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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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auf, lief auf ihn zu und nahm ihm Sufia ab. Das kleine Mädchen erzählte sofort von Bisons Flügeln.
    Ulmenetha saß neben Nogusta. Antikas ging zu ihnen. Nogusta sah um zwanzig Jahre gealtert aus, ein grauer Schleier hatte sich über seine ebenholzschwarzen Züge gelegt. In seinen hellen blauen Augen stand eine unbeschreibliche Müdigkeit. Das schwarze Schwert ragte noch immer aus seiner Schulter.
    »Kannst du das Schwert herausziehen?« fragte Ulmenetha Antikas. Er legte das Baby ins Gras und packte den Griff. Nogusta biss die Zähne zusammen.
    »Wappne dich«, sagte Antikas und stellte einen Stiefel auf Nogustas Brust. Mit einem heftigen Ruck zog er die Klinge heraus. Nogusta schrie auf, dann sackte er gegen Ulmenetha. Sie hielt ihre Hände über die Eintritts- und Austrittswunden und begann zu singen.
    Antikas ging zu Kebra. Er kniete neben ihm nieder und fühlte nach seinem Puls. Er war fest und kräftig. Conalin tauchte neben ihm auf. »Er schläft nur«, sagte der Junge. »Ulmenetha hat bereits über ihm gebetet.«
    »Gut«, sagte Antikas.
    »Hast du Bisons Flügel gesehen?« fragte Conalin.
    »Nein.« Er sah zu dem Jungen auf, jetzt wütend. »Da waren keine Flügel«, fauchte er. »Das sind Geschichten für Kinder, die noch nicht mit der harten Wirklichkeit des Lebens fertig werden können. Ein tapferer Mann gab sein Leben, um andere zu retten. Er fiel tausend Meter tief, und sein toter Körper wurde auf den Felsen unten zerschmettert.«
    »Warum hat er es getan?«
    »Ja, warum wohl? Geh und lass mich allein. Junge.«
    Conalin ging zurück zum Feuer und der wartenden Pharis. Antikas stand auf und ging zum Ufer, wo er in tiefen Zügen trank.
    Bisons Tod hatte ihn auf eine Weise berührt, die er nicht recht verstand. Der Mann war ein Tier, ohne Erziehung und ohne Kultur, schmutzig und grob. Doch als die Krayakin angriffen, war er der erste gewesen, der sich ihnen entgegengeworfen hatte, und er hatte zweifellos die Kinder gerettet. Er war bereitwillig in den Tod gegangen. Sein Leben lang hatte man Antikas gelehrt, dass Edelmut nur im Blute hoher Abstammung lag. Adlige und Bauern, denkende Wesen und beinahe Tiere. Nur der Adel verstand angeblich die feineren Unterschiede bei Ehre und Ritterlichkeit.
    Die Art, wie sich Bison geopfert hatte, war beunruhigend. Axiana war eine ventrische Prinzessin, ihr Kind der Sohn des Mannes, der Bisons Dienste zurückgewiesen hatte. Bison schuldete ihnen nichts, aber er gab alles.
    Es war mehr als verwirrend, es war aufreizend.
    In der ventrischen Geschichte waren die Helden immer Edelleute gewesen, voller Mut und Tugenden. Sie rülpsten nie und kratzten sich auch nie im Schritt. Ein Gedanke kam ihm, und er lächelte. Vielleicht doch. Conalin hatte ihn gefragt, ob Bison Flügel bekommen hatte. Wenn sie diese Sache hier überlebten, würde sich die Geschichte verbreiten. Antikas würde sie erzählen. Sufia würde sie erzählen. Und die Geschichte, der man glauben würde, wäre die des Kindes. Und warum? Weil es befriedigender ist zu glauben, dass Helden niemals sterben, dass sie irgendwie weiterleben, um in einer anderen Zeit zurückzukehren. In hundert Jahren würde man sich an den echten Bison nicht mehr erinnern. Er würde ein gutaussehender Mann mit goldblonden Haaren werden, vielleicht der uneheliche Sohn eines ventrischen Edelmanns. Antikas warf einen Blick auf die schlafende Königin. Höchstwahrscheinlich würde er in künftigen Legenden auch zu Axianas Liebhaber und dem Vater des Kindes werden, das er rettete.
    Antikas kehrte ins Lager zurück. Nogusta schlief mittlerweile. Axiana war aufgewacht und stillte das Kind. Ulmenetha gab Antikas ein Zeichen, zu ihr zu kommen. »Die Wunde ist böse«, sagte sie. »Ich habe getan, was ich konnte, aber er ist sehr schwach, vielleicht stirbt er trotzdem.«
    »Ich würde dagegen wetten. Der Mann ist ein Kämpfer.«
    »Und ein alter Mann, der nicht nur durch die Wunde geschwächt ist, sondern von Kummer. Bison war sein Freund, und er wusste, dass sein Freund sterben würde.«
    Antikas nickte. »Ich weiß. Was soll ich tun?«
    »Du musst uns nach Lem führen.«
    »Was ist so wichtig an dieser Geisterstadt? Was wollen wir in den Ruinen?«
    »Bring uns hin und du wirst sehen«, antwortete Ulmenetha. »Wir können noch eine Stunde schlafen, dann wecke ich die Schläfer.«
    Als sie den Kopf wandte, sah er die dicke Beule an ihrer Schläfe und erinnerte sich an den Messergriff, der sie zu Boden geschickt hatte. »Das war ein übler

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