Winterkrieger
Axiana am Arm und führte sie hinaus auf die Brücke. Pharis folgte mit Sufia. Conalin blieb beim Wagen.
»Rüber mit dir, Junge«, befahl Dagorian.
»Ich kann fahren«, widersprach Conalin.
»Ich zweifle nicht an deinen Fähigkeiten. Ich will nur nicht zusehen, wie du stirbst.« Der Junge wollte etwas erwidern, aber Dagorian schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du Mut hast, Conalin, und ich achte dich dafür. Aber ich möchte, dass du mir hilfst die Ersatzpferde über die Brücke zu bringen. Ich folge dir, wenn du sicher drüben angekommen bist.«
Conalin kletterte vom Wagen und ging nach hinten. Dagorian nahm seinen Platz ein, nahm die Zügel und wartete. Der Junge ging an ihm vorbei. »Rede beim Gehen mit ihnen«, riet Dagorian, »das brausende Wasser wird sie ängstigen.«
Der Junge war halbwegs über die Brücke, als eine der Bohlen plötzlich nachgab. Ein Pferd stieg, doch Conalin trat dicht an es heran, flüsterte ihm etwas zu und strich ihm über den langen Hals. Dagorian sah ihm bewundernd zu. Conalin ging weiter. Als er die andere Seite erreicht hatte, drehte er sich um und winkte. Dagorian schnalzte mit den Zügeln, und das Gespann zog auf die Brücke. Die Pferde waren nervös, Dagorian redete mit leiser Stimme auf sie ein. Unter den Wagenrädern ächzten die Bohlen. Eine zersplitterte, brach aber nicht Dagorian war schweißnass, als sie die Mitte der Brücke erreichten. Das Tosen des Wassers war jetzt donnernd laut Eins der Pferde glitt aus, fing sich jedoch wieder.
Dann brach eine Bohle, und der Wagen torkelte auf eine Seite. Einen entsetzlichen Augenblick lang dachte Dagorian, er würde in den Fluss gekippt. Er blieb einen Moment still sitzen, sein Herz klopfte heftig, dann kletterte er vorsichtig vom Kutschbock. Das linke Hinterrad hing halb durch die Bohlen und wurde nur noch von dem vorspringenden Achskopf oben gehalten. Dagorian stieß einen leisen Fluch aus. Er packte die Ladeklappe mit beiden Händen und versuchte, den Wagen anzuheben. Er rührte sich nicht mal um Haaresbreite.
»Sie kommen!« rief Conalin. Dagorian fuhr herum und sah Nogusta, Kebra und Bison. Sie galoppierten scharf heran. Nogusta erreichte als erster die Brücke und brachte sein Pferd zum Stehen. Dann sprang er aus dem Sattel und führte den riesigen schwarzen Wallach am Zügel auf die Brücke. Bison und Kebra folgten ihm. Sie konnten nicht an ihm vorbei.
Bison warf Kebra seine Zügel zu und ging zu Dagorian zum Wagen. »Setz dich wieder auf den Kutschbock«, sagte der Riese, »und gib ihnen eins mit der Peitsche, wenn ich rufe.«
»Es bewegt sich nicht«, sagte Dagorian.
»Reiter!« schrie Conalin.
Die Krayakin-Krieger erreichten den Hang und galoppierten herab zur Brücke. Dagorian kletterte auf den Wagen. Bison packte das Rad. »Jetzt!« schrie er. Der Riese packte zu, und der Wagen kam hoch. Gleichzeitig schlug Dagorian den Tieren die Zügel auf den Rücken. Der Karren rumpelte vorwärts. Bison wurde von den Füßen gerissen und rollte sich herum, damit er nicht unter das eiserne Rad kam.
Dagorian lenkte den Wagen immer schneller über die Brücke. Nogusta und Kebra liefen hinterher.
Die kleine Sufia kletterte in den Wagen, sobald er das Ufer erreicht hatte. Mit hoher Stimme sang sie etwas in einer fremden Sprache.
Die Krayakin hatten die Brücke erreicht und zwei von ihnen ritten hinauf.
Ein Feuerball schoss aus Sufias Hand und traf die Brücke. Eine Feuersäule stieg auf, und die Brücke entflammte. Einer der Krayakin schaffte es, sein Pferd wieder von der Brücke zu bekommen, doch der zweite gab seinem Tier die Sporen und ritt durch die Feuersbrunst. Bison lief auf das herangaloppierende Pferd zu, wedelte mit den Armen und schrie so laut er konnte. Das Tier stieg. Bison warf sich nach vorne und duckte sich unter den trommelnden Hufen weg. Dann streckte er die Arme aus, packte den Leib des Tieres und stieß mit aller Macht. Das Pferd kippte hintenüber und warf seinen Reiter in die Flammen. Die Bohlen gaben nach. Pferd und Reiter krachten hindurch und stürzten in den aufgewühlten Fluss. Feurige Finger leckten an den Bohlen entlang. Bisons Beinkleider entzündeten sich. Der Riese machte kehrt und rannte voller Panik zurück zum Ufer. Nogusta und Kebra sprangen herbei und warfen ihn zu Boden. Sie versuchten, die Flammen an Bisons Kleidern auszuschlagen, aber ohne Erfolg. Dann trat Sufia heran und streckte die Hand aus. Das Feuer sprang von Bison auf die wartenden Finger des Kindes über, wo es verschwand.
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