommen würdet …«
Winter bereute den Satz, kaum hatte sie ihn ausgesprochen.
Rhys bedachte sie mit einem intensiven Blick.
Er trug ein schlichtes weinrotes Sweatshirt, das seine milchweiße Haut und die außergewöhnliche rötliche Schattierung seiner Augen betonte.
»Winter.«
Die Art, wie er es sagte, weich, ohne Erstaunen, wirkte beinahe, als hätte er auf sie gewartet.
Winter näherte sich langsam.
Sie hatte Herzjagen und wagte den Mund nicht aufzumachen aus Angst, dass ihre Stimme zittern könnte.
»Nun weißt du also, wer ich bin …«, sagte er mit monotoner Stimme.
Winter verzog ganz leicht den Mund.
»Nein … Ja …«
Sie zuckte die Schultern und Rhys entwischte ein Lächeln.
»Du kennst meine wahre Natur.«
»Ich nehme an, ich müsste in Panik geraten deswegen«, erwiderte sie traurig.
»Es würde zumindest deine eigene Sicherheit erhöhen.«
Keiner von beiden wagte es, die unsichtbare Grenze zu überschreiten, die sie trennte, doch gleichzeitig konnten sie sich auch nicht abwenden.
Der Vampir warf einen beunruhigten Blick auf die Menge.
»Es tut mir leid«, murmelte er.
Winter betrachtete forschend, beinahe misstrauisch, sein Gesicht.
»Macht nichts«, sagte sie schnell. »Es ist schon okay so.«
Sie wollte sich zwingen wegzugehen, doch ihr Körper verweigerte den Gehorsam. Unbedacht entschlüpften ihrem Mund aufrichtige Worte.
»Es gibt nichts hinzuzufügen. Du hast recht: Ich weiß, wer du bist, und du weißt, wer ich bin. Ich hätte es vorgezogen, es auf andere Art zu erfahren, aber es hätte nichts an der Tatsache geändert.«
»Winter … Ich wollte es dir sagen«, unterbrach Rhys sie.
Sein Blick liebkoste ihre Wangen, während er einen Schritt auf sie zu machte.
Er war nun so nah, dass sie die Wärme seines Körpers spürte.
»Ich wusste, dass du es herausfinden würdest. Aber von mir aus hätte es ruhig noch etwas dauern können.«
Er fing den Blick ihrer silbernen Augen ein, sah sie sanft erröten.
»Denn jetzt können wir nicht mehr auf dem Korridor zusammenstoßen«, flüsterte er ganz leise.
Winter fühlte, dass ihr die Luft wegblieb. Im Tumult des Fests schien es ihr, als wäre nur noch seine Stimme zu hören.
Sie senkte den Kopf, die Haare fielen ihr ins Gesicht und sie wünschte sich verzweifelt, die Grenze überschreiten zu können, die sie trennte.
»Ich weiß, wer du bist, und du weißt, wer ich bin«, wiederholte sie jedoch nur und machte einen Schritt rückwärts.
Sie stieß mit dem Rücken gegen
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