Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
Vom Netzwerk:
gab ihr noch einmal Fiebersaft und richtete ihr auf der Couch zusammen mit ihren Puppen und einem Malbuch ein Bett ein.
    »Wie fühlst du dich, kleines Reh?«
    »Gut«, sagte Fawn, doch ihr Gesicht war gerötet, ihr Haar schweißfeucht. Ihre Augen waren seltsam glasig.
    »Ruh dich schön aus, okay? Geh nicht nach draußen. Und versuch, so viel wie möglich zu trinken.«
    »Mmm-hmm«, machte Fawn und gab Mimi, die ebenfalls Fieber hatte, einen Löffel voll unsichtbarer Medizin.
    »Mimi muss sich auch ausruhen«, meinte Ruthie und machte der Puppe ein kleines Bett aus einem Kissen mit einem Geschirrtuch als Zudecke. Das gefiel Fawn, die darauf bestand, dass Mimi auch noch ein Kopfkissen brauchte, also bekam sie eins aus einem Knäuel der flauschigsten Wolle ihrer Mutter.
    Draußen pfiff der Wind durch die Bäume und türmte den Schnee zu hohen Verwehungen auf. Ruthie rollte sich auf dem Sessel unter einer der bunten Decken ihrer Mutter zusammen und las Besucher von der anderen Seite . Dabei lief es ihr kalt den Rücken herunter. Immer wieder sah sie hoch, weil sie ganz sicher war, dass sich im Schatten irgendetwas bewegt hatte. Was sie am meisten gruselte, war die Vorstellung, dass die kleine Schlafende Gertie einst in demselben Wandschrank gesessen hatte, der nun ihrer Mutter gehörte. Der Wandschrank, den ihre Mutter mit Brettern zugenagelt hatte.
    Gegen Ende des Buches erklärte Sara auch den Ursprung der zahlreichen Geheimverstecke, die Ruthie und Fawn im Haus gefunden hatten.
    Als Kind entdeckte und schuf ich Dutzende von Verstecken, indem ich Ziegel oder Dielen lockerte und an verborgenen Stellen die Wände aushöhlte. Einige dieser Verstecke, dessen bin ich mir gewiss, wird niemals jemand finden.
    Ruthie sah zu ihrer Schwester. Die legte ihrer Puppe gerade einen Beinverband an. Arme Mimi: erst Fieber, jetzt auch noch ein gebrochenes Bein.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht in den Wald gehen«, maßregelte Fawn ihre Puppe flüsternd. »Wenn kleine Mädchen in den Wald gehen, können ihnen schlimme Dinge passieren.«
    Als Fawn den Kopf hob, bemerkte sie, wie Ruthie sie beobachtete. »Spielst du was mit mir?« Ihre Augen glänzten im Schein des Feuers, das durch die gläserne Ofentür sichtbar war.
    »Klar«, sagte Ruthie und legte das Buch weg. »Was möchtest du denn spielen?«
    »Verstecken.«
    »Können wir nicht was anderes spielen? Puppen oder Karten oder so?«
    Fawn schüttelte den Kopf und hob dann Mimi hoch, die ebenfalls den Kopf schüttelte. Ihre zerkratzten Knopfaugen schienen Ruthie direkt anzusehen.
    »Mimi will nur Verstecken spielen. Sie hat ein neues Lieblingsversteck.«
    »Aber letztes Mal hab ich dich nicht gefunden.«
    »Dann streng dich eben mehr an«, sagte Fawn und grinste frech.
    »Okay«, seufzte Ruthie, »aber wenn ich sage, dass ich aufgebe, musst du rauskommen. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, war Fawn einverstanden.
    Ruthie hielt sich die Augen zu und begann laut zu zählen: »Eins, zwei, drei …«, während sie gleichzeitig die Ohren spitzte, um zu hören, in welche Richtung sich die Schritte ihrer Schwester entfernten. Den Flur entlang.
    Sie dachte daran, wie Sara und Gertie hier in diesem Haus Verstecken gespielt hatten. Wie geschickt die kleine Gertie darin gewesen war. Und auch Sara musste geschickt gewesen sein. Zumindest was das Verstecken von Aufzeichnungen anging.
    »Zehn, elf, zwölf …«
    Sie hörte, wie die Tür zum Garderobenschrank auf- und wieder zuging. Aber manchmal machte Fawn so was mit Absicht, um Ruthie auszutricksen, sie auf die falsche Fährte zu locken. Sie war ein kluges Kind. Manchmal zu klug.
    »Achtzehn, neunzehn, zwanzig. Ich komme!«
    Sie stand vom Sofa auf und horchte angestrengt. Das Feuer knackte. Der Kater kam die Treppe heruntergesprungen, um nachzusehen, was es mit dem Lärm auf sich hatte.
    »Wo ist sie hin, Roscoe? Hast du sie gesehen?«
    Der Kater rieb sich an Ruthies Bein und machte Mrrrl .
    Trick hin oder her, Ruthie ging trotzdem als Erstes zum Garderobenschrank im Flur. Sie zog die Tür auf und schob die Jacken und Mäntel beiseite. Dann untersuchte sie den Fußboden, auf dem sich ein unordentlicher Haufen Stiefel und Schuhe türmte.
    »Hier ist sie nicht«, sagte sie. Sie drehte sich um und spähte durch die Scheibe der Haustür nach draußen. Es war dunkel geworden. Als sie das Licht anknipste, sah sie, dass es heftig schneite. Ruthie hatte die Wettervorhersage nicht gehört. Sich ums Wetter zu kümmern war immer die Aufgabe ihrer

Weitere Kostenlose Bücher