Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
mein Vater und schaute mich an.
    »Jock hat die Pistole am Kopf des Jungen«, sagte der Blonde.
    Mein Vater nickte. Ich spürte, wie etwas Kaltes gegen meinen Kopf gedrückt wurde. Ivar klopfte an die Tür. Mein Vater sah zu dem Blonden hinüber.
    »Geh und mach auf«, sagte der. »Ich bin direkt hinter dir.«
    Von da, wo ich saß, konnte ich die Tür sehen, und jetzt machte mein Vater auf. Ich erkannte eine Gestalt da draußen, von den Scheinwerfern des Traktors erleuchtet. Ich spürte einen eiskalten Windzug.
    »Ja … hallo«, sagte Ivar.
    »Hallo«, sagte mein Vater.
    »Ja … ich dachte, ich versuche, die Straße offen zu halten. Bestimmt hört es bald auf zu schneien.«
    »Das ist gut«, sagte mein Vater. »Aber komm doch rein.«
    Ivar betrat die Diele. Er behielt die Mütze auf. Ich konnte sehen, dass er den Blonden anschaute, der direkt hinter meinem Vater stand.
    »Jaa … ein Stück die Straße rauf steht ein Auto …«
    »Das gehört uns«, sagte der Blonde. »Wir sind nicht weitergekommen.« Er schaute meinen Vater an. »Wir hatten gedacht, wir würden es schaffen, bevor es wieder anfängt.« Er sah zu Ivar. »Aber wir mussten das letzte Stück laufen.«
    »Aha …«, meinte Ivar. Ich konnte sehen, dass er den Geruch vom Essen auf dem Herd wahrnahm. »Da wird das Weihnachtsessen gekocht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte der Blonde. »Wir sind einfach schon dabei … um alles rechtzeitig zu schaffen.«
    »Aha …«
    »Ich wollte meine Frau überraschen«, sagte mein Vater. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber ich konnte erkennen, dass Ivar erstaunt guckte, aber nichts sagte.
    »Meine Frau kommt ja von dieser Reise an Weihnachten zurück, und ich denke, da werden wir alles fertig haben.«
    Ich konnte sehen, wie mein Vater aus dem Augenwinkel zu dem Blonden schaute. »Ivar hat zusätzlich gearbeitet, um die Straße frei zu halten.«
    »Das ist gut«, sagte der Blonde.
    »Jaa …«, sagte Ivar. »Dann mache ich mich mal wieder auf.« Er rückte seine Mütze zurecht und ging raus. Ich wusste, dass er mich gesehen hatte. Aber ich wusste nicht, ob er meinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte.
    Als er auf der Treppe stand, schoss der Blonde ihn in den Bauch, und ich sah das Erstaunen in Ivars Gesicht, ehe er aus der Tür verschwand, ehe sein Körper rückwärts aufschlug.
    Der Blonde schoss wieder und stieß dann meinen Vater auf die Treppe, und ich hörte noch einen Schuss, und ich zitterte ganz furchtbar, und es war, als würde der Mützenmann hinter mir auch zittern, mit seiner Pistole in der Hand. Ich glaubte, er würde mich auch erschießen.
    Mir war klar, was jetzt passieren würde. Wie das alles enden würde.
    Sie kamen wieder zurück, in die Küche. Das Gesicht meines Vaters war weiß wie der Schnee draußen, noch weißer. Es war, als hätte er es mit Schnee abgerieben, und der Schnee wäre geblieben.
    »Verdammte Scheiße«, sagte der Mützenmann.
    »Ich habe ihm nicht getraut«, sagte der Blonde.
    »Wenn einer die Schüsse gehört hat, verdammt.«
    »Der Zug fuhr gerade vorbei. Und bis zum nächsten Haus ist es weit.«
    »Liegt er da draußen?«
    »Im Traktor.«
    »Im Traktor?«
    »Ja, wir müssen den nachher wegfahren.«
    »Okay.«
    »Was ist jetzt mit dem Essen?«, fragte der Blonde und sah zu meinem Vater. »Die Fleischbällchen sehen aus, als wären sie fertig.« Er sah den anderen an. »Jock, du kannst jetzt den Schinken rausheben und ihn auf eine Platte legen.«
    »Sollte der nicht noch … gegrillt werden, oder wie das heißt?«
    »Das lassen wir jetzt bleiben. Hol ihn einfach raus.«
    Mein Vater stand wie versteinert da.
    »Setz dich, Wester.«
    Mein Vater setzte sich an den Tisch.
    »Nun brauchen wir nur noch etwas Besteck«, meinte der Blonde.
    Die Augen waren in seinem Kopf verschwunden. Er war geisteskrank. Geisteskrank. Das waren Männer, die keine Gefühle besaßen. Oder vielleicht hatten sie da doch irgendwas in ihren Köpfen, an das aber niemand herankam.
    Die waren zu allem fähig.
     
    Ich spürte das Handy, das in meiner Hose lag, am Penis, der sich wie eine getrocknete Zwetschge anfühlte. Das Telefon rieb an den Hoden. Ich wusste, dass es eine Rettung für uns sein konnte, oder ein Rettungsversuch.
    »Ich muss aufs Klo«, sagte ich. Ich hatte vorher nicht gewagt zu fragen. Jetzt war es nötig, aus mehreren Gründen.
    »Hast du seine Taschen kontrolliert?«, fragte der Blonde.
    »Ja«, sagte der Mützenmann.
    »Dann okay.«
    Auf dem Klo holte ich das Handy heraus. Der Mützenmann stand

Weitere Kostenlose Bücher