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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Geißblatt stieg ihr in die Nase, und als sie die Augen aufschlug, sah sie einen kleinen Garten. Ein Rankbogen war in der Nähe, überwuchert von rotem und hellgelbem Geißblatt. Es gab Blumenbeete voller Sommerblumen, deren Farben im Sonnenschein leuchteten. Ulmenetha sah sich um und entdeckte ein kleines Häuschen mit reetgedecktem Dach. Sie erkannte es auf den ersten Blick. Es war das Haus ihrer Großmutter.
    Die Tür ging auf, und ein großer Mann trat heraus. Er hatte silbergraue Haare und einen ebensolchen Bart, und er trug ein langes Gewand aus silbernem Satin. Kalizkan verbeugte sich. »Jetzt können wir reden«, sagte er.
    »Als goldhaariger junger Mann hast du mir besser gefallen«, sagte Ulmenetha.
    Kalizkan kicherte. »Ich muss zugeben, dass er eine Täuschung ist meine Dame. Ich war nie goldhaarig und sah auch nie gut aus … außer in Geistgestalt. Warst du jemals so, wie du jetzt erscheinst? So schlank und unschuldig?«
    »Allerdings. Aber das ist lange her.«
    »Nicht hier«, sagte Kalizkan.
    »Nein, nicht hier«, gab sie sehnsuchtsvoll zu.
    »Also, was soll ich dir erzählen?«
    »Alles.«
    Kalizkan führte sie zu einer Holzbank unter dem Geißblattbogen, und sie ließen sich in dessen Schatten nieder. »Ich lag im Sterben«, sagte er. »Der Krebs fraß mich auf. Ober zehn Jahre lang benutzte ich meine Magie, um ihn in Schach zu halten, aber als ich älter wurde, begannen meine Kräfte zu schwinden. Ich hatte Angst. Ganz einfach. Ich studierte viele alte Zauberbücher auf der Suche nach Zaubern, die mein Leben verlängern konnten, aber ohne Blutmagie. Schließlich ließ ich mich doch dazu herab. Ich opferte einen alten Mann. Ich sagte mir, dass er ohnehin starb – was er auch tat – und dass ich ihm nur wenige Tage seines Lebens raubte. Er kam willig mit mir, denn ich versprach ihm, eine Pension für seine Witwe zu stiften.« Kalizkan verfiel in Schweigen. Endlich sprach er weiter. »Die Tat war böse, obwohl ich versuchte, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich dachte an all das Gute, das ich noch tun konnte, wenn ich weiterlebte. Ich dachte, ein kleines Übel wäre akzeptabel, wenn es in ein großes Gutes mündete.« Er lächelte reumütig. »Das ist der Pfad der Verdammnis. Ich rief einen Dämonenherrscher herbei und wollte ihn kontrollieren, ihm befehlen, mich zu heilen. Statt dessen nahm er von mir Besitz. Mit meiner letzten Kraft riss ich meinen Geist von ihm frei. Von diesem Tage an bis heute habe ich gesehen, wie alles Gute, das ich in meinem Leben tat versickerte und befleckt wurde von den bösen Taten, die er in meiner Gestalt beging. Alle meine Kinder wurden geopfert. Und jetzt sind Tausende tot und die Stadt Usa ist in Aufruhr.
    Ich kann nur noch wenig tun, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Meine Kräfte sind begrenzt – ja, und sie schwinden. Der Tod ruft mich, ich werde nicht mehr hier sein, um das Ende zu erleben.
    Aber was ich in der mir verbleibenden Zeit noch tun kann, ist, dich zu lehren, Ulmenetha. Ich kann dich die Magie des Landes lehren. Ich werde dir beibringen, wie man halignat benutzt – das heilige Feuer. Ich werde dir zeigen, wie du kleinere Wunden heilen kannst.«
    »In solchen Dingen war ich nie sehr gut«, sagte sie.
    »Aber jetzt musst du lernen«, erklärte er. »Ich kann das Kind nicht länger dazu benutzen. Sie ist unterernährt und hat ein schwaches Herz. Es hätte beinahe versagt, als ich die Brücke verbrannte. Ich will nicht noch ein unschuldiges Leben auf mein Gewissen laden.«
    »Ich kann das nicht«, sagte Ulmenetha. »Ich kann das nicht in einem Tag lernen!«
    »An diesem Ort regiert die Zeit nicht Ulmenetha. Wir schweben im Herzen der Ewigkeit Vertrau mir. Was du von hier mitnimmst wird für die Sicherheit des Kindes und die Zukunft der Welt überlebenswichtig sein.«
    »Ich will eine solche Verantwortung nicht. Dafür bin ich … nicht stark genug.«
    »Du bist stärker, als du glaubst!« sagte er mit Nachdruck. »Und du musst noch stärker werden.«
    Wütend erhob sich Ulmenetha von der Bank. »Hol’ Nogusta her! Unterweise ihn! Er ist ein Krieger. Er weiß, wie man kämpft!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ja, er ist ein Krieger. Aber ich, brauche niemanden, der weiß, wie man tötet. Ich brauche jemanden, der weiß, wie man liebt.«
     
    Die Nachtluft war kalt doch Conalin saß, mit einer \ Decke um die Schultern, zufrieden neben Kebra. Der Bogenschütze sagte nichts, und schon das allein gefiel Conalin. Sie waren zusammen und schwiegen.

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