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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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war niedrig. Die meisten von ihnen hatten Freunde und Familien in der gequälten Stadt Usa, und sie verstanden nicht warum sie eine kleine Gruppe durch die Wildnis verfolgten. Dazu kam, dass Anharat großes Misstrauen unter seinen Offizieren festgestellt hatte, wenn sie mit ihm sprachen. Zuerst hatte es ihn verwirrt, denn selbst als er noch in dem verrottenden Körper Kalizkans wohnte, hatte der Wärmezauber die Beliebtheit am Leben erhalten, der sich der Zauberer erfreute. Derselbe Zauber hatte bei Malikadas Männern wenig Wirkung. Das, dachte er schließlich, lag wahrscheinlich daran, dass Malikada nie beliebt gewesen war. Er war gefürchtet. Das war zwar ein durchaus wünschenswerter Zustand, aber wenn die Moral schon so litt, würde Anharat durch die Ermordung zweier glückloser Späher erst recht keine Unterstützung erfahren.
    »Ihr habt richtig gehandelt«, erklärte er. »Hauptmann Badayen hätte nicht angreifen sollen. Er hätte vorausreiten und die letzte Brücke halten sollen, wie sein Befehl lautete. Ihr seid nicht zu tadeln. Hätte der Hauptmann überlebt, hätte ich ihn hängen lassen. Jetzt geht etwas essen.«
    Die beiden Männer blinzelten ungläubig. Dann verbeugten sie sich und zogen sich rasch aus dem Zelt zurück. Anharat warf einen Blick auf seine Offiziere und spürte ihre Erleichterung. Was für seltsame Wesen diese Menschen sind, dachte er.
    »Lasst mich jetzt allein«, befahl er.
    Niemand rührte sich. Kein Mann regte sich. Alle standen still wie Statuen, kein Muskel zuckte, kein Augenlid flatterte. Wie aus großer Entfernung hörte Anharat das sanfte Klingen von Windglocken. Er fuhr herum und sah Emsharas am Zelteingang stehen. Sein Bruder trug ein himmelblaues Gewand und einen goldenen Reif um die Stirn. Es war kein Abbild! Emsharas war hier in Fleisch und Blut.
    Eine kalte Wut wuchs in Anharat, und er begann, seine Macht zu sammeln. »Das ist nicht klug, Bruder«, sagte Emsharas. »Du brauchst deine ganze Kraft für die Vollendung des Zaubers.«
    Das stimmte. »Was willst du hier?« wollte Anharat wissen.
    »Frieden zwischen uns – und die Rettung unseres Volkes«, antwortete Emsharas.
    »Es wird niemals Frieden zwischen dir und mir geben. Du hast uns alle verraten. Ich werde dich hassen, bis die Sterne ausgebrannt sind und das Universum wieder in Dunkelheit versinkt.«
    »Ich habe dich nie gehasst Anharat. Jetzt nicht und früher nicht. Aber ich bitte dich – wie ich dich schon einmal bat –, deine Handlungen zu überdenken. Die Illohir hätten nie gewinnen können. Wir sind wenige, sie sind viele. Ihre seltsamen Hirne wachsen mit jeder Generation. Die Geheimnisse der Magie werden ihnen nicht für immer vorenthalten bleiben. Wo sollen wir, dann sein? Was sollen wir dann werden, außer staubige Legenden aus der Vergangenheit? Wir öffneten die Tore, du und ich. Wir brachten die Illohir in diese feindliche Welt. Wir töteten nicht als wir noch Windgeborene waren, wir gierten nicht nach Entsetzen und Tod.«
    Anharat lachte höhnisch. »Und wir kannten keine Vergnügen außer denen des Intellekts. Wir kannten keinen Spaß, Emsharas.«
    »Da muss ich dir widersprechen. Wir sahen die Geburt von Sternen, wir rasten mit den kosmischen Sturmwinden um die Wette. Das war unser Spaß dort. Kannst du nicht sehen, dass wir auf diesem Planeten Fremde sind? Er verschwört sich gegen uns. Die Wasser verbrennen unsere Haut, das Sonnenlicht nimmt uns unsere Kraft. Wir können uns hier nicht ernähren, außer von den Gefühlen der Menschen. Wir sind Parasiten auf dieser Welt. Nichts anderes.«
    Emsharas trat weiter in das Zelt und betrachtete die erstarrten Offiziere genau. »Ihre Träume sind anders als die unseren. Wir werden niemals unter ihnen leben können. Und eines Tages werden sie uns alle vernichten.«
    »Sie sind schwach und jämmerlich«, sagte Anharat. Seine Hand glitt langsam zu dem Dolch an seinem Gürtel. Es brauchte keine Magie, um einen Dolch ins Herz seines Bruders zu stoßen. Dann würde auch er ins Nichts geworfen.
    »Ich biete unserem Volk eine neue Welt«, sagte Emsharas.
    »Nenn mir die Quelle deiner Macht«, flüsterte Anharat. Seine Finger schlossen sich um den Dolchgriff.
    Emsharas drehte sich zu ihm um. »Warum hast du es nicht bereits erraten?« entgegnete er. »Alle Hinweise sind da, im Versagen deiner Suchzauber und der Natur des Großen Zaubers selbst.«
    »Du hast ein Versteck gefunden. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Nein, Anharat. Ich verstecke mich nicht.« »Du

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