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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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hoch.
    »An dich? Eine Nachricht?«
    »Genau, du Idiot. Da habt ihr aber Glück gehabt, oder?«
    Er stellte sich vor den Blonden, ganz nah vor sein Gesicht. Sie waren gleich groß. »Was macht ihr hier eigentlich? Da draußen liegt ein Typ halb im Traktor. Und hier sitzt Wester mit dem Jungen und futtert«, sagte er und schaute in die Küche. Mein Vater saß immer noch mit dem Kopf in den Händen da. »Warum habt ihr sie nicht erschossen? Hast du nicht begriffen, dass der Typ da draußen tot ist? Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Was … was redest du da?«
    »Erschieß sie.«
    »Wir wissen doch nichts … noch nichts.«
    »Da muss man doch nur die Hütte durchsuchen. Das Geld muss ja hier irgendwo sein.«
    »Wir haben gesucht.«
    »Nicht richtig. Erschieß sie, verdammt noch mal«, sagte Bolander und griff nach der Waffe des Blonden, aber der Blonde wollte sie nicht loslassen, er sagte: »Dann mache ich es selbst«, und ich schloss so fest die Augen, dass es in meinem Kopf grellrot wurde, und ich hoffte und hoffte und hoffte, und genau da, als ich zwei schwere Schritte von der Diele her hörte und das Rote in meinem Kopf fast schwarz wurde, genau da hörte ich ein Grummeln wie aus dem Weltraum, und es wurde lauter und lauter, und die Rotorblätter durchschnitten die Luft wie brüllende Eishacken, und es klang, als würde der Helikopter auf dem Dach der Hütte landen, wie ein Schlitten vom Nordpol, und das bedeutete, dass mein anderer Wunsch auf dem Handy angekommen und erfüllt worden war, und ich öffnete die Augen, als die freundliche Lautsprecherstimme da oben über Böse und Gute zu scheppern begann.

Zu Hause
    Als er den halben Heimweg zurückgelegt hatte, begann es zu schneien. Die Autobahn vom Flugplatz her wirkte verlassen. Der Taxifahrer schaltete die Scheibenwischer ein. Alles war schwarz und weiß. Aus dem Radio kam Musik: Weihnachtslieder. Am Rückspiegel hing ein Weihnachtszwerg, der sich im Takt mit den Wischerblättern bewegte, als würde er zur Musik tanzen. So waschen wir unsere Hände. Er schaute auf seine Hände, die weiß und schwarz leuchteten. Er hielt die eine hoch. Sie war mehr braun als weiß, das wusste er. Er bemerkte den Blick des Fahrers im Rückspiegel.
    »Als wir losflogen, waren es siebenundzwanzig Grad«, sagte er.
    »Ja, Wahnsinn!«, rief der Fahrer aus.
    »Siebenundzwanzig«, wiederholte er und sah, wie sich die weiße und schwarze Landschaft draußen wie ein Schatten vorbeiwand.
    »Wo waren Sie?«, fragte der Fahrer.
    »Auf den Kanaren.«
    »Ja, Wahnsinn.«
    »Grandioses Wetter, die ganze Woche. Keine einzige Wolke.«
    »Ja, Wahnsinn.«
    »Genau die richtige Zeit, um mal weg zu sein«, sagte er und machte eine Bewegung in Dunkelheit und Kälte.
    »Ja, verdammte Hacke«, kommentierte der Fahrer.
    Der Mann auf dem Rücksitz holte noch mal sein Handy heraus, wählte dieselbe Nummer und wartete wieder, dass jemand ranging. Was nicht geschah. Es war gleich das Erste gewesen, was er gemacht hatte, als er sich ins Taxi gesetzt hatte, anrufen. Dann hatte er wie zu sich selbst, aber doch laut genug, dass der Taxifahrer es hören konnte, gesagt:
    »Warum geht sie nicht ran?«
     
    Das Auto hielt in zweiter Reihe vor der Tür. Es schneite immer noch, dicke Flocken. Er reichte seine Mastercard nach vorn und unterschrieb den Beleg.
    »Frohe Weihnachten schon mal«, sagte der Taxifahrer, als er die Reisetasche herausgeholt und den Kofferraum zugemacht hatte.
    »Haben Sie die ganze Nacht Dienst?«, fragte der Mann.
    »Ja, verdammte Hacke«, sagte der Fahrer.
    »Na, dann Ihnen auch frohe Weihnachten.«
    »Bedanke mich«, erwiderte der Fahrer und fuhr davon.
    Frohe Weihnachten, dachte der Mann bei sich. Heute Abend ist es noch eine Woche bis Heiligabend, und um diese Jahreszeit gibt es nur brave Kinder. Er sah auf die Uhr, es war halb neun. Dann blickte er an der Fassade des siebenstöckigen Hauses hoch. In den meisten Fenstern war Licht, ein orangefarbenes Licht, das zu Weihnachten gehörte. Er sah sich auf der Straße um. Das Taxi war fort, nichts rührte sich. Es waren keine Menschen unterwegs. Alle waren hinter den leuchtenden Fenstern.
    Er dachte wieder an sie, rief diesmal aber nicht vom Handy aus an.
     
    Er drückte auf die Türklingel, öffnete aber gleichzeitig mit seinem Schlüssel. Dann rief er:
    »Susanne! Ich bin wieder zu Hause. Hallo? Hallo?«
    Seine Stimme hallte durchs Treppenhaus. Ehe er die Tür hinter sich schloss, schaute er sich um.
    Dann stand er im Flur. Er setzte

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