Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Gefährten. Conalin warf einen Blick auf Kebras Profil und sah, wie das Mondlicht auf dem weißen Haar des alten Mannes glitzerte.
    »Was denkst du?« fragte der Junge.
    »Ich dachte gerade an meinen Vater.«
    »Ich wollte dich nicht stören.«
    »Ich bin froh, dass du es getan hast«, sagte Kebra. »Es waren keine schönen Erinnerungen.« Er wandte sich an den Jungen. »Du siehst verfroren aus. Du solltest dich ans Feuer setzen.«
    »Mir ist nicht kalt.« Die offenen Geschwüre an seinen Armen und auf dem Rücken machten ihm zu schaffen. Er schob den Ärmel hoch und kratzte sich die Schwären. »Was willst du machen, wenn du nach Drenan kommst?«
    »Ich werde mich als Bauer versuchen. Mir gehören rund vierhundert Hektar Land in den Bergen nicht weit von der Sentranischen Ebene. Dort werde ich mir ein Haus bauen. Vielleicht«, schloss er lahm.
    »Willst du das wirklich?«
    Kebra lächelte reuig. »Vielleicht nicht. Es ist ein Traum. Mein letzter Traum. Die Sathuli haben einen Segen, der lautet Mögen alle deine Träume – bis auf einen – wahr werden.«
    »Wieso ist das ein Segen? Wäre ein Mensch nicht glücklicher, wenn alle seine Träume in Erfüllung gingen?«
    »Nein«, antwortete Kebra kopfschüttelnd, »das wäre furchtbar. Was wäre dann noch übrig, wofür zu leben sich lohnte? Unsere Träume tragen uns vorwärts. Wir wandern von Traum zu Traum. Heute ist es dein Traum, Pharis zu heiraten. Wenn dieser Traum wahr wird und du glücklich bist wirst du dir Kinder wünschen. Dann wirst du auch für sie Träume haben. Ein Mann ohne Träume ist ein toter Mann. Er mag reden und sich bewegen, aber er ist nutzlos und leer.«
    »Und du hast nur noch einen Traum übrig? Was ist mit den anderen geschehen?«
    »Du stellst schwierige Fragen, mein Freund.« Kebra verfiel in Schweigen. Conalin störte ihn nicht. Er spürte eine große innere Wärme, die die Kälte der Nacht fast vertrieb. Mein Freund. Kebra hatte ihn seinen Freund genannt. Der Junge starrte zu den Bergen hinüber und sah zu, wie die hellen Sterne um den Mond herum funkelten. Hier lag eine Harmonie, eine große Leere, die die Seele mit der Musik der Stille erfüllte. Die Stadt hatte nie eine solche Harmonie geboten, und Conalins Leben war ein endloser Kampf ums Überleben gewesen, inmitten von Grausamkeit und Schmutz. Er hatte schon früh gelernt dass niemand jemals etwas uneigennützig tat. Alles hatte seinen Preis. Und Conalin konnte ihn sich meistens nicht leisten.
    Nogusta kam zu ihnen geschlendert Conalin ärgerte sich. Er wollte nicht dass dieser Augenblick gestört wurde. Doch der schwarze Krieger ging lautlos an ihnen vorbei zum Lager.
    »Ist er dein bester Freund?« fragte Conalin.
    »Bester Freund? Ich weiß nicht was das bedeutet«, antwortete Kebra.
    »Magst du ihn lieber als Bison?«
    »Das ist leicht zu beantworten«, sagte Kebra lächelnd. »Schließlich mag niemand Bison. Aber nein, er ist kein besserer Freund.« Er pflückte zwei Grashalme. »Welcher von ihnen ist besser?« fragte er Conalin.
    »Keiner. Es ist nur Gras.«
    »Genau.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das habe ich auch nicht verstanden, als ich jung war. Damals dachte ich, dass jeder, der mich anlächelte, mein Freund sei. Jeder, der mir etwas zu essen anbot war mein Freund. Das Wort hatte nicht viel echte Bedeutung. Aber wahre Freundschaft ist seltener als ein weißer Rabe und kostbarer als ein Berg von Gold. Und wenn du sie einmal findest dann weißt du auch, dass sie nicht zu messen ist.«
    »Was hat er getan, um dein Freund zu werden? Hat er dir das Leben gerettet?«
    »Ein paar Mal. Aber ich kann dir die Frage nicht beantworten. Wirklich nicht. Und ich glaube, auch er könnte es nicht. Und jetzt brauchen meine müden alten Knochen Schlaf. Wir sehen uns morgen früh.«
    Kebra stand auf und streckte sich. Conalin erhob sich ebenfalls, und sie wanderten zurück zum Lager. Bison schlief am Feuer und schnarchte laut Kebra stieß ihn mit dem Fuß an. Bison grunzte und rollte sich auf die Seite.
    Conalin legte Holz auf das heruntergebrannte Feuer und sah zu, wie die Flammen wieder hochloderten, während Kebra sich neben Bison ausstreckte. Der Bogenschütze breitete die Decke über seine hagere Gestalt dann richtete er sich noch einmal auf. »Du bist ein kluger Bursche, Conalin«, sagte er. »Du kannst sein, was du willst wenn deine Träume groß genug sind.«
    Eine Zeitlang saß Conalin still am Feuer. Dagorian tauchte aus dem Gebüsch aus und ging zum Fuhrwerk.
    Der junge

Weitere Kostenlose Bücher