Winterkrieger
Front dann zügelte er sein Pferd.
Vom höchsten Punkt der eingefallenen Mauer aus beobachtete Ulmenetha ihn. Ihre Konzentration verstärkte sich, als sie die Macht des Landes rief und spürte, wie sie in ihr anschwoll. Ihr Körper begann zu beben, und sie fühlte, wie ihr Herz schneller und schneller schlug. Noch immer floss die Macht in sie. Ein Schmerz, ein entsetzlicher Schmerz explodierte in ihrem Kopf, und sie schrie auf. Doch trotz des Schmerzes zog sie weiter die Macht der Erde an sich. Tränen flossen, und ihr Blick trübte sich. Sie hob die Arme und ließ das Feuer von halignat frei.
Ein riesiger Ball weißer Flammen schoss aus ihren Händen über die Drenai-Verteidiger hinweg und durch die ventrischen Reiter. Keinem von ihnen wurde ein Haar gekrümmt obwohl ihre Pferde sich in Panik aufbäumten. Das flammende halignat schoss weiter, umschlang Anharat und schwoll an zu einer weißen Kugel, die ihn vor seiner Armee verbarg. Langsam verblasste halignat Anharats Pferd war nichts geschehen, und der Dämonenherrscher lachte laut.
»Ich bin sicher«, erklärte er den Offizieren. »Und jetzt zum Angriff, und tötet sie alle!«
Doch niemand rührte sich. Anharat sah den ihn am nächsten stehenden Mann an. Seine Augen wären weit aufgerissen, und er starrte ihn voller Entsetzen an. »Was ist los. Mann?« fragte er. Er sah sich die anderen an. Alle starrten sie ihn an. Einige schlugen das Zeichen des Schützenden Horns.
Dann sah er den Weißen Wolf auf sich zukommen. Antikas Karios war an seiner Seite, ebenso der silberhaarige Bogenschütze Kebra. »Dort ist der Feind!« rief er und hob seinen Arm, um auf die drei Krieger zu zeigen. Erst da sah er, was seine Männer so entsetzte. Das Fleisch seiner Hand war grau und verwest. Das halignat hatte den Zauber fortgebrannt und Malikadas Körper verfiel zusehends.
»Das ist nicht Malikada«, hörte er Antikas rufen. »Er ist ein Dämon. Schaut ihn euch an!«
Die Reiter zogen sich von Anharat zurück.
Die Sonne ging hinter den Bergen unter, und der Mond schien.
Plötzlich lachte Anharat dann spreizte er die Arme weit Malikadas Körper platzte auf, die Kleider zerrissen und fielen herab. Der Kopf fiel zurück, dann spaltete er sich von Stirn zum Kinn, und schwarzer Rauch stieg in die Nacht. Langsam verfestigte er sich und formte zwei große schwarze Flügel um einen kräftigen Körper. Die Flügel begannen zu schlagen, und das groteske Ungeheuer flog über die wartenden Armeen.
Kebra reagierte als erster, legte einen Pfeil auf die Sehne und schickte ihn zum Himmel. Er drang durch Anharats Seite, hinderte jedoch seinen Flug nicht.
Er flog über die zerstörten Mauern zu dem alten Tempel.
Antikas Karios rannte zum nächsten Reiter und riss ihn zu Boden. Dann schwang er sich in den Sattel und galoppierte davon. Er donnerte durch die Reihen der Drenai in die Geisterstadt. Das geflügelte Wesen schwebte über dem Tempel.
Seine klauenbewehrte Hand machte eine Geste zur Erde. Rotes Feuer sprang auf, meterhohe Flammen schlossen das Gebäude ein. Antikas Karios versuchte hindurchzureiten, doch das Pferd scheute und machte kehrt. Antikas sprang zu Boden und versuchte, durch die Flammen zu laufen. Sein Hemd fing Feuer, und er warf sich auf die Erde und wälzte sich. Zwei Soldaten rannten herbei, warfen ihre Umhänge über ihn und erstickten die Flammen.
Antikas blickte auf und sah den geflügelten Dämon an einem hochgelegenen Fenster landen und im Inneren verschwinden.
Nogusta stand auf der Empore und sah sich im Tempel um. Etwa zehn Meter links von ihm war das Zelt der Königin, und dahinter lag der Eingang zum Vorzimmer. Knapp siebzig Meter vor ihm lag der Haupteingang. Er warf einen Blick zu dem hohen Bogenfenster über dem Tor. Von dort würde der geflügelte Schrecken kommen.
Die Königin trat aus ihrem Zeit Nogusta lächelte sie an. Mit dem Kind auf den Armen ging sie zu der Empore. In ihren Bewegungen lag ein wieder gefundener Stolz und eine Stärke, ihre Haltung war mehr als königlich. Nogusta verbeugte sich.
»Ich danke dir für deine Dienste«, sagte sie. »Und ich bitte um Verzeihung für jeden scheinbaren Mangel an Dank während unserer Reise.«
»Bleibt dicht bei der Empore, Hoheit«, bat er. »Die letzte Stunde naht.« Pharis und Sufia saßen dicht beieinander. Nogusta befahl ihnen, sich an die gegenüberliegende Wand zurückzuziehen.
»Was soll ich tun?« fragte Conalin.
»Stell dich vor die Königin. Das Ungeheuer kommt durch dieses hohe Fenster
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