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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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das so an, ziemlich lang sogar, weil: will professionellen Eindruck machen. Sie steht da in dem dünnen Fetzen und friert unübersehbar kolossal. Die Mütze liegt wieder in der Bauchmulde vom Ludwig und friert genauso. Irgendwann sag ich dann: »Also, der Kerl ist da oben gestanden und hat Ihnen durchs Fenster geglotzt?«
    »Genau da oben«, sagt sie und deutet auf den Schupfen.
    »Wie lang ungefähr?«
    »Ja, das weiß ich doch nicht. Eine Zeit lang vermutlich. Wie ich ihn dann bemerkt hab, ist er natürlich weg wie nichts.«
    »Weg wie nix, also? Und beschreiben könnens’ ihn nicht?«, frag ich, obwohl der Täter längst feststeht.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Es war doch stockfinster da draußen.«
    Pause.
    Dann: »Ich hab solche Angst.«
    »Da brauchens’ jetzt gar keine Angst haben, Frau, ich kümmere mich drum«, sag ich ziemlich heroisch.
    Sie nickt und lächelt. Dankbar.
    »Alles klar«, sag ich. »Ich werde die Angelegenheit regeln. Jetzt gehen Sie schön ins Haus, ich werde Sie morgen über den Stand der Ermittlungen informieren.«
    Dann fahr ich zum Flötzinger.
     
    Schon wie er mir die Tür aufmacht, merk ich, dass etwas nicht stimmt. Ich schrei: »Hände hoch und an die Wand!«, mit der Pistole im Anschlag. Und er nimmt die Hände hoch und geht an die Wand. Irgendwas stimmt hier nicht, da liegt was in der Luft. Genau kann ich nicht sagen, was es ist, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Flötzinger steht also wie ein Depp an der Wand und ich muss lachen und geh rein. Er ist barfuß und ich schau mir seine Quadratlatschen an. Kann aber nix Verdächtiges finden, außer vielleicht, dass sie ungepflegt sind. Dazu trägt er einen Trainingsanzug in grün-blau mit drei weißen Streifen und der Aufschrift: Abidas. Dämlich gefälschtes Teil vom Vietnamesenmarkt in Tschechien. Die machen sich jetzt aber auch gar keine Mühe mehr beim Fälschen. Solang es aber Leute gibt, die den Scheißdreck trotzdem kaufen (wie der Flötzinger), können sie sich die Mühe wohl auch sparen.
     
    Wir gehen ins Wohnzimmer, da steht ein Mords-Christbaum mit dem Komplettwarenangebot vom Toys»R«Usdrunter. Vom Mini-Mähdrescher mit zwölf PS und Viergangschaltung bis zum rosaroten Märchenschloss in XXL.   Der Flötzinger schiebt mit dem Fuß ein paar Teile zur Seite, damit wir an die Eckbank kommen. Da setz ich mich nieder und nehm mein Diktiergerät aus der Tasche meiner dienstlichen Lederjacke. Drück auf Start und stell es auf den Tisch.
    »Test, Test. Herr Flötzinger, wo waren Sie heute den ganzen Abend?«, frag ich ihn so. Er zeigt mir den Vogel, was mir wiederum wurst ist, weil man das auf dem Diktiergerät nicht sieht.
    »Ich hab heute Abend die Mary mitsamt dem Ignatz-Fynn und der Clara-Jane zum Münchner Flughafen gebracht, wegen dem Besuch bei den Schwiegereltern.«
    Irgendwie macht das schon Sinn, und trotzdem hab ich ein ungutes Gefühl, das von Sekunde zu Sekunde stärker wird. Ich überleg grad so, ob ich meine Waffe wieder auf ihn richten soll – da – ein Nieser. Und kein normaler, so – hatschi – nein, ich glaub, meine Nasenflügel verlassen für immer mein Gesicht. Der Flötzinger steht auf.
    »Wo willst du jetzt hin?«, schrei ich ihn an.
    »Ein Tempo holen, weil ich keinen Bock hab, dass hier überall deine Rotzpoppeln rumfliegen!«
    Er geht und holt ein Tempo.
    Mir tränen die Augen und ich reib sie mit dem Tempo. Leider nur von außen, weil ich ja innen nicht drankomm. Jucken tun sie aber auf der Innenseite. Dann reißt es mich wieder. Aber diesmal nicht einmal oder so, sondern eine wahre Nieskanonade. Ich kann praktisch gar nicht mehr aufhören und wie dann doch, sind meine Augen zugeschwollen bis auf einen winzigen Millimeter.
    Mein einziger Gedanke: Tränengas! Mein Gott, der Flötzinger hat Tränengas benutzt! Grad reißt es mich wieder, da springt mich was an. Es ist wie in einem James-Bond-Film,nur, dass der Flötzinger der Bond ist und ich bin der russische Schwachkopf, den er grad fertigmacht. Es ist eine Katze, die mich jetzt anschaut. Auge in Auge, und sie ist aus Angora. Sie macht einen Buckel und setzt so abwechselnd ihre Pfoten auf meine Hose, als wär sie auf einem Stepper.
    Womöglich ist es gar kein Tränengas, sondern die Katzenallergie, die ich schon seit immer habe, geht es mir jetzt so durch den Kopf. Und das Letzte, was ich sehe, sind Hunderte feiner fliegender Härchen direkt vor meinem Schädel. Dann sind die Schlitze zu und Dunkelheit für immer. Mit letzter Kraft

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