Winterlicht
sie.
„Wenn ich König werde, erklären wir Charyn den Krieg“, sagte er nüchtern.
„Aber ohne Belegonia mit hineinzuziehen.“
Er nickte. Und mit einem Mal schien er mehr Platz zu haben. Die Mädchen waren zurückgetreten, nur Aldron nicht. Finnikin streckte seinen Arm über die Schulter des Gardisten. „Das mag ich“, sagte er und berührte Isaboes Haar.
„Mit kurzem Haar war ich mir selbst ähnlicher“, gab sie zu. „Aber ich vermisse dein langes Haar. Es ließ dich sanfter und netter aussehen.“
„Sanft und nett können wir sein, wenn du das Hindernis zwischen uns weggeschafft hast“, sagte er und rempelte Aldron an. „Und wenn du mir erlaubst, dich zu bewachen. Vielleicht solltest du den da vorwarnen. Ich werde dich nämlich gleich küssen.“
Als sie errötete, verliebte er sich gleich noch mehr in sie. Die Mädchen rangen nach Atem.
„Aldron“, sagte Isaboe und räusperte sich, „wenn er einverstanden ist, König zu werden, werde ich ihm erlauben, mich zu küssen. Bitte halte ihn nicht davon ab.“
Aldron dachte einen Moment nach und seufzte. Dann hielt er eine Hand in die Höhe. „Warte dort und rühr dich nicht“, befahl er Finnikin, bevor er nach einem der Gardisten auf dem Podest rief. „Frag Perri, ob er sie anfassen darf, wenn er zustimmt, König zu werden.“
In diesem Moment erhob sich großer Jubel um sie herum, der immer weiter anschwoll, während sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer über den ganzen Palasthof ausbreitete. Die Novizinnen drehten Isaboe und Finnikin den Rücken zu und bildeten einen Kreis um das Paar, sodass es vor neugierigen Blicken abgeschirmt war. Für diesen einen Augenblick befanden sie sich in einem Kokon.
„Diese Hand sagt, dass du den Rest deines Lebens mit mir verbringen wirst“, erklärte er und streckte seine Linke aus. „Und diese sagt, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringe.“ Er hielt ihr seine Rechte hin. „Wähle nun eine von beiden aus.“
Sie biss sich auf die Lippe. Tränen traten ihr in die Augen. Sie nahm seine beiden Hände in die ihren und er schauderte. „Ich werde sterben, um dich zu beschützen“, sagte er.
Sie sah bestürzt aus. „So kann nur ein Mann aus Lumatere sprechen. Doch den Tod im Mund zu führen, ob nun deinen oder meinen, ist kein guter Beginn fü r …“
Sie seufzte kurz, als er sich vorbeugte und seine Lippen sie fast berührten. „Ich werde für dich sterben“, flüsterte er.
Sie nahm sein Gesicht in die Hände. „Aber versprich mir, dass du zuerst für mich leben wirst, Liebster. Denn es liegen schwierige Aufgaben vor uns und ich brauche dich an meiner Seite.“
Lady Celie räusperte sich. „Beeil dich und küss sie endlich, Finnikin. Mein Mont-Vetter nähert sich mit erschreckender Geschwindigkeit.“
„Dann dreht Euch um, Lady Celie“, murmelte Finnikin, bevor er einen Arm um die Taille der Königin legte und sie zu sich heranzog. Sofort verschmolzen die Lippen der beiden Liebenden.
Stunden später, als beinahe alle bis auf Trevanion und die Gardisten nach Hause gegangen waren, saßen Finnikin und Lucian auf dem Dach einer Dorfkate. Zwischen ihnen lag Isaboe und schlief. Die beiden jungen Männer sprachen über die Vergangenheit: über Balthasar, über die zehn Jahre im Exil, über ihre Väter und Mütter, die sie vermissten, und über die Königin.
In der Ferne hörte Finnikin einen Ruf und ein schwacher Lichtschein erhellte den Horizont. Er beugte sich hinunter und flüsterte in Isaboes Ohr: „Wach auf!“
Er half ihr auf die Beine und schlang die Arme um sie, und sie sahen zu, wie sich das Morgenlicht über dem Königreich ausbreitete und ihr Land Stück für Stück erhellte: die Berge und die Felsen, den Fluss und das Tiefland, den Wald und den Palast. Isaboe drückte seine Hand auf ihre Brust und er fühlte das gleichmäßige Schlagen ihrer Herzen.
„Hörst du es?“, flüsterte er.
Da vernahmen sie den Gesang des Priesterkönigs, der durch das Königreich zog. Es war das Lied von Lumatere. Gemeinsam blickten sie in die heraufziehende Morgendämmerung.
„Mein König?“
„Ja, meine Königin?“
„Bring mich nach Hause.“
Danksagung
Mein Dank gilt Laura Harris, Tegan Morrison, Christine, Alesich, Marina Messiha, Clair Honeywill, Anyez Lindop, Kristin Gill und all den anderen bei Penguin , die mich sechzehn Jahre lang monogam gehalten haben.
Vielen Dank an Elizabeth Butterfield, Anna Musarra und Maria Boyd, die mich diese Geschichte laut erzählen ließen,
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