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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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draußen, aber ich hörte dann, wie er wieder Richtung Küche ging, und ich nahm an, dass er da stand oder saß und die Toilettentür am anderen Ende der Diele beobachtete. Er hatte kontrolliert, dass es in der Toilette kein Fenster gab, durch das ich mich hätte rausschleichen können.
    Ich pinkelte und versuchte gleichzeitig nachzudenken … Nach zwei Minuten spülte ich und machte den Wasserhahn über dem Waschbecken an und drückte auf den Einschaltknopf des Handys. Ich hatte gelernt, wie man Mitteilungen schrieb und verschickte. Ich schrieb die Worte und schickte sie ab und machte das Telefon aus und drehte gleichzeitig den Wasserhahn zu. Vielleicht fanden sie, dass ich das Wasser ganz schön lange laufen ließ, aber ich glaubte nicht, dass sie das Drücken der Knöpfe gehört hatten.
    Ich stand da mit dem Handy in der Hand. Ich wagte nicht, es wieder mit reinzunehmen, sondern legte es ganz unten in den Papierkorb, der unter dem Waschbecken stand.
    Der Mützenmann stand vor der Tür. Wir gingen in die Küche zurück. Der Blonde saß schon am Tisch und aß Fleischbällchen und ein Käsebrot. Auf einer Platte aus Edelstahl dampfte der Schinken. Er sah aus wie ein abgehauener Kopf.
    Mein Vater saß am Tisch, den Blick zu Boden gerichtet. Der Mützenmann setzte sich und schob die Fleischbällchen von der Pfanne auf einen Teller.
    Jetzt konnte ich nur noch warten, aber es würde nicht mehr lange dauern. Ich hoffte, dass wir gerettet waren, wusste aber nicht, wie das vor sich gehen könnte. Ich nahm zwei Fleischbällchen. Es hatte aufgehört zu schneien. Es war immer noch Nacht, oder früher Morgen. Ich versuchte zu essen, aber es ging nicht. Sie fingen wieder an, meinem Vater Fragen zu stellen. Der Blonde stand plötzlich auf und drückte seine Waffe an den Kopf meines Vaters. Ich schrie, und mein Schrei war so laut, dass er fast das Geräusch von einem Auto übertönte, das sich vom Hügel im Westen her näherte, auf der Straße, die Ivar ein paar Minuten, ehe er ermordet wurde, befahrbar gemacht hatte.
    Der Blonde fuhr herum wie ein Tier. Der Mützenmann rannte zum falschen Fenster.
    »Das andere Fenster, du Idiot!«
    Der Mützenmann rannte in das Zimmer, wo die Feuerstelle im Kamin kalt und schwarz geworden war.
    »Ein Auto!«, schrie er und drehte sich zu uns um.
    »Personenwagen?«, fragte der Blonde.
    »Ich sehe nur die Scheinwerfer, verdammt.« Er sah wieder hinaus. »Was sollen wir tun?«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte der Blonde und drehte seine Waffe zur Tür.
    »So wie du das letzte Mal, oder was?«
    »Schnauze, Jock.«
    Ich hörte, wie das Auto vor der Tür bremste, vielleicht im Schnee etwas rutschte. Es musste neben dem Traktor stehen geblieben sein. Saß Ivar im Traktor, da hingesetzt … warum um Himmels willen war das Auto bis zur Tür gefahren? Begriff er nicht, was das hier drinnen für Leute waren? Hatte er meine Nachricht auf dem Handy nicht verstanden?
    Draußen rief jemand.
    »Verdammte Sch…«, sagte der Blonde.
    »Er ruft dich, Steffe!«, sagte der Mützenmann.
    »Ich höre es.«
    »Das ist ja Bolander«, sagte der Mützenmann.
    »Der sollte doch zu Hause warten«, sagte der Blonde.
    »Was macht der denn hier?«
    Der, der gekommen war, pochte an die Tür. Ich verspürte eine heftige und plötzliche Übelkeit, wie eine sich windende Schlange im Magen.
    Ich hatte ihm eine Nachricht geschickt, ihm, von dem ich wusste, dass er der Freund meines Vaters war. Mats Bolander war, soweit ich wusste, der Einzige gewesen, mit dem sich mein Vater getroffen hatte, seit meine Mutter tot war. Sie hatten eine kurze Reise zusammen unternommen, »um ein wenig nachzudenken«, wie mein Vater es ausgedrückt hatte.
    Ich hatte nichts kapiert.
    »Ich komme jetzt rein«, hörte man draußen vor der Tür.
    »Immer schön easy. Ich habe Neuigkeiten.« Es ruckte an der Tür.
    »Die ist doch zugeschlossen«, sagte der Mützenmann.
    Der Blonde ging in die Diele und drehte den Schlüssel herum, der in der Tür steckte. Mats Bolander kam herein, nach der Dunkelheit draußen musste er im Licht blinzeln.
    Mein Vater verbarg den Kopf in den Händen. Er sah aus, als wüsste er, dass jetzt alles vorbei war.
    »Was machst du denn hier, verdammt noch mal?«, fragte der Blonde.
    »Der Junge hat eine Nachricht geschickt«, sagte Bolander und zeigte auf mich.
    »Was?«
    »Der Junge hat ein Handy und er hat mir eine Nachricht geschickt«, sagte Bolander und hielt zum Beweis für das, was er gerade gesagt hatte, sein eigenes Telefon

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