Winterherzen
das war das einzige Anzeichen dafür, dass seine Bemerkung sie verletzt hatte. „Ich bin nicht Diane.“ Und das ist das ganze Problem, dachte sie und wandte sich ab. Diane wäre ebenso zornig geworden wie er, der Streit hätte sich auf ganz andere Themen ausgeweitet, und im Nu hätten sie auf dem Bett gelegen und sich geküsst. Auf diese Art hatten sie all ihre Auseinandersetzungen beigelegt, wie Diane ihr erzählt hat te.
Doch Sarah fehlte Dianes hitziges Temperament und Stärke. Sie war eben nicht Diane, und das konnte Rome ihr niemals verzeihen. An der Badezimmertür drehte sie sich mit bleicher Miene zu ihm um. „Ich gehe jetzt duschen und dann schlafen“, verkündete sie tonlos. „Gute Nacht.“
Ein aufgebrachter Blick trat in seine Augen. Er schien ihr folgen zu wollen, doch er beherrschte den Drang mit sichtbarer Mühe. „Ich komme später“, sagte er in sehr bestimmtem Ton.
Sarah holte tief Luft. „Nein. Nicht heute.“
Nun konnte er sich nicht länger beherrschen. Wie ein Raubtier stürmte er zu ihr und nahm ihr Kinn in die Hand. „Weigerstdu dich, mit mir ins Bett zu gehen? Sei vorsichtig, Baby“, warnte er in gefährlich sanftem Ton. „Fang nicht einen Krieg an, den du nicht gewinnen kannst. Wir wissen beide, dass ich dich dazu bringen kann, mich darum zu bitten.“
Sarah erblasste noch mehr. „Ja“, gab sie in steifem Ton zu, „du kannst mich zu allem zwingen, wenn du es so haben möchtest.“
Er blickte hinab in ihr bleiches, verschlossenes Gesicht und ließ die Hand sinken. „Wie du willst“, fauchte er, stürmte aus dem Raum und schloss die Tür.
Sarah duschte und ging zu Bett. Lange Zeit lag sie wach und wartete, ob er wie am Abend zuvor zu ihr kommen würde. Doch sie hörte ihn in sein eigenes Zimmer gehen, und diesmal blieb ihre Tür geschlossen. Mit brennenden Augen starrte sie in die Dunkelheit. Welche Ironie des Schicksals, dass sie ihre Berufstätigkeit verteidigen musste, obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein traditionelles Familienleben. Doch Rome bot ihr lediglich Zweckmäßigkeit und Sex, und das reichte ihr nicht. Ohne seine Liebe fühlte sie sich nicht sicher, nicht ausgefüllt, und daher musste sie sich an ihre Karriere klammern.
Als Sarah am nächsten Morgen zur üblichen Zeit aufstand, war Rome zu ihrer Überraschung bereits auf und hatte das Frühstück zubereitet. Sie blickte ihn misstrauisch an, doch der Zorn war aus seinem Gesicht verschwunden. Sie spürte eine unerklärliche Spannung in ihm, die sie veranlasste, ihm mit höflicher Zurückhaltung zu begegnen.
„Setz dich“, forderte er sie in befehlendem Ton auf.
Sarah sank auf einen Stuhl, und er servierte das Frühstück, bevor er ihr gegenüber Platz nahm.
Sie hatten beinahe zu Ende gegessen, als er schließlich fragte: „Hältst du das Geschäft heute den ganzen Tag lang geöffnet?“
Behutsam stellte Sarah ihre Kaffeetasse ab. „Ja, Mr. Marsh, der Vorbesitzer, hat gesagt, dass Samstag immer der stärkste Tag war. Er hat mittwochnachmittags geschlossen, und ich werde es wohl so beibehalten. Die Leute mögen einen vertrauten Zeitplan.“
Sie erwartete Einwände, doch er nickte nur und sagte: „Ich möchte mir heute noch einmal alles genauer ansehen. Hast du schon ein Buchhaltungssystem eingerichtet?“
Es erleichterte sie, dass er anscheinend nicht auf einen erneuten Streit aus war. Sie entspannte sich, beugte sich ein wenig zu ihm vor, und ihr Blick erwärmte sich. „Eigentlich nicht. Ich habe die Ausgaben und die Einnahmen notiert, aber ich hatte noch keine Zeit, das zu organisieren.“
„Wenn du nichts dagegen hast, richte ich die Bücher für dich ein“, bot er an. „Hast du dir schon überlegt, ob du dir einen Computer für die Buchhaltung und die Inventur anschaffst? Das würde die Arbeit wesentlich erleichtern.“
„Ich habe daran gedacht, aber das muss noch warten. Der Laden braucht ein neues Dach, und ich möchte das Warenangebot vergrößern. Außerdem will ich ein Alarmsystem einbauen lassen. Meine Ersparnisse sind so gut wie aufgebraucht, und ich muss erst mal ein bisschen Kapital ansammeln.“
„Du hast deine Ersparnisse verwendet?“, fragte er zornig, und Sarah verschloss sich augenblicklich wieder vor ihm. Er sah, wie sich ihre Miene veränderte, und eine grimmige Entschlossenheit erwachte in ihm. Diesmal wollte er nicht zulassen, dass sie ihn wieder ausschloss. Diesmal wollte er diese unsichtbare Mauer, die sie zwischen ihnen errichtete, überwinden.
Er
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